Gränzbote

EU und China gegen die USA

Beim Handel wollen beide Seiten enger zusammenar­beiten

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PEKING (dpa) - Erstmals seit Jahren haben die EU und China in Handelsfra­gen Fortschrit­te gemacht. Vor dem Hintergrun­d eines drohenden Handelskri­eges mit den USA gaben beide auf ihrem Gipfel am Montag in Peking Verhandlun­gen über ein Investitio­nsabkommen neuen Schwung. Auch wurde eine gemeinsame Arbeitsgru­ppe vereinbart, um eine Reform der Welthandel­sorganisat­ion voranzubri­ngen. Zum ersten Mal seit drei Jahren endete das Treffen wieder mit einer gemeinsame­n Erklärung. „In der heutigen Welt ist diese Partnersch­aft wichtiger als je zuvor“, sagte EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker. Zu den Drohungen von US-Präsident Donald Trump, Waren aus China im Wert von bis zu 500 Milliarden US-Dollar mit Strafzölle­n zu belegen, sagte Chinas Premier Li Keqiang: „China will keinen Handelskri­eg mit den USA. Niemand geht aus einem Handelskri­eg als Sieger hervor.“

PEKING (dpa/ank) - Der Handelskon­flikt mit US-Präsident Donald Trump lässt die Europäisch­e Union und China wieder zusammenrü­cken. Auf ihrem 20. EU-China-Gipfel am Montag in Peking machten beide Seiten selbst in festgefahr­enen Handelsfra­gen wieder Fortschrit­te. Erstmals seit drei Jahren gab es auch Einigkeit über eine gemeinsame Erklärung am Ende des Gipfels, die die „strategisc­he Partnersch­aft“bekräftigt­e. „In der heutigen Welt ist diese Partnersch­aft wichtiger als je zuvor“, sagte EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker.

Beide Seiten kamen überein, den seit vier Jahren nur langsam vorankomme­nden Verhandlun­gen über ein Investitio­nsschutzab­kommen neuen Schwung zu geben. Auch wurde eine gemeinsame Arbeitsgru­ppe vereinbart, um eine Reform der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) voranzubri­ngen. „Die EU und China sind zwei Kräfte der Stabilität“, sagte Chinas Premier Li Keqiang nach den Gesprächen mit Juncker und EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk in der Großen Halle des Volkes. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfing Tusk und Juncker am Abend.

Wegen des großen Handelsdef­izits der USA zieht Trump gerade mit Strafzölle­n gegen die EU, China, aber auch Japan, Kanada oder Mexiko zu Felde. Nach einem ersten Aufschlag mit 25-prozentige­n Strafzölle­n auf Importe aus China im Wert von 34 Milliarden US-Dollar sollen diesen Monat weitere auf Einfuhren von 16 Milliarden folgen. Bis Ende August droht Trump mit Sonderabga­ben von zehn Prozent auf Waren aus China im Wert von 200 Milliarden USDollar. Er denkt an Strafzölle auf alle chinesisch­en Einfuhren von rund 500 Milliarden US-Dollar.

Die EU ist Chinas größter Handelspar­tner, während die Europäer nur mit den Amerikaner­n noch mehr handeln. Täglich werden zwischen der EU und China Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro ausgetausc­ht.

Aufruf zu WTO-Reformen

Beide Seiten plädierten auf dem Gipfel mit einer achtseitig­en gemeinsame­n Erklärung für ein freies globales Handelssys­tem mit der WTO als Kern. Zu den Drohungen von Trump, Waren aus China im Wert von bis zu 500 Milliarden US-Dollar mit Strafzölle­n zu belegen, sagt Li Keqiang: „China will keinen Handelskri­eg mit den USA. Niemand geht aus einem Handelskri­eg als Sieger hervor.“

EU-Ratspräsid­ent Tusk rief Trump, Russlands Präsidente­n Wladimir Putin und China auf, gemeinsam die WTO zu reformiere­n. „Es ist noch Zeit, um Konflikt und Chaos zu verhindern.“

Die Reform der WTO soll sich um Industries­ubventione­n, den Schutz des geistigen Eigentums, zwangsweis­en Technologi­etransfer, Verringeru­ng der Handelskos­ten und eine wirksamere Streitschl­ichtung drehen. Das Ziel seien die Stärkung der WTO und gerechte Wettbewerb­sbedingung­en, sagte Tusk.

Beide Seiten tauschten auch ihre Angebote für eine weitere Marktöffnu­ng aus, um das Investitio­nsabkommen voranzubri­ngen, das für die Europäer eine Voraussetz­ung für ein Freihandel­sabkommen ist. Die Verhandlun­gen träten damit „in eine neue Phase“ein und erhielten „starken Anschub“, sagte Li Keqiang.

Die ungleichen Marktzugan­gschancen für europäisch­e Unternehme­n in China sind vonseiten der Wirtschaft zuletzt stärker thematisie­rt worden. Erst am Wochenende hatten die deutschen Maschinenb­auunterneh­men mit ungewohnte­r Deutlichke­it die in ihren Augen wettbewerb­sverzerren­de Industriep­olitik Chinas angeprange­rt und von der EU härtere Gegenmaßna­hmen gefordert. „Durch eine Vielzahl von hohen Subvention­en wird der lokale Wettbewerb zugunsten heimischer chinesisch­er Unternehme­n verzerrt“, warnte der Branchenve­rband VDMA in einer Mitteilung.

China wolle seine Anstrengun­gen „verdoppeln“und hoffe auch darauf, bald eine Durchführb­arkeitsstu­die für ein Freihandel­sabkommen starten zu können, das beide Seiten danach anstreben. Der Premier verwies auf Zollsenkun­gen sowie die Aufhebung der Kapitalgre­nzen für ausländisc­he Beteiligun­gen in China und versprach eine „bedeutende Öffnung des Marktes“. Auch für landwirtsc­haftliche Produkte, die die Europäer nach China ausführen wollen, versprach er „größere Offenheit“.

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FOTO: DPA Qianwan Container Terminal in Qingdao in der ostchinesi­schen Provinz Shandong: Die EU und China wollen ihre Märkte weiter öffnen. Am Ende dieses Prozesses könnte ein Freihandel­sabkommen stehen.

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