Gränzbote

Bunt und bedroht

Naturliebh­aber Willi Betting stellt im Denkinger Rathaus die heimische Flora vor

- Von Herlinde Groß

DENKINGEN - Mit seiner Botanische­n Ausstellun­g verzaubert Willi Betting das Denkinger Rathaus mit vielen Fotos, getrocknet­en Blumen, Gräsern und sonstigen Pflanzen sowie lebendem Anschauung­smaterial in eine wahre Blumenwies­e. Zum Jubiläum „1200 Jahre Denkingen“will der exzellente Kenner der heimischen Natur und Landschaft mit dieser „Botanikaus­stellung“einen Querschnit­t der heimischen Pflanzen und vorwiegend der Blumenwelt den Besuchern nahe bringen.

Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer zeigte sich bei der Eröffnung begeistert über die vielseitig­en Naturfotos und über die große Anzahl der Besucher zur Vernissage. Dies zeige, dass die Menschen noch Interesse an der Natur hätten. „Die bunten Fotos zeigen die Vielfalt unserer Pflanzenwe­lt mit zum Teil sehr seltenen Pflanzen; und viele sind bereits auf unserer Gemarkung nicht mehr zu finden“, stellte Wuhrer fest. Die Jungmusike­r Elias Bronner, Bastian Ruf und Marvin Hörmle spielten zur Einstimmun­g das Musikstück „Vorhang auf “und „Kurz und knackig“.

Es gibt vermutlich keine Blume in Feld, Wald und Natur auf der Gemarkung, die nicht von Willi Betting fotografie­rt wurde und in der Ausstellun­g zu sehen ist. Was er in den vergangene­n 20 Jahren in der Natur fotografie­rt hat, habe sein Stiefsohn Martin am PC bearbeitet und geordnet. Ihm und seiner ganzen Familie, die hinter der Arbeit stecken, gebühre deshalb Dank, betonte Willi Betting zur Ausstellun­gseinführu­ng.

Für ihn sei es sehr wichtig, zum einen die Vielfalt der Natur zu zeigen, zum anderen aber auch darauf hinzuweise­n, wie sie bedroht ist, zum Beispiel weil gnadenlos gemäht werde, ob drei oder sogar viermal. Um dies zu erreichen, müsse natürlich auch eine Menge Dünger ausgestreu­t werden. So hätten Bienen und Schmetterl­inge keine Chancen mehr. „Da kann keine Blume mehr wachsen“, bedauert der Naturliebh­aber Betting.

So blieben meistens nur noch die Wegränder übrig, wo sich eine schöne Fauna entwickeln könne. Betting ist dafür, nur dort zu mähen, wo es notwendig ist. Dank der bestehende­n Naturschut­zgebiete könne einiges noch erhalten werden.

Willi Betting hatte auch einige Pflanzenex­emplare mit im Gepäck und stellte diese vor.

Der Schwalbens­chwanz sei gut für die Nerven, zeigte er auf. Die Kohldistel kam früher als Leckerbiss­en bei den armen Leuten auf den Tisch. Für extra schöne Blumensträ­uße ist der Frauenmant­el geeignet. Wenn eine Dame von hohem Adel ihres Ritters überdrüssi­g wurde, so erzählte Betting, dann nahm sie drei bis vier Blätter des gelben Eisenhuts (der giftigsten Pflanze in Europa) und mischte diese unter den Salat. – Der Erfolg war hundertpro­zentig. Diese giftige Pflanze gebe es tatsächlic­h noch im Naturschut­zgebiet unterhalb des Klippeneck­s.

Heilpflanz­e Beifuß ist nicht mehr aufzufinde­n

Auch das Kreuzkraut sei gefährlich für Mensch und Vieh. Da es sehr stark im Vormarsch ist, wurden sogar Aktionen zur Ausrottung ins Leben gerufen, erinnert Willi Betting. Vorsicht sei auch geboten, da es oft mit dem Johanniskr­aut verwechsel­t werde. Leider habe er die Heilpflanz­e Beifuß nach langem Suchen nicht mehr gefunden. Dafür stieß er auf eine Gruppe des Doldenblüt­lers Riesenbäre­nklau oder auch Herkulesst­aude. Obwohl die große Blütendold­e getrocknet sehr schön aussieht, ist diese Pflanze in Verbindung mit Sonne sehr gefährlich. Durch bloßes Berühren können schmerzhaf­te Quaddeln und Blasen entstehen, die schlecht heilen und Verbrennun­gen ähnlich sind.

Doch konnte Betting nur einen Teil seiner mitgebrach­ten Pflanzen vorstellen. Auf einem Rundgang durch die Ausstellun­g konnte diese an Hand der Fotos dann ausgemacht werden. In der Ausstellun­g ist alles systematis­ch angeordnet: Welche Pflanzen wachsen in geschützte­n Gebieten, oder auf dem Ödland? Dann gibt es auf der Gemarkung verschiede­ne Distelarte­n und auch Enziane, die allerdings fast nur im Naturschut­zgebiet Klippeneck vorkommen. Hier wachsen auch der gelbe Enzian, Händelwurz und der Hochgebirg­shahnenfuß. Auch Orchideen sind zu entdecken. Allerdings sei der Frauenschu­h gänzlich verschwund­en, so Willi Betting. .

Die Ausstellun­g ist bis zu den Sommerferi­en zu den Öffnungsze­iten des Rathauses zu besichtige­n: Montag 14-16.30 Uhr, Dienstag-Freitag 8 bis 11.30 Uhr, Donnerstag 14-18.30 Uhr.

 ?? FOTO: ALOIS GROSS ?? Willi Betting erklärt anhand eines Zweiges der Tollkirsch­e (Altrope belladonna) die Giftigkeit der Pflanze.
FOTO: ALOIS GROSS Willi Betting erklärt anhand eines Zweiges der Tollkirsch­e (Altrope belladonna) die Giftigkeit der Pflanze.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany