Gärten müssen weichen
Stadt will Pläne für Landesgartenschau weiterverfolgen – Betroffene Kleingärtner sollen Ersatzflächen erhalten
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TUTTLINGEN - Die Stadtverwaltung will an den Plänen der Landesgartenschau festhalten – auch ohne Landesförderung. Dafür sollen einige Kleingärten weichen. Außerdem will die Stadt in Zukunft mehr darauf achten, dass die Anlagen ausreichend gepflegt werden. Michael Hensch von der Stadtverwaltung informierte die Betroffenen am Mittwoch – und stieß dabei auf viele Fragen.
Erst im September hatte Jana Lampelt einen der kleinen Gärten zwischen Bahngleisen und Donau von der Stadt gepachtet, komplett entrümpelt und im Frühjahr damit begonnen, die ersten Pflanzen zu ziehen. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das ein oder andere nicht gemacht“, sagt sie. „Es geht mir vor allem um die Zeit, die wir da reingesteckt haben.
Die Pläne sehen etwa einen Durchbruch im Bahnhof und eine Sichtachse mit Weg direkt auf die Donau zu vor. Das Problem: aktuell stehen hier Kleingärten im Weg. Diese sollen versetzt oder verschoben werden. Darüber informierte Michael Hensch, Abteilungsleiter Umweltund Grünplanungsamt der Stadt Tuttlingen und federführend an der Planung zur Landesgartenschau beteiligt, die Betroffenen. Dabei machte er eins klar: „Niemand wird seinen Garten verlieren“. Nur in wenigen Fällen könne es zu Verschiebungen der Gärten kommen. Für die Gärtner heißt das unter Umständen: Zäune und Lauben abbauen, Beete und Hecken zurücklassen. Welche Gärten das konkret betreffe und in welchem Umfang, müsse jetzt durch weitere Planung geklärt werden. Diese müsse im Herbst zunächst der Gemeinderat diskutieren. Erst dann stünden die Auswirkungen auf die Kleingärtner fest.
Stadt will unter die Arme greifen
Für die Kleingärtner, die viel Zeit und Geld in ihre Parzellen gesteckt haben, ist das ein Ärgernis. Für sie ging es vor allem um die Frage, wer den möglichen Umzug und Wiederaufbau bezahlt. Dabei werde die Stadt den Gärtnern unter die Arme greifen, versicherte Hensch. Laut Hensch sind die Pläne, den Bereich zwischen Bahnlinien und Donau umzugestalten nicht neu. Bereits in den 90er-Jahren habe es von der Landesregierung die Vorgabe gegeben, diesen Bereich der Donau zu renaturieren. Die Folge: Die Kleingärten wären komplett und ohne Ersatz verschwunden. Auch bei der kleinen Landesgartenschau 2003 sei eine Umgestaltung des Bereichs eingeplant gewesen. Diese seien aber dann nicht umgesetzt worden, weil die Stadt nur einen Teilzuschlag auf ihre Pläne erhalten hatte. Schon damals hätten entsprechende Gespräche mit den Kleingärtnern stattgefunden. Deswegen wehrte sich Hensch auch gegen die Kritik, die Stadt habe die Kleingärtner bei den aktuellen Landesgartenschau-Plänen übergangen. „Diesen Termin heute, hatten wir schon lange geplant“, sagte Hensch. Mit der Entscheidung der Landesregierung über die Landesgartenschau habe man erst viel später gerechnet. Von den Renaturierungsplänen des Landes und der damit verbundenen Vertreibung der Kleingärtner, sei man mit der aktuellen Planung weit entfernt. „Wir werden gemeinsam mit den Gärtnern eine Lösung finden“, so Hensch.
Stadt zieht die Zügel an
Doch Verschiebung oder nicht. Veränderungen wird es für alle geben. Das geplante „Grüne Band“soll zur Naherhohlungsfläche mit schönen Wegen und Gärten werden. Deshalb wird die Verwaltung auf den von ihr verpachteten Flächen die Zügel härter anziehen. Sie werde in Zukunft genauer darauf achten, ob die für den Standort geeigneten Pflanzen gepflanzt werden, die Gärten nicht als Ablagefläche für Bauschutt und Ähnliches verwendet werden und dass Zäune und Lauben gepflegt werden. „Das öffentliche Interesse steht hier weit oben“, sagte Hensch. Bis es soweit ist, kann es aber noch dauern. Sobald über die Pläne beraten worden ist, wird es auf Anregung der Kleingärtner einen Ortstermin mit den Betroffenen Pächtern geben.
Jana Lampelt will ihren geplanten Geräteschuppen trotzdem aufbauen, „ob der am Ende versetzt wird, oder nicht“.