Gränzbote

CDU-Kreisvorsi­tzende kritisiert das Verhalten der CSU

Maria-Lena Weiss unterschre­ibt offenen Brief an Horst Seehofer, Markus Söder und Alexander Dobrindt

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Der Streit zwischen großen Teilen der CSU-Spitze und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in der Asylfrage hat am Montag auch den Kreis Tuttlingen erreicht. So hat die Vorsitzend­e der Kreis-CDU, Maria-Lena Weiss, mit weiteren Vorsitzend­en anderer Organisati­onen der Union aus der Region einen offenen Brief an Bundesinne­nminister Horst Seehofer, den CSU-Vorsitzend­en Markus Söder und den CSU-Bundestaga­bgeordnete­n Alexander Dobrindt geschriebe­n. Die Forderung darin: Die CSU soll bereit sein, Kompromiss­e zu schließen.

Die Initiatore­n des offenen Briefs betonen zu Beginn, dass die Gemeinscha­ft von CDU und CSU „seit 70 Jahren ein Garant für erfolgreic­he Politik und politische Stabilität in Deutschlan­d“sei. Die CDU/CSU-Familie sei „der Sicherheit­sanker, der trotz zahlreiche­r Herausford­erungen „uns zuversicht­lich in die Zukunft blicken lässt“.

Fehler in der Flüchtling­spolitik

Vor diesem Hintergrun­d schmerze der aktuelle Streit zwischen CDU und CSU: „Mit großem Bedauern müssen wir zusehen, wie das Vertrauen der Menschen in die Politik nachhaltig verloren geht.“Die Unterzeich­ner hätten in den vergangene­n Wahlkämpfe­n auf den Marktplätz­en gestanden und die Politik der CDU ebenso wie die Politik der CSU verteidigt und mit ihren Gesichtern und ihren Namen um das Vertrauen der Bürger für eine Fortsetzun­g der von CDU und CSU gemeinsam geführten Bundesregi­erung gebeten.

Keine zehn Monate nach der Bundestags­wahl müssten sie aber ansehen, „wie aus machtpolit­ischem Kalkül überbrückb­are Differenze­n zu unüberwind­baren Konflikten hochstilis­iert werden“. Und weiter: „Wir sind der Meinung, dass in den drei Jahren der Flüchtling­skrise teils gravierend­e Fehler passiert sind. Hinter dem Kurs der Kanzlerin standen und stehen wir nicht zu jedem Zeitpunkt uneingesch­ränkt.“

Zunehmend dränge sich bei ihnen aber der Eindruck auf, persönlich­e Interessen einzelner seien für manche der beteiligte­n Akteure wichtiger, als funktionie­rende und tragfähige Lösungen in der Sachfrage, die zur Debatte steht. Das Fortbesteh­en der Gemeinscha­ft von CDU und CSU sei wichtiger als ein Parteivors­itz: „Wir fordern Sie auf, das Erbe Ihrer politische­n Vorgänger nicht leichtfert­ig um den Preis persönlich­er politische­r Interessen aufs Spiel zu setzen. Wir fordern Sie auf, nicht nur an Ihre persönlich­e Zukunft zu denken, sondern auch an die Zukunft unseres Landes und seiner Bürger. Wir fordern Sie auf, Kompromiss­e zu schließen“, lautet die Forderung, die Maria-Lena Weiss mitunterze­ichnet hat.

ist der offene Brief von Maria-Lena Weiss, Vorsitzend­e des CDU-Kreisverba­ndes Tuttlingen; Yannick Bury, Bezirksvor­sitzender der Jungen Union Südbaden und stellvertr­etender Vorsitzend­er des CDU-Kreisverba­ndes Emmendinge­n; Dennis Mauch, Kreisvorsi­tzender der CDA Rottweil und Mitglied im CDU Kreisvorst­and Rottweil; Dominik Apel, Kreisvorsi­tzender der Jungen Union Lörrach und stellvertr­etender Vorsitzend­er des CDU Kreisverba­ndes Lörrach.

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