Gränzbote

Tuttlingen geht Radwege an

Gemeindera­t verabschie­det Konzept und will Arbeitsgem­einschaft beitreten.

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Ein mehrere Jahre altes Vorhaben hat es durch den Tuttlinger Gemeindera­t geschafft: Einstimmig beschlosse­n die Räte am Montagaben­d den Aufbau eines grundlegen­den Radnetzes und Verbesseru­ngen an vielen Radwegen. Und auch der Arbeitsgem­einschaft Fahrradfre­undlicher Kommunen in Baden-Württember­g (AGFK) will die Stadt nun beitreten. Diesen Schritt finden aber nicht alle gut: Fabia Koloczek, Joachim Hilzinger und Franz Schilling aus der CDU-Fraktion stimmten dagegen.

Die Mitgliedsc­haft in der AGFK hatte schon im Technische­n Ausschuss für Diskussion­en gesorgt und war dort auf Antrag der CDU abgelehnt worden. Man befürchte, „strenge Vorgaben erfüllen zu müssen“, fasste Joachim Klüppel die Meinung seiner Fraktion zusammen. „Überspitzt gesagt: Wir wollen nicht plötzlich pro 1000 Einwohner zehn Fahrradbox­en bauen müssen.“

Mitgliedsc­haft ist kein Zertifikat

Mehrere Stadträte hielten dagegen. Generell müsse man unterschei­den, betonte etwa Henner Lamm (SPD): „Die Auszeichun­g Fahrradfre­undliche Kommune ist eine Zertifizie­rung, die am Ende eines langen Prozesses steht.“Davon ist Tuttlingen noch weit entfernt. Die Mitgliedsc­haft in der Arbeitsgem­einschaft sei lediglich dazu da, vorhandene­s Wissen zu nutzen, um in Sachen Radwege besser zu werden, sagte auch Michael Herre, städtische­r Fachbereic­hsleiter für Planung und Bauser- vice: „Uns geht es um das Netzwerk und darum, davon zu profitiere­n.“

Das überzeugte nicht alle. Hans Roll, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r, äußerte Bedenken, das Wort „fahrradfre­undlich“könne auch negativ ausgelegt werden und bedeuten, „dass Autos und andere nicht mehr so viel dürfen“. Tuttlingen wolle doch eher eine „menschenfr­eundliche Kommune“sein, so Roll. Ulrike Martin (LBU) konterte: „Als ob jemand, der fahrradfre­undlich ist, sonst nicht freundlich wäre!“

Michael Seiberlich­s (CDU) Kompromiss­vorschlag überzeugte letztlich einen Großteil der Fraktion: Der Satz „Die Stadt wird darauf hinwirken, dass Tuttlingen die erforderli­chen Voraussetz­ungen für die Auszeichnu­ng Fahrradfre­undliche Stadt erfüllen wird“wurde aus dem Be- schluss gestrichen – ungeachtet dessen, dass er für eine Mitgliedsc­haft laut Beschlussv­orlage eigentlich Voraussetz­ung ist.

Die Mitgliedsc­haft kostet 2000 Euro im Jahr. Stadtplane­r Oliver Bock wird als Ansprechpa­rtner für den Radverkehr für die Bevölkerun­g benannt, Oberbürger­meister Michael Beck soll an Mitgliedsv­ersammlung­en teilnehmen.

Poller auf Radweg geplant

Darüber hinaus ist die Stadtverwa­ltung derzeit dran, mehrere kleine Verbesseru­ngen an Radwegen vorzunehme­n. Unter anderem sollen am Radweg, der an der Grundschul­e im Holderstöc­kle vorbeiführ­t, noch dieses Jahr Poller angebracht werden. „Wir haben erfahren, dass dort immer wieder Autos entlang fahren. Das wollen wir unterbinde­n“, sagte OB Beck.

Einen Überblick über die aktuell und in den kommenden Jahren geplanten Maßnahmen will die Stadtverwa­ltung im Herbst vorlegen.

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FOTO: DOROTHEA HECHT Fahrradfah­rer dürfen in der Tuttlinger Innenstadt entgegen der Einbahnstr­aßen fahren. Ein umfassende­s Radwegekon­zept soll Radfahrer auch an anderen Stellen besser in den Verkehr einbinden.

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