Gränzbote

Rock-Legenden bringen Hauch von Woodstock mit

Graham Nash und Steve Earle spielen am Sonntagabe­nd beim Honberg-Sommer und begeistern ihre Fans

- Von Manuel Schust

TUTTLINGEN - Freunde handgemach­ter Musik haben auf dem Honberg-Sommer-Festival am Sonntagabe­nd ein ganz besonderes Highlight bestaunt. Mit Graham Nash und Steve Earle spielten zwei echte Legenden in der Tuttlinger Burgruine, die mit einer Mischung aus neuen Songs und Klassikern das Publikum schnell für sich gewinnen konnten.

Bereits um 19 Uhr betreten zunächst Steve Earle und seine Band „The Dukes“die Bühne. Der 63-jährige Amerikaner und seine Mitstreite­r lassen bei den Zuschauern im Festzelt schnell ein echtes NashvilleG­efühl aufkommen. Wer die Augen schließt, wähnt sich in der berühmten „Music City“in den USA und spürt den Geist der Countrymus­ik auflodern. Doch Earle und seine Band lassen mit zwei Gitarren, Schlagzeug, Bass und Geige mühelos auch andere Stile in ihren Songs hervorsche­inen. Unüberhörb­ar lassen sich auch Spuren aus Rock- und Folkmusik finden.

Nachdem Earle zunächst einige Songs von seinem jüngsten Album „So You Wanna Be An Outlaw“präsentier­t, folgen im weiteren Verlauf des Abends auch Klassiker wie „Copperhead Road“oder „Johnny Come Lately“aus seiner erfolgreic­hsten Zeit Ende der 1980er-Jahre. Nach Millionen verkaufter Tonträger folgte für Earle Anfang der 1990er der Karrierekn­ick durch seine schwere Alkohol- und Heroinsuch­t. Doch dem, für sein soziales und politische­s Engagement bekannten, Sänger, Songwriter, Autor und Schauspiel­er gelingt das Comeback: 2005 erhält er in der Kategorie „Bestes Folk-Album“eine Grammy-Auszeichnu­ng.

Wie in Woodstock

Das Publikum im Festzelt quittiert den Auftritt des großen Songwriter­s mit tosendem Applaus, und es wird das ganze Set durchgehen­d rhythmisch mitgeklats­cht. Seinen Auftritt beendet Earle mit dem Jimi HendrixCov­er „Hey Joe“. Alleine die Erwähung des Namens Woodstock genügt, um vor dem inneren Auge einen Film abspielen zu lassen. Das im August 1969 veranstalt­ete Festival steht für einen heftigen kulturelle­n Bruch und den Höhepunkt der USHippiebe­wegung. Als Mittzwanzi­ger ist Graham Nash auf dem Kult-Festival mit seiner Supergrupp­e „Crosby, Stills and Nash“aufgetrete­n. Schon seit den späten 1960er-Jahren feiert er weltweit erfolgreic­he Hits.

Seinen Auftritt in Tuttlingen eröffnet Nash gleich zu Beginn mit den zeitlosen Evergreens „Busstop“, „Marrakesh“und „I Used To Be A King“.

Dem aus dem Publikum gerufenen „You are terrific“kann man sich vorbehalts­los anschließe­n. Auch mit 76 Jahren klingt Nashs helle, leicht rauschende Stimme unvergleic­hlich gut. Das Lob gibt er indes an den Soundmaste­r Kevin weiter und verkündet augenzwink­ernd, dass eigentlich das Playback laufe. Über den gesamten Abend wird frenetisch mitgeklats­cht und mitgesunge­n. Der eigentlich aus dem englischen Blackpool stammende Nash, der seit einigen Jahren US-Staatsbürg­er ist, wirkt noch immer so fit und tatkräftig wie ein 30-jähriger Mann. Für die Älteren im Publikum gleicht der Auftritt einer Zeitreise. Und einige jüngere Zuhörer bekommen ein Gespür dafür, wie es wohl damals in Woodstock gewesen sein muss.

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FOTOS: V.GERARDS/ S. SCHWÖRER Die Musikerleg­enden Steve Earle (links) und Graham Nash konnten auf dem Honberg das Publikum für sich gewinnen.
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