„Künstler-Buchungen sind immer Vertrauenssache“
Veranstalter Herwig Bauer erklärt, wie er Musiker für das Poolbar-Festival in Feldkirch engagiert
Das Poolbar Festival feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag. Jedes Jahr geben sich im alten Hallenbad im österreichischen Feldkirch über mehrere Wochen Bands aus den unterschiedlichsten Musiknischen die Klinke in die Hand. Geschäftsführer Herwig Bauer blickt im Gespräch mit Daniel Drescher auf die Anfänge zurück – und verrät das Erfolgsgeheimnis des Festivals.
Herr Bauer, Sie sind Gründer des Poolbar-Festivals. Wie hat das damals angefangen?
Angefangen hat das als WorkshopReihe, bei der alle künstlerischen Workshops gleichzeitig in einem großen Raum stattfinden. Das war alles sehr sozial und kommunikativ angelegt: mit gemeinsamem Grillen und Pläneschmieden für workshopübergreifende Aktivitäten. Das hat von den Workshopteilnehmern leider niemanden wirklich interessiert. Aber unser Orga-Team ist jeden Abend zusammengesessen und hat eine halblegale Bar daraus gemacht. Ursprünglich war kein Festival geplant, sondern nur ein Abschlussfest. Und schließlich fragte ein Gitarrist, ob er mit seiner Band nicht ein Konzert spielen dürfte.
Was war das für eine Band?
Das war eine regionale Band namens Flower um Herwig Bachmann. Am 21. Juli wird er bei unserem Jubiläumsgeburtstagsfest erneut auftreten. Nicht mit der Originalband, sondern einer neuen Formation. An dem Tag lassen wir eine paar Menschen aus der Vergangenheit des Festivals hochleben.
Welche künstlerische Richtungen waren bei den Workshops vertreten?
Da stand nicht so das große Konzept dahinter. Da gab es von Malerei über Fotografie, Theater, Film und Glasblasen so einiges.
Wie lange hat es gedauert, bis ein Festival daraus wurde?
Im Jahr drauf war es dann schon ein Festival. Wir konnten das alte Hallenbad beziehen und haben nicht mehr nur zwei, sondern gleich drei Wochen von Mittwoch bis Samstag Programm geboten - noch völlig dilettantisch, aber immerhin mit der in New York beheimateten Rockband H.P. Zinker mit dem Österreicher Hans Platzgumer. Das waren ganz große Helden für uns.
Große Namen wie Nada Surf waren die Regel in den vergangenen Jahrzehnten – wie kam es dazu?
Es gibt verschiedene Faktoren, die mitspielen. Ein sehr wesentlicher und wenig romantischer ist der, dass wir nicht nur am Wochenende veranstalten, sondern auch unter der Woche. Und da sind viele Bands, die sonst bei Riesenfestivals spielen, aus finanziellen oder auch logistischen Gründen dankbar, dass sie die Löcher zwischen großen Festivals füllen können. Und umgekehrt ist es natürlich so, dass die Gagen dann überschaubarer sind. Mindestens so wichtig: Bands, die bei uns waren, waren sehr oft sehr begeistert. Oft mischen sich die Bands unters Publikum und berichten das natürlich auch einander und den Bookingagenturen. Bookings sind am Ende immer Vertrauenssache. Und uns vertraut man.
Konzertveranstalter sind mit immer höheren Ausgaben durch teurere Sicherheitskonzepte, steigende Gagen, Energie- und Personalkosten konfrontiert. Wie geht das Poolbar-Festival damit um?
Wir sind im Sponsoringbereich sehr aktiv und schaffen uns da eine gute Basis, finanzieren uns aber natürlich trotzdem zu einem großen Teil auch über Gastronomie und Eintritte und haben mittlerweile auch gelernt, realistisch zu kalkulieren: nicht das anbieten, was die Bands wollen, sondern das, was wir uns leisten können. Im Zweifel verzichten wir auf den gewünschten großen Namen. Uns ist es wichtiger, dass es das Festival auch in zehn Jahren noch gibt.
Spielt der persönliche Geschmack bei der Auswahl der Bands eine große Rolle oder eher das Publikumsinteresse?
Der eigene Geschmack spielt die größte Rolle. Im Normalfall buchen wir keine Band, die nicht mindestens einen aus dem Programmteam begeistert. Wenn uns Agenturen Bands anbieten, die wir nicht kennen, müssen sie uns schon überzeugen, damit wir sie buchen. Es passiert eigentlich nie, dass wir eine Band furchtbar finden, sie aber buchen, weil sie die Bude füllen würde.
Wo kommt das Publikum her?
Viele kommen aus Wien regelmäßig zu uns, wir haben auch schon mal ein Paar aus den USA zu Gast gehabt, die ihre Hochzeitsreise so gelegt haben, dass sie bei uns vorbeischauen konnten. Aber natürlich sind wir ein Fes- tival, das hauptsächlich Leute im Umkreis von 100 Kilometern anzieht.
Wie alt ist der Poolbar-Besucher im Schnitt?
Wir sind definitiv kein Teenie-Festival mit Besäufnis am Zeltplatz, sondern ein reiferes Festival. Im Schnitt vielleicht 25 Jahre? Aber es ist je nach Veranstaltung sehr unterschiedlich. Beim Jazzfrühstück am Sonntag treffen beispielsweise diverse Poolbargänger der ersten Stunde, die mit ihren Kindern kommen, auf Junge vom Vorabend. Und auch meine Eltern, die weiter über 70 sind, fühlen sich dort pudelwohl.
Was hebt das Festival von anderen Veranstaltungen ab?
Das Ganze findet in einem ehemaligen Hallenbad aus den 60ern statt und sieht jedes Jahr völlig anders aus. Mit dem Poolbar-Generator beleben wir den Workshopgedanken. Dank dieser Ausschreibung gibt es jedes Jahr eine völlig neue Architektur mit Produktdesign und Visuals, aber auch Street Art, Public Art und Grafik. Das ist wie ein Labor. Dieses Jahr haben 70 Menschen mitgewirkt, darunter auch Studenten, die sich das teilweise auch als Studienleistung anrechnen lassen können.