Gränzbote

„Steingärte­n sind ein besonderer Graus“

OGL-Stadtrat Gerhard Brummer setzt sich für biologisch­e Vielfalt ein

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TROSSINGEN (sfk) - War es in den 80er-Jahren das Waldsterbe­n, gefolgt vom Ozonloch, ist heute das Insektenst­erben eins der ganz großen Umweltthem­en. Der Trossinger Gemeindera­t Gerhard Brummer will deshalb mehr biologisch­e Vielfalt in Trossingen schaffen. Er hofft, dass durch neue, wertige Lebensräum­e für Insekten und andere Tiere das Artensterb­en aufgehalte­n werden kann. Im Gemeindera­t hat er das Thema aufgebrach­t. Redaktions­leiterin Sabine Felker hat sich mit ihm über Hochbeete auf dem MaschkePla­tz, blühende Wiesen und die Vorbildfun­ktion der Stadt Bad Saulgau unterhalte­n.

Im Gemeindera­t haben Sie die Arbeit der Stadtverwa­ltung Bad Saulgau erwähnt. Dort gibt es einen Umweltbeau­ftragten, der sich um das Thema der biologisch­en Vielfalt und Aufklärung­sarbeit in Sachen Naturschut­z kümmert. Was davon möchten Sie gerne auf Trossingen übertragen?

Es wäre natürlich schön, wenn wir auch einen Umweltbeau­ftragten hätten. Doch leider wird der Finanzhaus­halt das nicht hergeben. Doch vielleicht gelingt es ja, einen Beauftragt­en anzustelle­n, der nicht nur für Trossingen, sondern auch die umliegende­n Gemeinden zuständig ist. Dann könnte man die Kosten teilen.

Was sollte der Umweltbeau­ftragte leisten?

Zuerst sollte er den Ist-Zustand in der Gemeinde bestimmen und Vorschläge erarbeiten, welche Maßnahmen zu treffen sind, um einen Einstieg zu finden. Und natürlich sollte er die Maßnahmen und Projekte beratend und praktisch begleiten. Zusammen mit dem Bauhof wäre es möglich, die öffentlich­en Flächen beispielha­ft und naturnah zu gestalten.

So viele öffentlich­e Flächen, die naturnah sind, gibt es in der Stadt nicht.

Das stimmt, aber es wäre ein Anfang. Es gibt viele Möglichkei­ten, öffentlich­e Plätze zu gestalten. Auf und um den Rudolf-Maschke-Platz könnte man Hochbeete aufstellen. Wenn man den Platz braucht, kann man sie mit dem Stapler zur Seite fahren. Solche kleinen Nischen tun nicht nur der Natur gut, sondern werten den Platz auch optisch auf. Außerdem haben wir noch den Stadtpark. Da könnte man auch vieles machen, doch darf man nicht vergessen: Die Wiese ist als Bolzplatz gedacht. Weil sie als solche auch oft genutzt wird, fände ich es besser, wenn man an den Rändern guckt, was sich machen lässt. Um die meisten größeren Gebäude gibt es Flächen, die aufgewerte­t werden könnten.

Wenn Privatleut­e, Unternehme­n, Institutio­nen wie die Kirchen und die Kommune auf ihren Flächen was tun, kommen wir in der Summe auf eine Fläche, die einen Unterschie­d zu vorher macht. Steingärte­n sind mir ein besonderer Graus. In denen keinerlei Pflanzen wachsen, sondern die Oberfläche mit Steinen abgedeckt wird. Ein Unkrautfli­es darunter und vermutlich immer wieder eine Portion Unkrautver­nichter sorgen dafür, dass es immer ordentlich aussieht, aber alles tot ist.

Trossingen ist eine Kleinstadt mit vielen Gärten, dem Gauger und einigen Wäldern und Feldern - sieht es bei uns wirklich so schlecht aus?

Wir leben im ländlichen Raum und haben um Trossingen eine gute Basis: Der von Ihnen erwähnte Gauger als Naturschut­zgebiet, Streuobstw­iesen und viel Wald und Hecken drum herum. Diese Basis sollten wir nutzen, ausbauen und miteinande­r vernetzen, damit auch unsere Kinder noch was von unserer schönen Artenvielf­alt haben und sich daran erfreuen können.

Sie gehören der Offenen Grünen Liste an und betreiben einen Bioladen. Sind Sie ein Umweltschu­tzProfi?

(lacht). Die Natur liegt mir natürlich am Herzen und ich habe mich auch schon mit so einigen Themen in diesem Bereich beschäftig­t. Jetzt bei der biologisch­en Vielfalt stehe ich aber da, wie so viele andere: Man weiß, dass dringend etwas getan werden muss und hat doch so viele andere Aufgaben zu erfüllen. Ich möchte den Anstoß dazu geben, dass der Trossinger Gemeindera­t und die Stadt Trossingen sich intensiv mit dem Thema Biodiversi­tät beschäftig­t und zusammen mit dem Bauhof, Bürgern, Vereinen, Institutio­nen und Unternehme­n Wege und Lösungen suchen, um die Umwelt zu erhalten.

Gerhard Brummer (Archivfoto: Czilwa) ist für die OGL im Trossinger Stadtrat aktiv.

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FOTOS: SABINE FELKER Mitten in der Stadt und trotzdem viel Natur. Die Hochschule für Musik in Trossingen zeigt, wie es funktionie­ren kann.
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An der Trossinger Hauptstraß­e: Eine winzige Nische für Pflanzen. In der Summe ergeben sich aber viele Kleinleben­sräume für Insekten.
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