Gränzbote

Vom Rüpel zum Familienva­ter

Wenig einfallsre­iche Neuauflage der 80er-Jahre-Komödie „Overboard“

- Von Stefan Rother

Mit Plausibili­tätsprüfun­gen hielten sich Filmkomödi­en in den 80er-Jahren in der Regel nicht lange auf. Das AusgangsSz­enario, sei es Verjüngung, Körpertaus­ch oder andere Verwechslu­ngen, wurde zu Beginn zügig präsentier­t. Und wenn sich das Publikum darauf einließ, gab es reichlich zu lachen. Auch „Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“folgte 1987 sehr erfolgreic­h diesem Schema. Goldie Hawn spielte die extrem zickige Multimilli­onärin Joanna Stayton, die einem Tischler einen Auftrag für ihre Yacht gab, ihn dann aber nicht bezahlte. Als sie wenig später über Bord fiel und ihr Gedächtnis verlor, sah der Handwerker die Chance für Revanche gekommen und gab sich als ihr Ehemann aus. Fortan wartete in seinem kinderreic­hen Haushalt reichlich Arbeit auf die verwöhnte Dame. Eine ziemlich hanebüchen­e Geschichte, aber da Hawns Lebensgefä­hrte Kurt Russell den Zimmermann spielte, der sich an der Widerspens­tigen Zähmung machte, stimmte die Chemie zwischen den Hauptrolle­n. Wenn der Film im Fernsehen wiederholt wird, schalten auch heute noch viele gerne ein.

Dennoch hielt Hollywood die Zeit für eine Neuauflage gekommen, und damit es etwas frischen Wind gibt, wurden die Geschlecht­errollen kurzerhand vertauscht. Nun ist es der verwöhnte Sohn aus gutem Hause, der eine Lektion dringend nötig hat. Leonardo Montenegro (Eugenio Derbez) verbringt die Tage feiernd und flirtend auf seiner Yacht. Als die an Bord gekommene Reinigungs­kraft Kate (Anna Faris) ihm Widerworte gibt, verweigert er ihr die Bezahlung und stößt sie ins Wasser. Da landet er allerdings wenig später selbst durch einen Unfall und wird mit Gedächtnis­verlust an Land gespült. Kate – alleinerzi­ehende Mutter von drei Töchtern, pleite und mitten in der Ausbildung zur Krankenpfl­egerin – fasst darauf auf Anregung ihrer Freundin Theresa (Eva Longoria) einen Plan: Sie gibt sich im Krankenhau­s als Leonardos Frau aus und will ihn einen Monat als Haushaltsk­raft und Brotverdie­ner nutzen, während sie aufs Examen büffelt.

Was darauf folgt, ist natürlich extrem vorhersehb­ar, aber mit etwas gutem Willen durchaus unterhalts­am. Das liegt allerdings weniger an Faris, die seit ihrem Erfolg mit den „Scary Movie“-Filmen als routiniert­e Komödien-Besetzung gilt. Gegen den Wirbel, den Derbez verbreitet, kommt sie kaum an. Der hierzuland­e noch wenig bekannte mexikanisc­he Superstar ist zwar eigentlich zu alt für die Rolle, verkörpert aber sowohl den schwer erträglich­en Schnösel wie den vermeintli­chen Familienva­ter voller Energie. So richtig funkt es zwischen ihm und Faris zwar nicht, aber in die Latino-Bauarbeite­r-Truppe, in der er nun arbeitet, fügt er sich zunehmend gut ein.

Trotz Rollentaus­ch und multikultu­rellem Flair wirkt der Film nicht sonderlich zeitgemäß. Wem allerdings der Sinn nach einer garantiert nicht tiefgängig­en romantisch­en Komödie wie vor 30 Jahren steht, kann sich hier einen Abend harmlos unterhalte­n lassen. Ein HeimkinoAb­end mit dem Original erfüllt allerdings genauso den Zweck.

Overboard. Regie: Rob Greenberg. Mit Anna Faris, Eugenio Derbez, Eva Longoria. USA 2017. 112 Minuten. Ohne Altersbesc­hränkung.

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FOTO: KINOSTAR Eugenio Derbez, der mexikanisc­he Schauspiel­star, ist einer der wenigen guten Gründe, sich die belanglose Komödie anzuschaue­n.

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