Tuttlingen geht Radwege an
Gemeinderat verabschiedet Konzept und will Arbeitsgemeinschaft beitreten.
TUTTLINGEN - Ein mehrere Jahre altes Vorhaben hat es durch den Tuttlinger Gemeinderat geschafft: Einstimmig beschlossen die Räte am Montagabend den Aufbau eines grundlegenden Radnetzes und Verbesserungen an vielen Radwegen. Und auch der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK) will die Stadt nun beitreten. Diesen Schritt finden aber nicht alle gut: Fabia Koloczek, Joachim Hilzinger und Franz Schilling aus der CDU-Fraktion stimmten dagegen.
Die Mitgliedschaft in der AGFK hatte schon im Technischen Ausschuss für Diskussionen gesorgt und war dort auf Antrag der CDU abgelehnt worden. Man befürchte, „strenge Vorgaben erfüllen zu müssen“, fasste Joachim Klüppel die Meinung seiner Fraktion zusammen. „Überspitzt gesagt: Wir wollen nicht plötzlich pro 1000 Einwohner zehn Fahrradboxen bauen müssen.“
Mitgliedschaft ist kein Zertifikat
Mehrere Stadträte hielten dagegen. Generell müsse man unterscheiden, betonte etwa Henner Lamm (SPD): „Die Auszeichung Fahrradfreundliche Kommune ist eine Zertifizierung, die am Ende eines langen Prozesses steht.“Davon ist Tuttlingen noch weit entfernt. Die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft sei lediglich dazu da, vorhandenes Wissen zu nutzen, um in Sachen Radwege besser zu werden, sagte auch Michael Herre, städtischer Fachbereichsleiter für Planung und Bauser- vice: „Uns geht es um das Netzwerk und darum, davon zu profitieren.“
Das überzeugte nicht alle. Hans Roll, CDU-Fraktionsvorsitzender, äußerte Bedenken, das Wort „fahrradfreundlich“könne auch negativ ausgelegt werden und bedeuten, „dass Autos und andere nicht mehr so viel dürfen“. Tuttlingen wolle doch eher eine „menschenfreundliche Kommune“sein, so Roll. Ulrike Martin (LBU) konterte: „Als ob jemand, der fahrradfreundlich ist, sonst nicht freundlich wäre!“
Michael Seiberlichs (CDU) Kompromissvorschlag überzeugte letztlich einen Großteil der Fraktion: Der Satz „Die Stadt wird darauf hinwirken, dass Tuttlingen die erforderlichen Voraussetzungen für die Auszeichnung Fahrradfreundliche Stadt erfüllen wird“wurde aus dem Be- schluss gestrichen – ungeachtet dessen, dass er für eine Mitgliedschaft laut Beschlussvorlage eigentlich Voraussetzung ist.
Die Mitgliedschaft kostet 2000 Euro im Jahr. Stadtplaner Oliver Bock wird als Ansprechpartner für den Radverkehr für die Bevölkerung benannt, Oberbürgermeister Michael Beck soll an Mitgliedsversammlungen teilnehmen.
Poller auf Radweg geplant
Darüber hinaus ist die Stadtverwaltung derzeit dran, mehrere kleine Verbesserungen an Radwegen vorzunehmen. Unter anderem sollen am Radweg, der an der Grundschule im Holderstöckle vorbeiführt, noch dieses Jahr Poller angebracht werden. „Wir haben erfahren, dass dort immer wieder Autos entlang fahren. Das wollen wir unterbinden“, sagte OB Beck.
Einen Überblick über die aktuell und in den kommenden Jahren geplanten Maßnahmen will die Stadtverwaltung im Herbst vorlegen.