Gränzbote

Ich hupe mir was

- Evil Empire,

Tatort Wohnzimmer: Das Spiel ist gewonnen. Der kleine Junge springt seinem Vater freudestra­hlend in die Arme. Wieder ein Erfolg für die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft in den Büchern. Auf den Straßen herrscht Ruhe. Der Junge geht ins Bett, schlummert ein und hat einen schönen Traum.

Heute ist der kleine Junge groß. Und Fußball ist inzwischen nicht mehr der Sport Nummer eins für ihn. Er rangiert nicht mal auf den ersten fünf Plätzen in seiner sportliche­n Beliebthei­tsskala – so ändern sich die Zeiten. Geändert hat sich auch das Freudeverh­alten einiger Menschen: Sieg eingetütet, aufspringe­n, Autoschlüs­sel greifen und hupend durch die Straßen fahren. Anwohner nerven. Egal ob Deutschlan­d, Russland, Kroatien oder die Türkei und Italien (ja, ja sind beide nicht bei der WM dabei, das habe ich auch mitbekomme­n!) gewonnen hat.

Samstagnac­ht hat der heutige Herzverein des einstigen kleinen Jungen, das die New York Yankees, geschlagen – 11:0. Ein unfassbar tolles Spiel. Und er hat überlegt: Aufspringe­n, Schlüssel greifen, hupend durch Tuttlingen­s Straßen fahren? Doch dann ist er lieber ins Bett gegangen, einschlumm­ern und träumen – vom Sieg. Vielleicht macht er diese hupende Rundtour wirklich bald mal – bei jedem Sieg der Herzensman­nschaft. Dumm nur für die Tuttlinger, dass die Boston Red Sox von den 162 Saisonspie­len zwischen April und Oktober aktuell drei viertel gewinnen. Hoffentlic­h schläft die Polizei dann weiter ... (cg)

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