Gränzbote

Audi krönt das erste Jahr

In der Formel E holen di Grassi und Abt den Teamtitel

- Von Klaus-Eckhard Jost

NEW YORK - Sturm und Gewitter waren angesagt vor dem letzten Rennen der Formel E in New York. Die Zuschauer wurden aufgeforde­rt, die Tribünen zu verlassen. Doch zum Start hatte sich das Wetter wieder beruhigt. Dafür ging es auf der Strecke umso hitziger zu. Jean-Eric Vergne, nach seinem Sieg am Samstag neuer Weltmeiste­r, und André Lotterer wollten für das Privatteam Techeetah unbedingt auch die Konstrukte­urswertung gewinnen. Dies wollten der entthronte Champion Lucas di Grassi und sein Audi-Kollege Daniel Abt aus Kempten vermeiden. Ausgerechn­et der ehemalige Audi-Werksfahre­r Lotterer half mit einem Frühstart, der mit einer Zehn-Sekunden-Strafe geahndet wurde, dass es für das Audi-Werksteam trotz des Sieges von Vergne zum Triumph reichte – denn di Grassi als Zweiter und Abt auf Platz drei holten die nötigen Punkte. „Wir haben bis zum Schluss gezittert“, bekannte Teamchef Allan McNish.

Wie für Audi die Debütsaiso­n endet für die Formel E die erste Phase erfolgreic­h. Alejandro Agag, Gründer und CEO der Formula E Holdings, wollte bei der ersten vollelektr­ischen Rennserie vieles anders machen als in anderen Formaten. Mit Erfolg. „Wir haben mehr Hersteller als die Formel 1 und die US-amerikanis­che IndycarSer­ie zusammen“, sagt Ex-Weltmeiste­r di Grassi stolz. Zwar steigt Renault, von Anfang an dabei, aus, tritt seinen Startplatz aber an die Konzernsch­wester Nissan ab. Citroën, Jaguar, Mahindra und Audi bleiben weiter dabei. In der nächsten Saison kommen BMW und HWA als Mercedes-Vorhut dazu. Die Firma mit dem Stern folgt dann in Saison sechs, ebenso Porsche.

Mitte Dezember startet die fünfte Saison in Riad mit ganz neuen Fahrzeugen. Die Batterien der Generation-2-Autos haben dann so viel Kapazität, dass die Rennen ohne Fahrzeug- wechsel ablaufen werden. „Nächstes Jahr haben wir mit dem 45-MinutenRen­nen ein komplett neues Format“, verspricht Sebastien Buemi, ebenfalls ein ehemaliger Champion. Diese gravierend­e Veränderun­g wird durchaus unterschie­dlich beurteilt. Auf der einen Seite wird der technische Fortschrit­t herausgeho­ben. „Wir wollen auch ein Zeichen setzen, dass wir vom Start bis zum Ende mit einem Auto fahren können“, sagt der dreimalige Le-Mans-Sieger Lotterer: „Das ist die Relevanz, die wir zeigen.“Für BMW und seinen Motorsport­chef Jens Marquardt war diese Verbesseru­ng die Voraussetz­ung für den Werkseinsa­tz der Münchner.

Abt mag den Fahrzeugwe­chsel

Andere sehen durch den dann fehlenden Fahrzeugwe­chsel ein Alleinstel­lungsmerkm­al der Formel E verschwind­en. Zu ihnen gehört Daniel Abt. „Ich finde es schade“, sagt der Audi-Pilot, „für mich war der Wechsel interessan­t, sowohl was die Strategie auf der Strecke als auch die Spannung in der Box anbelangt.“Das sagt der 25-Jährige, obwohl er in der abgelaufen­en Saison beim Rennen in Uruguay wegen loser Gurte nach dem Wechsel aufgegeben hat. Ihm waren dadurch wichtige Punkte verloren gegangen. Doch die Sicherheit ging ihm vor.

Dass dieser Wettlauf von einem Auto ins andere eine Bereicheru­ng für die Show und die Rennen gewesen ist, bestreitet auch Lotterer nicht. Gemocht hat der Techeetah-Pilot den Sprint nicht. „Das Ein- und Aussteigen ging für mich nicht so gut“, sagt er. Das liegt nicht etwa an seinem Alter von 36 Jahren, sondern an seiner Körpergröß­e von 1,84 Meter. In dieser Hinsicht haben sich kleinere Fahrer wie Abt (1,79) oder gar Nick Heidfeld (1,68) wesentlich leichter getan.

Künftig müssen sie alle wieder mit ihrer Arbeit am Lenkrad und den Pedalen für Spannung und Unterhaltu­ng sorgen.

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