Dem Cube fehlt es an Partnern
Sport- und Gesundheitsprogramm wird deshalb in Eigenregie umgesetzt.
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen hat den Cube – darin sind Mensa und Sporthalle der Karlschule untergebracht – zu einem Festpreis inklusive Sport- und Gesundheitsprogramm für zwei Jahre eingekauft. Redakteurin Ingeborg Wagner fragte bei Jochen Wilfert, Geschäftsführer und Architekt des Anbieters SSN Cube GmbH, nach, wie dieses Programm aussehen wird. Die Eröffnung der Halle war Anfang Juni.
Herr Wilfert, wann startet dieses Programm?
Im Prinzip ab sofort. Die erste Veranstaltung ist am 27. Juli im Rahmen des Ferienprogramms und nennt sich Sportliche Zauberei. Das sind Bewegungsspiele für Kinder von vier bis zwölf Jahren.
Welche Angebote sind vorgesehen?
Geplant ist, dass wir einmal pro Monat eine Veranstaltung machen werden. Diese Angebote drehen sich rund um die Themen Bewegung, Fitness und Ernährung und ist an alle Alters- und Bevölkerungsschichten gerichtet. So wollen wir von Veranstaltung zu Veranstaltung eine andere Zielgruppe ansprechen, also Kinder, Senioren oder Menschen mit Behinderung und damit Personen erreichen, die nicht unbedingt in die Sporthalle gehen oder nicht ganz so bewegungsfreudig sind.
Sie wollen dazu Partner mit ins Boot holen. Wie ist bislang die Resonanz, beispielsweise von Krankenkassen oder Bildungsträgern?
Wir mussten das erste Jahr ohne diese Partnerschaften angehen. Zwar war das Interesse vorhanden, es hat auch Gespräche gegeben, aber es hat sich noch nichts endgültig konkretisiert. Ich gehe davon aus, dass das Interesse größer wird, wenn die ersten Monate gelaufen sind, weil die Institutionen sehen, dass eine Win-WinSituation da ist.
Das heißt, Sie mussten anders als gedacht selbst tätig werden?
Richtig. Wir haben etliche Referenten gefunden, etwa einen Zauberer und Clown, aber auch eine Ernährungsberaterin und eine zertifizierte Lachyoga-Lehrerin, die das Thema Ernährung und Fitness im Alltag ganz unterschiedlich anbieten. Ob mit den Krankenkassen oder nicht – das Programm wird das gleiche sein.
Bewerben Sie das Angebot?
Es wird auf der Internetseite der Stadt Tuttlingen veröffentlicht. Da erhoffe ich mir, dass die Resonanz ein bisschen größer wird. Wir hatten einen zweiten Programmpunkt beim Ferienprogramm angeboten unter dem Titel „Fit in den Alltag“. Der kam aber nicht zustande, da es nur drei Anmeldungen gab. Unser eigentliches Ziel ist es, dass wir Kinder und Jugendliche ansprechen, die sich sportlich sonst nicht betätigen. Ich hoffe, dass wir durch direkte Ansprache von Lehrern und Schulleitern mehr Erfolg haben. Wir werden weiter versuchen, Interessenten für die Angebote zu bekommen.
Wie viele Veranstaltungen des Sport- und Gesundheitsprogramms wurden mit der Stadt vereinbart?
Das war nicht exakt festgelegt, aber wir haben schon immer gesagt, dass wir das einmal pro Monat machen.
Managen Sie das von Ihrem Unternehmenssitz in Ludwigsburg aus oder haben Sie jemanden in Tuttlingen, der das übernimmt?
Nein, das machen wir momentan selber.
Gäbe es mehr Angebote, wenn Sie Partner dabei hätten?
Nein, nicht unbedingt. Wir können das nicht überfrachten. Die Halle ist ab Herbst komplett belegt mit Vereinen und Kursen anderer Anbieter. Das heißt, die müssen dann zurückstecken, wenn wir ein Angebot machen. Aber das wurde uns zugesagt, da es ein wesentlicher Punkt des Gesamtprojekts ist. So planen wir zum Beispiel eine Veranstaltung für Lehrer zur Sicherheit in Sporthallen, die dauert 60 bis 90 Minuten, da muss ich in die Halle. Wir schauen aber immer, dass wir den Betrieb nicht stören.
Wie geht es nach Ablauf der vertraglich vereinbarten zwei Jahre der Bewirtschaftung weiter?
Von uns aus gar nicht, wenn die Stadt das weiter betreiben möchte, muss sie das dann in Eigenregie machen.
Insgesamt kostet das Gesamtprojekt Cube die Stadt Tuttlingen 2,2 Millionen Euro. Dazu gehört auch der Baukörper – wie sieht es mit der Innenausstattung – Möbel, Mensamöbel, Sportgeräte – aus? Sind die im Preis enthalten?
Nein, bewegliche Ausstattungen wie Möbel und Sportgeräte sind Sache der Stadt. Wir haben alles, was fest ist, geliefert, zum Beispiel die Küche in der Mensa.
Wie rechnet sich das für Sie?
In Tuttlingen war mir klar, dass es eng wird. Doch es war erklärtes Ziel, dass wir der Stadt ein günstiges Angebot machen wollten. Noch sind nicht alle Rechnungen da, aber es wird auf eine schwarze Null hinauslaufen, wobei die Endabrechnung erst in zwei Jahren vorliegen wird beziehungsweise in vier Jahren, wenn die Gewährleistungsfrist abgelaufen ist. Bei uns stand die Idee im Vordergrund, dass wir eine gewisse Standardisierung im Sektor kleinerer Sporthallen machen wollen. Das bedeutet natürlich, dass wir bei der ersten Halle keine Gewinne machen können, sondern sie sich durch eine Vervielfältigung errechnen werden. Aber klar ist auch, dass wir auf Dauer keinen Geldaustausch betreiben, sondern daran verdienen wollen.
Der Tuttlinger Cube ist ein Modellprojekt, das Sie in anderen Kommunen ebenfalls verwirklichen wollen. Gehen Sie offensiv in die Vermarktung?
Durch die Baupreisentwicklung ist es momentan schwierig, die Kosten zu kalkulieren. Ich habe keine festen Partner, mit denen ich Verträge habe. Das heißt, momentan bin ich zurückhaltend. Ich kann den Kommunen nichts anbieten., das ich nicht hundertprozentig gewährleisten kann. Interessenten sind da, es hat Gespräche gegeben, aber keine konkreten Verträge. Wir müssen abwarten, wie sich das im zweiten Halbjahr entwickelt und werden dann vielleicht intensiver herangehen.