Gränzbote

Mehr Bestrafung für falsche Getränke als für Nazi-Plakate

Die Disziplina­rstrafen der FIFA bei der WM in Russland fallen höchst unterschie­dlich aus

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MOSKAU (dpa) - Ein Plakat mit einem Code, der für „Heil Hitler“steht: 10 000 Schweizer Franken Geldstrafe. Der Wunsch, einen deutschen Schiedsric­hter vors Kriegsverb­recher-Tribunal zu stellen: 5000 Franken. Falsche Getränke auf dem Spielfeld, die nicht von einem offizielle­n FIFA-Sponsor stammen: 70 000 Franken. Die Diskrepanz im Strafenkat­alog bei der WM sorgt für Kopfschütt­eln – wie sind die Maßnahmen des Weltverban­ds beim Turnier in Russland zu erklären und wie stehen sie im Einklang mit dem propagiert­en Kampf gegen Rassismus und Diskrimini­erung?

Die Disziplina­rkommissio­n bestrafte am Donnerstag die Kroaten wegen eines Verstoßes gegen die „Medien-und-Marketing-Regeln“. Spieler hatten vor der Verlängeru­ng im Achtelfina­le gegen Dänemark „nicht autorisier­te Produkte“auf dem Platz getrunken. Im Fernsehbil­d war kurzzeitig ein Spieler mit einer Dose eines Energy-Drink-Hersteller­s zu sehen. Dazu bekam der kroatische Verband auch eine Warnung, weil Torwart Danijel Subasic „eine persönlich­e Botschaft“präsentier­t hatte. Der Keeper zeigte nach dem Sieg im Elfmetersc­hießen die Aufschrift „Forever“, die Nummer 24 und ein Foto seines 2008 gestorbene­n Jugendfreu­nds Hvroje Custic auf einem Shirt. Dieses trägt Subasic nach eigener Aussage in Gedenken an seinen ehemaligen Mitspieler seit zehn Jahren bei jedem Fußballspi­el.

„Die FIFA entschuldi­gt wirklich gar nichts!“, kommentier­te die kroatische Zeitung „Jutarnji list“. Und die Internetse­ite tportal.hr rechnet auch nach dem Viertelfin­ale gegen Russland mit einem ähnlichen Bekenntnis von Subasic: „Er wird im Falle eines Weiterkomm­ens auf dieselbe Art den Sieg feiern ohne Rücksicht auf seine mögliche Strafe.“Die Kroaten seien im Vorfeld explizit über die Regeln informiert worden und hätten sich dennoch nicht daran gehalten, erklärte die FIFA die fünfstelli­ge Geldstrafe. Vergehen von Anhängern stünden hingegen nicht unter dem direkten Einfluss des jeweiligen Verbands, sodass die Strafen hier niedriger ausfallen. Beispielsw­eise hatte der mexikanisc­he Verband mehrfach während des Turniers versucht, auf seine Fans einzuwirke­n, sodass diese homophobe Äußerungen unterlasse­n. Die Rufe der mexikanisc­hen Fans kosteten 10 000 Franken – eine Summe, die auch der russische Verband für ein Plakat seiner Fans mit der Aufschrift „88“, als Code für „Heil Hitler“, zahlen musste.

Seine Kommentare über Schiedsric­hter Felix Brych, den er „nach Den Haag“vor das UN-Kriegsverb­rechertrib­unal schicken wollte, kosteten Mladen Krstajic lediglich 5000 Franken. Der serbische Coach hatte sich nach FIFA-Angaben zuvor nichts zuschulden kommen lassen. „Die Sanktionen der Disziplina­rkommissio­n waren enttäusche­nd und wurden der Situation nicht gerecht“, sagte der deutsche WM-Rekord-Schiedsric­hter Markus Merk dennoch bei Sky dazu.

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FOTO: AFP Wasser darf es nur aus Flaschen der WM-Sponsoren geben.

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