Gränzbote

Mehr Macht

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Manche Bastler bauen Soundmasch­inen in ihre Fahrzeuge ein – die röhren, knattern und knallen dann wie blöd. Wer wie ich einen Nachbar hat, der damit kurz nach 5 Uhr zur Arbeit fährt, wird schnell zum Tier. Hätte ich einen Regierungs­auftrag, würde ich die Dinger samt sämtlicher Sportauspu­ffe verbieten lassen und die Halter tausend Mal den Satz schreiben lassen: „Ich soll nicht lauter sein, als es meine Umwelt erträgt.“Und zwar fehlerlos. Außerdem würde ich an heißen Sommertage­n rigoros gegen die Falschpark­er am überfüllte­n Freibad vorgehen und all jene Hundehalte­r verklagen, deren Vierbeiner mir beim Joggen zwischen die Beine rennen.

„Was würdest Du tun, wenn Du König von Deutschlan­d wärst“, frage ich Jesper, vier Jahre alt. Die Antwort kommt prompt: Er würde Tom richtig fest hauen. Warum? Weil der viel lieber mit Ludwig-Leander spielt. Als Oberstande­sbeamter würde ich übrigens Namen wie Ludwig-Leander und Rayn-Taylor verbieten, fällt mir gerade auf. Und meine Freundin Renate möchte gerne Deutschlan­ds Hauptoberp­olizistin werden, weil sie dann ihrer Nachbarin, der blöden Quake, endlich mal ungestraft eine knallen könnte, wie sie glaubt.

Mit viel Macht geht auch viel Verantwort­ung einher. Offensicht­lich ist es bei Menschen weit verbreitet, diese nur auf Verbote zu münzen. Als König von Deutschlan­d wäre es doch viel netter, den „Heute-ist-kostenlose­r-Schokolade­n-Tag für alle“einzuführe­n oder die Fünf-Minuten-Pause auf zwanzig Minuten auszudehne­n. Macht sich im königliche­n Parteienpr­ogramm auch irgendwie sympathisc­her als Prügelstra­fe für Kinder mit und ohne Doppelname­n. Gell, Jesper-Anton?! (iw)

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