Hol- und Bringverkehr am Kindergarten diskutiert
Pläne für Torhaus in Thiergarten im Gemeinderat – Anwohner sorgen sich um Mehrbelastung
TUTTLINGEN (iw) - Die überarbeiteten Pläne für das Torhaus Thiergarten, das die Tuttlinger Wohnbau in Kombination mit einem Kindergarten bauen will, sind im Gemeinderat am Montag zur Kenntnis genommen worden. Wie schon im Technischen Ausschuss (TA) ist die Verkehrsführung ein Thema gewesen. Michael Herre, Leiter Planung und Bauservice der Stadt, erteilte dem Vorschlag eine Absage, die geplante Tiefgarage über die Rußbergstraße zu erschließen.
Diese Idee hatten Ulrike Martin (LBU) und Gesine Barthel-Wottke (FDP) im TA eingebracht, da sie eine Zufahrt über die schmale Geschwister-Scholl-Straße als problematisch ansehen. Herre verwies auf städtebauliche Bedenken, aber vor allem auf diesen Punkt: Die Rußbergstraße sei seinerzeit mit Fördergeldern als Gemeindeverbindungsstraße gebaut worden mit der Bedingung, dass es keine direkten Grundstückszufahrten gebe. „Wenn wir das dennoch machen, könnte es uns auf die Füße fallen, da wir gegen die Förderbedingungen verstoßen würden“, erklärte Stadtsprecher Arno Specht auf Nachfrage unserer Zeitung.
Die Tiefgarage ist mit 38 Stellplätzen geplant, doppelt so viele, wie für die 16 Wohneinheiten vorgeschrieben sind. Laut Horst Riess, Chef der Wohnbau, sind die überzähligen Plätze mit Blick auf die anstehende Be(CDU) bauung in Thiergarten II geplant worden. Herre sagte, dass es die Überlegung gebe, die TG-Stellplätze für die Torhaus-Bewohner mit Zufahrt über die Geschwister-Scholl-Straße abzuhängen, und die überzähligen aus dem Neubaubereich anzuschließen. Allerdings versetzt, sodass die Rampe nicht direkt am Kindergarten verlaufe.
„Kinder zu Fuß bringen“
Laut Herre seien es vor allem die künftigen Bewohner des Torhauses, die in der Geschwister-Scholl-Straße und teilweise auch in der Balinger Straße zusätzlichen Zufahrtsverkehr auslösen werden. Eine Diskussion entbrannte im Gemeinderat über die Verkehrsanbindung des dreigruppigen Kindergartens. Den baut die Wohnbau und vermietet ihn an die Stadt. Während Michael Seiberlich fragte, ob es nicht möglich sei, abseits des öffentlichen Straßenraums eine kleine Vorfahrt zum Halten und Bringen der Kinder einzubauen, widersprach ihm Oberbürgermeister Michael Beck: „Sollen wir es den Eltern noch leichter machen?“, fragte er. Denn genau dieser Hol- und Bringverkehr sei eine Sorge, die die Anwohner umtreibe. Beck: „Man kann die Kinder auch mit dem Rad bringen oder zu Fuß, gerade im Wohngebiet.“Hellmut Dinkelaker (SPD) sieht das ähnlich: „Mir schwillt der Kamm.“Er verwies darauf, wie wichtig es sei, dass Kinder Wege zu Fuß an der Hand der Eltern oder Großeltern zurücklegen würden.
Die Platzgestaltung im Bereich des Kindergartens und des Graf-vonStauffenberg-Platzes liegt in städtischer Hand, führte Herre aus. Die Verwaltung hat einen Architekten zur Überplanung beauftragt. Das Ergebnis werde den Räten dann vorgestellt.
Dinkelaker fragte nach den Mietkosten im künftigen Torhaus. Die Wohnbau werde versuchen, alle Förderprogramme, die passen, anzuwenden, um einen „bestmöglichen Mietpreis“machen zu können. „Aber träumen Sie nicht mehr von 7,50 oder acht Euro“, entgegnete Riess. Die Preisentwicklung im Baugewerbe sei enorm.
Die Stadträte hatten auch den Jahresabschluss 2017 der Wohnbau auf dem Tisch (wir berichteten). HansMartin Schwarz (LBU) fragte nach der Miethöhe der Bestandswohnungen der Wohnbau, um die 1700 Stück. Rund 80 Prozent der vermieteten Wohnungen würden unter sieben Euro kalt pro Quadratmeter kosten, erklärte Riess. Weitere zehn Prozent über sieben Euro und rund 1,5 Prozent über acht Euro.
Schwarz (LBU) und Joachim Klüppel (CDU) erkundigten sich nach leerstehendem Wohnraum in der Innenstadt. „An uns wird keine einzige Wohnung herangetragen“, entgegnete Riess zu dem angeblichen Leerstand von bis zu 900 Wohnungen. Beim Kauf von Immobilien werde die Wohnbau immer wieder tätig, „wenn es Sinn macht“, so der Wohnbauchef. Als Beispiele nannte er das Burgtheater und das Café Ribler, die die Wohnbau beide gekauft hätten „damit sie nicht in falsche Hände geraten“.