Gränzbote

Die Bundesliga wird zur Ausbildung­sliga

Fünf deutsche Clubs stellen Spieler fürs WM-Finale, die Hauptrolle spielen aber eher die, die nicht mehr da sind – Internatio­nal sind ohnehin andere Ligen interessan­ter

-

MOSKAU (dpa) - Die Liga der Weltmeiste­r wird zur Ausbildung­sliga der Topstars. Zwar fiebern gleich fünf Bundesligi­sten am Sonntag im WM-Finale von Moskau (17 Uhr/ ZDF) noch mit ihren Spielern, die Weltmeiste­r werden können, doch im Turnier dominieren eher die früheren Profis aus der höchsten deutschen Spielklass­e. Kroatiens Siegtorsch­ütze gegen England Mario Mandzukic (früher Wolfsburg und Bayern), der überragend­e Ivan Perisic (früher Dortmund und Wolfsburg) und Mittelfeld­spieler Ivan Rakitic (Ex-Schalke) überragten in ihrer Mannschaft und führten sie ins WMEndspiel, Belgiens Kevin De Bruyne, einst bei Werder Bremen und in Wolfsburg, stieß während der WM in die Riege der absoluten Weltstars vor.

Nach einem höchst durchwachs­enen Turnier mit dem frühen deutschen Aus gerät zumindest das Finale etwas versöhnlic­h. Mit offiziell sechs Profis liegt die Bundesliga gleichauf mit der Premier League hinter der französisc­hen Ligue 1, der spanischen Primera División (jeweils 10) und der italienisc­hen Serie A (7).

Doch auch das kann nicht vollends über das enttäusche­nde Turnier hinwegtäus­chen. Auch wenn der FC Bayern als einziger Club neben Inter Mailand in jedem WM-Finale seit 1982 mit mindestens einem Profi vertreten war, verbuchten die zehn Münchner Feldspiele­r in Russland keinen einzigen Treffer.

Frankreich­s Corentin Tolisso kann die schaurige Bilanz nun noch ein wenig retten, auch wenn der Mittelfeld­spieler bislang nur zweimal von Beginn an ran durfte. Stuttgarts Benjamin Pavard ist hingegen Stammspiel­er bei der Équipe tricolore und hatte mit dem Außenristk­naller gegen Argentinie­n einen bleibenden Moment für die WM-Highlights. Ob er beim VfB und in der Bundesliga bleibt, ist offen.

Kroatien hat mit Ante Rebic (Eintracht Frankfurt), Tin Jedvaj (Bayer Leverkusen) und Andrej Kramaric (Hoffenheim) drei Bundesliga­spieler im Kader. Zudem war Kroatiens Marko Pjaca bis zum Saisonende noch an den FC Schalke 04 ausgeliehe­n.

Ungemach droht der Bundesliga aber auch von anderer Seite: Durch den Transfer-Coup von Juventus mit der Verpflicht­ung von Cristiano Ronaldo könnte nun auch die Serie A im internatio­nalen Interesse vorbeizieh­en. Für den Sportmarke­ting-Experten Philipp Klotz hat die Bundesliga mit Ronaldos Wechsel jedenfalls an Strahlkraf­t verloren. „Sieht man sich die Top-Spieler der WM an, spielt die Bundesliga nicht die erste Geige“, sagte der Geschäftsf­ührer des Fachmagazi­ns „Sponsors“dem „Hamburger Abendblatt“. Und weiter: „Ein Mbappé und Neymar spielen in Frankreich, ein Messi, ein Griezmann und ein Suárez in Spanien – über die Premier League brauchen wir nicht zu reden. Und in Italien spielt jetzt schon mal Ronaldo“, sagte Klotz. Der Sportmarke­ting-Experte meinte: „Man muss konstatier­en, dass die Bundesliga aus dieser Perspektiv­e nur noch Nummer fünf in Europa ist.“Im Weltfußbal­l interessie­rten vor allem Topstars, und die habe die Bundesliga nicht vorzuweise­n. Das sei „ein strategisc­her Nachteil.“

 ??  ??
 ?? FOTO: DPA ?? Frankreich­s WM-Star in VfB-Diensten: Benjamin Pavard.
FOTO: DPA Frankreich­s WM-Star in VfB-Diensten: Benjamin Pavard.

Newspapers in German

Newspapers from Germany