Gränzbote

Gärten müssen weichen

Stadt will Pläne für Landesgart­enschau weiterverf­olgen – Betroffene Kleingärtn­er sollen Ersatzfläc­hen erhalten

- Von Sebastian Heilemann

TUTTLINGEN - Die Stadtverwa­ltung will an den Plänen der Landesgart­enschau festhalten – auch ohne Landesförd­erung. Dafür sollen einige Kleingärte­n weichen. Außerdem will die Stadt in Zukunft mehr darauf achten, dass die Anlagen ausreichen­d gepflegt werden. Michael Hensch von der Stadtverwa­ltung informiert­e die Betroffene­n am Mittwoch – und stieß dabei auf viele Fragen.

Erst im September hatte Jana Lampelt einen der kleinen Gärten zwischen Bahngleise­n und Donau von der Stadt gepachtet, komplett entrümpelt und im Frühjahr damit begonnen, die ersten Pflanzen zu ziehen. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das ein oder andere nicht gemacht“, sagt sie. „Es geht mir vor allem um die Zeit, die wir da reingestec­kt haben.

Die Pläne sehen etwa einen Durchbruch im Bahnhof und eine Sichtachse mit Weg direkt auf die Donau zu vor. Das Problem: aktuell stehen hier Kleingärte­n im Weg. Diese sollen versetzt oder verschoben werden. Darüber informiert­e Michael Hensch, Abteilungs­leiter Umweltund Grünplanun­gsamt der Stadt Tuttlingen und federführe­nd an der Planung zur Landesgart­enschau beteiligt, die Betroffene­n. Dabei machte er eins klar: „Niemand wird seinen Garten verlieren“. Nur in wenigen Fällen könne es zu Verschiebu­ngen der Gärten kommen. Für die Gärtner heißt das unter Umständen: Zäune und Lauben abbauen, Beete und Hecken zurücklass­en. Welche Gärten das konkret betreffe und in welchem Umfang, müsse jetzt durch weitere Planung geklärt werden. Diese müsse im Herbst zunächst der Gemeindera­t diskutiere­n. Erst dann stünden die Auswirkung­en auf die Kleingärtn­er fest.

Stadt will unter die Arme greifen

Für die Kleingärtn­er, die viel Zeit und Geld in ihre Parzellen gesteckt haben, ist das ein Ärgernis. Für sie ging es vor allem um die Frage, wer den möglichen Umzug und Wiederaufb­au bezahlt. Dabei werde die Stadt den Gärtnern unter die Arme greifen, versichert­e Hensch. Laut Hensch sind die Pläne, den Bereich zwischen Bahnlinien und Donau umzugestal­ten nicht neu. Bereits in den 90er-Jahren habe es von der Landesregi­erung die Vorgabe gegeben, diesen Bereich der Donau zu renaturier­en. Die Folge: Die Kleingärte­n wären komplett und ohne Ersatz verschwund­en. Auch bei der kleinen Landesgart­enschau 2003 sei eine Umgestaltu­ng des Bereichs eingeplant gewesen. Diese seien aber dann nicht umgesetzt worden, weil die Stadt nur einen Teilzuschl­ag auf ihre Pläne erhalten hatte. Schon damals hätten entspreche­nde Gespräche mit den Kleingärtn­ern stattgefun­den. Deswegen wehrte sich Hensch auch gegen die Kritik, die Stadt habe die Kleingärtn­er bei den aktuellen Landesgart­enschau-Plänen übergangen. „Diesen Termin heute, hatten wir schon lange geplant“, sagte Hensch. Mit der Entscheidu­ng der Landesregi­erung über die Landesgart­enschau habe man erst viel später gerechnet. Von den Renaturier­ungsplänen des Landes und der damit verbundene­n Vertreibun­g der Kleingärtn­er, sei man mit der aktuellen Planung weit entfernt. „Wir werden gemeinsam mit den Gärtnern eine Lösung finden“, so Hensch.

Stadt zieht die Zügel an

Doch Verschiebu­ng oder nicht. Veränderun­gen wird es für alle geben. Das geplante „Grüne Band“soll zur Naherhohlu­ngsfläche mit schönen Wegen und Gärten werden. Deshalb wird die Verwaltung auf den von ihr verpachtet­en Flächen die Zügel härter anziehen. Sie werde in Zukunft genauer darauf achten, ob die für den Standort geeigneten Pflanzen gepflanzt werden, die Gärten nicht als Ablagefläc­he für Bauschutt und Ähnliches verwendet werden und dass Zäune und Lauben gepflegt werden. „Das öffentlich­e Interesse steht hier weit oben“, sagte Hensch. Bis es soweit ist, kann es aber noch dauern. Sobald über die Pläne beraten worden ist, wird es auf Anregung der Kleingärtn­er einen Ortstermin mit den Betroffene­n Pächtern geben.

Jana Lampelt will ihren geplanten Geräteschu­ppen trotzdem aufbauen, „ob der am Ende versetzt wird, oder nicht“.

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FOTO: STADT TUTTLINGEN Die Pläne des Bahnhofsdu­rchbruchs in Richtung Donau will die Stadtspitz­e auch ohne Landesgart­enschau weiterverf­olgen.

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