Gränzbote

DFB-WM-Debatte – Hummels war die „ärmste Sau“

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FRANKFURT (SID) - Rio-Kapitän Philipp Lahm nahm in Moskau Abschied vom WM-Pokal, und die entthronte­n deutschen Weltmeiste­r würdigten den neuen Champion Frankreich mit warmen Worten. „Ihr verdient es, unser Nachfolger zu sein“, schrieb Toni Kroos bei Twitter, Lukas Podolski meinte augenzwink­ernd: „Passt gut auf meine WM-Trophäe auf!“Doch von Hoffnung auf neue Triumphe ist nichts zu spüren, stattdesse­n blickt der DFB mit zitternden Knien auf das Rendezvous mit der gekrönten Equipe Tricolore am 6. September in München.

„Wir sind uns alle einig: So, wie es jetzt passiert ist, kann es nicht weitergehe­n“, sagte der von Joachim Löws Musterschü­ler zum Chefkritik­er mutierte Lahm.

„Meine Hoffnung so wie von jedem Deutschen ist, dass wir besser werden. Dass man so ein Turnier wieder genießen kann“, sagte Lahm der ARD: „ Da sollten wir alle nach Lösungen suchen.“Alle – auch Löw, den Lahm erneut wegen dessen Führungsst­il anging. Jetzt müsse „an mehreren großen Schrauben“gedreht werden, Lösungen seien „überall“zu finden.

Die wohl wichtigste dieser Lösungen liegt in der Erneuerung des Spielstils. Die WM-Analyse des ExBundesli­ga-Profis Stefan Reinartz ergab, dass die DFB-Elf beim Verteidige­n gegnerisch­er Konter „die zweitschwä­chste Mannschaft des gesamten Turniers“war. „Schwächer war nur Tunesien“, sagte Reinartz, dessen Firma Impect die Zahl „überspielt­er Gegner“(Packing) als Kennzahl der Spielanaly­se eingeführt hat, der „Süddeutsch­en Zeitung“. Löws Ballbesitz­fußball sei nicht tot, doch es fehle eine Absicherun­g wie sie Frankreich mit N'Golo Kante besitze. Pro WM-Begegnung seien im Schnitt 51 Deutsche überspielt worden, aber nur 20 Franzosen, so Reinartz. Die Folge: „Mats Hummels war die ärmste Sau des Turniers.“

Die Nationalma­nnschaft habe „ein erbärmlich­es Bild abgegeben“, schrieb Thomas Berthold im „kicker“, „der Imageschad­en ist riesig.“Ein Hauptveran­twortliche­r ist aus Sicht des Weltmeiste­rs von 1990 DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Die „völlig überzogene Kommerzial­isierung, die Verwissens­chaftlichu­ng und die Entfremdun­g der Nationalma­nnschaft von Fans und Medien ist auf ihn zurückzufü­hren“. Bertholds Schluss: „Der Manager muss weg!“

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FOTO: DPA Thomas Berthold

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