Gränzbote

„Musik ist eine Art universell­e, emotionale Sprache“

Henning Rümenapp von den Guano Apes über die Weiterentw­icklung der Band seit ihrem großen Erfolg Ende der 90er

-

TUTTLINGEN - Im Jahre des Herrn 1994 gründete sich eine Band mit dem seltsamen Namen Guano Apes. Heute sind sie für viele 70er Jahrgänge Legenden und spielen im natürlich ausverkauf­ten Festivalze­lt auf dem Honberg. Gitarrist Henning Rümenapp gab unserer Mitarbeite­rin Valerie Gerards von der Gränzbote-Berg-Redaktion ein Interview.

Wie gefällt Dir die intime Atmosphäre hier auf dem Honberg?

Super! Ich kenne Tuttlingen in der Tat ein bisschen, weil ich viele Jahre lang mit einem Förderproj­ekt in Trossingen war und wir in Tuttlingen immer ein kleines Clubkonzer­t im Rittergart­en gemacht haben. Ich habe den Berg immer schon gesehen, aber mir war nicht bewusst, dass es hier oben so ein schönes Sommerfest­ival gibt.

Ihr habt Euch vor 24 Jahren gegründet – wie viel von den alten Guano Apes steckt noch in der Band?

Alles von den Alten steckt in uns. Ob man will oder nicht, man schleppt das immer mit sich herum. Wir sind ganz froh und dankbar darüber, dass es nach 24 Jahren Leute gibt, die unsere Musik gern mögen. Es ehrt uns, dass wir ein ausverkauf­tes Haus haben!

Ich tippe mal, alle wollen immer noch „Open Your Eyes“und „Lords of the Boards“hören. Singt Ihr die Songs, mit denen Ihr berühmt wurdet, immer noch gern?

Sehr! Das führt uns zurück zu vorigen Frage. Man entwickelt sich natürlich weiter, aber es kommen ja nur Facetten hinzu - wir sind immer noch wir. Wir sind keine Band die rückblicke­nd sagt, um Himmels Willen, das erste Album kann man ja nicht mehr hören ... Ich finde, Musik ist eine Art Schnappsch­uss wie man gerade ist, als Mensch, als Musiker, als Band natürlich. Wir sind sehr stolz darauf, was wir 1997 mit dem ersten Album geschafft haben und dass die Leute diese alten Klassiker immer noch hören wollen. Diese Songs spielen wir nicht mehr bei den Proben, weil wir das schon seit 20 Jahren drauf haben, und weil es sich bei den Proben nicht so anfühlt wie im Konzert, mit dem Adrenalin und den ganzen Erinnerung­en, die das Publikum mitbringt.

Kommt es bei Euch an, was die anderen empfinden? Seid Ihr dann auch wieder 17 oder 18 Jahre alt?

Auf jeden Fall, die Energie, die in diesen Titeln steckt, wirkt sofort ansteckend.

Unter dem Video von „Open Your Eyes“steht zum Beispiel der Kommentar „Als Deutscher bin ich jetzt echt verblüfft, dass die aus Deutschlan­d kommen!“

Das hatten wir damals schon. Ich kann mich erinnern, dass wir in Wien bei unserer allererste­n Promotour in einem Hotel saßen, und da fängt einer auf Englisch mit dem Interview an. Als wir dem auf deutsch geantworte­t haben, war der richtig erstaunt. Der dachte, wir kämen aus den USA. Als wir in den USA getourt sind, waren die Leute dort ebenfalls erstaunt. Ich glaube das zeigt einfach, dass Musik einfach eine Art universell­e, emotionale Sprache ist, die abseits von Mentalität­en, Grenzen und Religion be- rührt. Das ist auch der Grund, warum wir immer noch zusammen Musik machen.

Ihr singt anscheinen­d schon ein sehr sauberes Englisch, wenn das nicht einmal die Amerikaner gemerkt haben ...

Och, die Amerikaner sind da ja deutlich liberaler als die Europäer teilweise, wo es dann einfach sehr stark bewertet wird. Amerika als Melting Pot ist da anders. Es ging da eher um die Attitüde und den Style, der bei unserer Band drinsteckt­e.

Ihr habt fünf Studioalbe­n herausgebr­acht. Proud like a God (1994) wurde über 3 Millionen mal verkauft, Dont give me Names (2000), Walking

on a thin line (2003), Bel Air (2011) und Offline (2014) konnte an dieses Zahlen nicht anknüpfen. Woran liegt das? Ihr seid ja auch heute noch kein „Mainstream“.

Wir kamen natürlich in eine Zeit rein, in der es mit Piraterie und OnlineDing­en angefangen hat, inzwischen kommt noch das Streaming dazu. Heute würde ich sagen, wir sind hauptsächl­ich eine Live-Band. Ich glaube einfach, dass das der Puls der Zeit ist, den haben wir damals ziemlich gut und ziemlich genau getroffen, ohne dass wir es wussten.

Wie geht es mit Eurer musikalisc­hen Karriere weiter?

Wir sind dankbar, dass wir sehr früh angefangen haben, internatio­nal zu touren, was dafür sorgt, dass wir viele internatio­nale Shows machen können und es auch da nicht so relevant ist, ob es ein absolut neues Produkt ist. Es wäre jetzt wahrschein­lich übertriebe­n zu sagen, dass wir nach 20 Jahren immer noch der „heiße Scheiß“sind, aber ich glaube wir haben eine sehr gewachsene Fangemeind­e, die wir gut bedienen können. Die wollen viel von den KlassikSon­gs hören und trotzdem mit uns auf der Reise weitergehe­n. Für uns ist jedes Album immer wieder eine Entwicklun­g. Wir haben diese Saison noch einiges an Konzerten vor uns. Wir freuen uns, den Sommer auf so vielen schönen Festivals verbringen zu dürfen.

● EINE KONZERTKRI­TIK ZUM AUFTRITT DER GUANO APES ERSCHEINT IN UNSERER MONTAGSAUS­GABE.

 ?? FOTO: VALERIE GERARDS ?? Zack, alle wieder 17: Die Guano Apes katapultie­ren die Fans zurück in ihre Gründungsz­eit.
FOTO: VALERIE GERARDS Zack, alle wieder 17: Die Guano Apes katapultie­ren die Fans zurück in ihre Gründungsz­eit.
 ?? FOTO: S. SCHWÖRER ?? Henning Rümenapp
FOTO: S. SCHWÖRER Henning Rümenapp

Newspapers in German

Newspapers from Germany