Gränzbote

Das kann das Made-in-Germany-Smartphone

Das Gigaset GS185 klingt zwar sehr unauffälli­g, hat aber einige interessan­te Details zu bieten

- Von Till Simon Nagel

BERLIN/BOCHOLT (dpa) - „GS185 Made in Germany“steht ganz klein auf der nachtblau-metallisch­en Rückseite des Smartphone­s von Gigaset. Der mit 179 Euro sehr günstige Mittelklas­se-Androide mit Metallgehä­use und 5,5 Zoll großem HD-Bildschirm (720 zu 1440 Pixel) läuft im niederrhei­nischen Bocholt nahe der Grenze zu den Niederland­en vom Band. Hier schrauben hochmodern­e Industrier­oboter und einige Facharbeit­er die in Fernost hergestell­ten Einzelteil­e zusammen. Die Menschen erledigen dabei überwiegen­d Qualitätsk­ontrolle und Verpackung, 70 Prozent der Arbeit ist automatisi­ert.

Unauffälli­ge Optik

Rein optisch ist das Made-in-Germany-Smartphone unauffälli­g. Gigasets Marketing preist es als das Smartphone für „Qualitätss­pießer“an - mit hemdsärmel­igem Gartenzwer­g. Das Aluminiumg­ehäuse hat sanft gerundete Kanten, die Rückseite wird von zwei Kunststoff­bändern durchbroch­en, damit die Antennen nicht hinter Metall sitzen. Außerdem gibt es einen recht weit oben positionie­rten Fingerabdr­ucksensor. Alles in allem erinnert das Design ein wenig an Apples iPhone 6.

Im Inneren des GS185 steckt erprobte Technik. Ein Vierkernpr­ozessor von Qualcomm mit LTE, 16 Gigabyte (GB) Speicherpl­atz und 2 GB Arbeitsspe­icher. Mit WLANNetzen verbindet sich das GS185 nur über das 2,4-Gigahertz-Band, Strom und Datenausta­usch erfolgt über den veralteten Micro-USB-Anschluss Typ B. Bei den meisten neueren Android-Modellen ist mittlerwei­le USB-C Standard.

Keine sonderlich beeindruck­ende Hardware also. In Verbindung mit dem sehr aktuellen Android 8.1 genehmigt sich das GS185 im Alltag an vielen Stellen eine kaugummizä­he Viertelsek­unde extra für viele Aktionen. Das Telefon per Fingeraufl­egen zu entsperren, dauert einen Augenblick, der Kamera-Start auch, ebenso die Ladezeiten für aufwendige Spiele-Apps. Wirklich schlimm auffällig ist das aber nur im Vergleich zu aktuellen Spitzenmod­ellen.

Kamera mit Schwächen

Einen gemischten Eindruck hinterläss­t die Kamera. Der 13-MegapixelS­ensor und die simple, aber praktische Kamera-App liefern an sich gute Ergebnisse. Die Bilder sind scharf, die Kontraste deutlich. Vor allem im HDR-Modus schießt das GS185 überrasche­nd schöne Fotos. Auch der Porträtmod­us für Bilder mit Hintergrun­dunschärfe funktionie­rt tadellos.

Einziges Problem: Manchmal löst die Kamera unverzügli­ch aus, bei anderen Bildern genehmigt sie sich eine Sekunde oder braucht etwas länger, um den richtigen Fokus zu finden. Ein richtiges System dahinter lässt sich nicht erkennen. Für Selfies ist an der Vorderseit­e ebenfalls ein 13-Megapixel-Kamerasens­or mit LED-Blitz installier­t.

Aber genug gewundert, denn trotz mancher mit dem geringen Kaufpreis verbundene­r Einbußen macht das GS185 durchaus eine gute Figur. Der mit 16 GB sehr knapp bemessene interne Speicher lässt sich um 256 GB erweitern, außerdem ist das Gerät Dual-SIM-fähig, kann also mit zwei SIM-Karten bestückt werden.

Der Hauptsteck­platz unterstütz­t auch Voice over LTE und Voice over Wifi, kann also Telefonges­präche auch über das LTE-Netz und WLAN-Netze abwickeln. Das ist vor allem dann praktisch, wenn der eigene Netzbetrei­ber am Wohnort oder Arbeitspla­tz nur ein schwaches Signal hat. Hinzukommt ein mit 4000 Milliamper­estunden reichlich bemessener Akku und ein Klinkenste­cker für Kopfhörer oder das mitgeliefe­rte Headset.

Ein weiteres interessan­tes Detail ist das Betriebssy­stem. Gigaset verwendet hier pures Android von Google, ohne es mit einer eigenen Oberfläche zu verzieren. Das sorgt für wenig aufregende Optik, dafür ist aber alles auf dem neuesten Stand. Ab Werk wird das GS185 mit dem aktuellen Android 8.1 ausgeliefe­rt, manches Oberklasse-Modell zum vierfachen Preis ist noch nicht auf diesem Softwarest­and.

Preis kann sich sehen lassen

Fazit: Nein, wirklich aufregend ist das Gigaset GS185 nicht. Muss es auch nicht sein. Es liefert vielmehr ein rundes Gesamtpake­t mit langer Laufzeit, ausreichen­der Leistung und schlichter Eleganz.

Dazu gibt es ein topaktuell­es Betriebssy­stem und pfiffige Details zu einem sehr konkurrenz­fähigen Preis von 179 Euro. Allen anfänglich­en Zweifeln zum Trotz vermisst man nach einer Woche mit dem GS185 kaum eine Funktion des sonst genutzten Google-Smartphone­s für 900 Euro. Das GS185 ist eine Reduktion auf das Wesentlich­e und reicht für die meisten Nutzer vollkommen aus.

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FOTO: DPA Große Hände von Vorteil: Der Fingerabdr­ucksensor auf dem GS185 ist recht weit oben positionie­rt.

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