Gränzbote

Mentaltrai­ning als Lebenseins­tellung

Ex-Spitzen-Biathletin Simone Hauswald hält Vortrag beim Sportkreis Tuttlingen

- Von Manuel Schust

● SEITINGEN-OBERFLACHT - Die ehemalige Biathlon-Weltmeiste­rin und Olympia-Medailleng­ewinnerin Simone Hauswald hat am Freitag im Gemeindeze­ntrum in SeitingenO­berflacht einen Vortrag zum Thema „Mentaltrai­ning – nicht nur für Sportler, sondern fürs Leben“gehalten. Bei der vom Sportkreis Tuttlingen organisier­ten Veranstalt­ung informiert und inspiriert die 39-Jährige über hundert interessie­rte Zuhörer.

„Mentaltrai­ning ist für mich eine Lebenseins­tellung“, verkündet Simone Hauswald gleich zu Beginn des Vortrags. Nachdem die frühere TopBiathle­tin ihre Sportkarri­ere im Jahr 2010 beendet hat, ist sie Mutter von mittlerwei­le sechs Jahre alten Zwillingen geworden und hat sich zur Mentaltrai­nerin ausbilden lassen. Besonders während ihrer letzten beiden Jahre als Sportlerin habe sie sich intensiver mit dem Thema auseinande­rgesetzt und darauf ihre größten sportliche­n Erfolge erreichen können. Vom Mentaltrai­ning könnten aber nicht nur Leistungss­portler profitiere­n. Durch Entspannun­g, Achtsamkei­t, Konzentrat­ion, Kraft der Gedanken und Eigenveran­twortung könnte jeder sein Leben als Schöpfer selbst in die Hand nehmen.

Die Geschichte vom Elefanten

Nach einer einleitend­en Entspannun­gsübung erzählt Simone Hauswald die Geschichte vom „Elefanten vor dem Zirkuszelt“, der an einen Pflock angekettet ist. Obwohl das große Tier sich mit Leichtigke­it von seinen Fesseln befreien könnte, akzeptiert es seine Ohnmacht. Früheres

Scheitern hat den Elefanten träge und die Fesseln zur Gewohnheit werden lassen. „Auch wir bewegen uns oft, als wären wir an Hunderte von Pflöcken gebunden“, erläutert Hauswald. Unser Leben sei von der frühkindli­chen Erinnerung geprägt, dass wir vieles nicht schaffen könnten. Mentaltrai­ning sei als Möglichkei­t zu verstehen, die Komfortzon­e hinter sich zu lassen und Veränderun­gen einzuleite­n. Der innere Schweinehu­nd, der die Menschen häufig daran hindere, sein gewohntes Terrain zu verlassen, sei eigentlich nur ein Angsthase.

Das Lebensdrei­eck werde von Körper, Geist und Emotionen gebildet. Alle drei Teilaspekt­e seien miteinande­r

verknüpft und würden sich aufeinande­r auswirken. Alleine durch das Denken könne der Mensch Prozesse in Gang setzen, die sich auf den Körper auswirken: „Neuland beginnt im Kopf und führt über das Herz zum Handeln“, betont sie.

Schießübun­gen auf dem Sofa

Die Neurowisse­nschaft stecke beim Thema Mentaltrai­ning noch in den Kinderschu­hen. Doch regelmäßig­e Meditation verändere nachweisli­ch das Gehirn genauso wie körperlich­es Training Muskeln wachsen lasse. Es gebe die Möglichkei­t, ein gutes Gefühl alleine durch die Vorstellun­gskraft zu aktivieren: „Dem Gehirn ist es egal, ob man etwas tatsächlic­h

ausführt oder sich nur vorstellt. Es passiert genau das Gleiche.“

Simone Hauswald erzählt, dass sie in ihrer Zeit als aktive Sportlerin, irgendwann „auf dem Sofa geschossen“hätte, um ihre Zeitstrukt­uren zu ändern. In Gedanken sei sie die gleichen Abläufe wie am Schießstan­d durchgegan­gen und habe nach einiger Zeit signifikan­te Verbesseru­ngen feststelle­n können.

Durch das Zusammenwi­rken von Anekdoten aus ihrem Leben, praktische­n Atem- und Meditation­sübungen und anschaulic­hen Erklärunge­n gelingt es Simone Hauswald, einen lebendigen Vortrag zu halten, der viele neugierige und zugleich entspannte Zuhörer zurückläss­t.

 ?? FOTO: MANUEL SCHUST ?? Simone Hauswald hält am Freitagabe­nd auf Einladung des Sportkreis­es Tuttlingen in Seitingen-Oberflacht einen Vortrag zum Mentaltrai­ning.
FOTO: MANUEL SCHUST Simone Hauswald hält am Freitagabe­nd auf Einladung des Sportkreis­es Tuttlingen in Seitingen-Oberflacht einen Vortrag zum Mentaltrai­ning.
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