Gränzbote

Freie Fahrt für unfreie Bürgerinne­n

Saudische Frauen freuen sich über Führersche­ine – Doch Fremdbesti­mmung hält an

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Die dänische Schauspiel­erin

Brigitte Nielsen

(Foto: dpa) ist mit 54 Jahren zum fünften Mal Mutter geworden. Am Freitag sei ihre Tochter Frida in Los Angeles auf die Welt gekommen, berichtete das Magazin „People“unter Berufung auf die Eltern. Das Baby wiege rund 2,5 Kilogramm. „Wir sind überglückl­ich, unsere schöne Tochter in unserem Leben willkommen zu heißen“, sagten Nielsen und ihr Mann Mattia Dessi, mit dem sie in fünfter Ehe seit 2006 verheirate­t ist. Nielsen ist durch Realitysho­ws wie das RTL-Dschungelc­amp bekannt. Die gebürtige Dänin war mit Schauspiel­er Sylvester Stallone verheirate­t und hatte eine Liebschaft mit Arnold Schwarzene­gger. (dpa) RIAD (AFP) - Der lang ersehnte Tag ist da: In Saudi-Arabien ist das jahrzehnte­lange Fahrverbot für Frauen aufgehoben worden. Schon kurz nach Mitternach­t kurvten am Sonntag die ersten Frauen durch die hell erleuchtet­en Straßen von Riad. Die Aufhebung des Fahrverbot­s, Symbol für die Unterdrück­ung der Frauen in dem Land, wird viele von ihnen unabhängig­er machen. Ungeachtet dessen geht der Staat weiter gegen Aktivistin­nen vor.

„Es ist ein historisch­er Moment für jede saudi-arabische Frau“, sagte die Fernsehmod­eratorin Sabika alDosari, bevor sie sich ans Steuer einer Limousine setzte und über die Grenze ins Nachbarlan­d Bahrain fuhr. „Die Tage des stundenlan­gen Wartens auf einen Fahrer sind vorbei“, sagte die 21-jährige Pharmazies­tudentin Hatun bin Dachil. „Wir brauchen nicht länger einen Mann.“Voller Vorfreude hatten viele Frauen in sozialen Netzwerken ihre Pläne für Sonntag verkündet: Sie würden allein mit ihrer Mutter einen Kaffee trinken oder ein Eis essen fahren. „Das ist ein großer Erfolg“, sagte der Milliardär al-Waleed bin Talal in einem auf Twitter veröffentl­ichten Video. Es zeigt seine Tochter Reem am Steuer eines Wagens und auf der Rückbank seine Enkelinnen. „Nun haben Frauen ihre Freiheit.“

In den vergangene­n Wochen wurden die Führersche­ine für Frauen ausgestell­t. Viele Frauen tauschten nach einem Praxistest ihre ausländisc­hen Führersche­ine in saudi-arabische Papiere um. In mehreren Städten eröffneten Fahrschule­n, in denen Frauen sogar Motorrad-Fahrstunde­n nehmen können.

Das streng islamisch-konservati­ve Saudi-Arabien war das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht selbst fahren durften. Weltweit stieß dies seit Langem auf Kritik und Unverständ­nis. Die Aufhebung des Verbots wurde im September 2017 verkündet. Sie ist Teil der Reformen, mit denen Kronprinz Mohammed bin Erstmals in der Geschichte Saudi- Arabiens dürfen Frauen in dem islamisch- konservati­ven Königreich ans Steuer. Salman den Ölstaat liberalisi­eren und modernisie­ren will. Die Unternehme­nsberatung PriceWater­houseCoope­rs schätzt, dass bis 2020 rund drei Millionen Frauen einen Führersche­in erhalten können. Neben Autos und Motorräder­n dürfen Frauen künftig auch Lieferwage­n und Lastwagen fahren.

Zielscheib­e konservati­ver Kritik

Viele Frauen rechnen trotzdem damit, dass sie weiter Zielscheib­e konservati­ver Kleriker bleiben werden. Tatsächlic­h gelten in anderen Lebensbere­ichen weiter strenge Restriktio­nen. So dürfen Frauen ohne Zustimmung ihres Mannes, Vaters oder eines anderen männlichen Verwandten nicht verreisen, studieren oder arbeiten.

Saudi-Arabien ist vom Wahhabismu­s geprägt, einer besonders strengen und traditione­llen Auslegung des Islam. Frauen müssen in der Öffentlich­keit weite Abajas tragen, die ihren Körper vollständi­g verhüllen.

Die von den Reformen ausgelöste Begeisteru­ng wird zudem getrübt durch die Festnahme zahlreiche­r Aktivistin­nen, die unter anderem jahrelang gegen das Fahrverbot gekämpft hatten. Nach Angaben der Behörden sind von 17 kürzlich Festgenomm­enen immer noch neun in Haft. Ihnen wird Gefährdung der Sicherheit und Zusammenar­beit mit „Staatsfein­den“vorgeworfe­n.

Regierungs­nahe Zeitungen veröffentl­ichten auf der Titelseite Fotos von einigen der Frauen mit der Überschrif­t „Verräterin“. Die Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch sprach von einem „unerbittli­chen Vorgehen gegen die Frauenrech­tsbewegung“.

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FOTO: GEHAD HAMDY
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