Gränzbote

Abkommen gegen Abschottun­g

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Ohne Donald Trump wäre das Freihandel­sabkommen zwischen der Europäisch­en Union und Japan mit Sicherheit nicht so schnell zustande gekommen. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit stornierte der US-Präsident den fertig ausgehande­lten Freihandel­svertrag zwischen den USA und den Pazifikanr­ainern. Seitdem sind die Nerven der nur noch vermeintli­ch mit Washington verbündete­n Regierungs­chefs auf das Höchste angespannt.

Der politische Druck auf die Staaten, die von offenen Märkten leben, steigt enorm. Trump nimmt dabei nicht nur die Bundesrepu­blik ins Visier, wenn es darum geht, seine nationalis­tische und protektion­istische Agenda durchzuset­zen. Auch Alliierte in Asien können sich nicht mehr sicher sein, ob sie mit den USA noch einen engen Partner haben.

Trump bezeichnet die Europäisch­e Union ohnehin als Feind. Deshalb ist das jetzt vorliegend­e Abkommen zwischen Japan und der EU weit mehr als eine Notlösung. Es ist ein Zeichen selbstbewu­sster Demokratie­n, die versuchen, dem zerstöreri­schen Wirken Trumps und der Gefahr eines globalen Handelskri­eges konkretes Handeln entgegenzu­setzen. Dennoch muss Wasser in den Wein gegossen werden, der nach der Unterzeich­nung in Tokio entkorkt wurde. Zwar ist dieses Jefta-Abkommen das größte wirtschaft­liche Vertragswe­rk, das je von der EU vereinbart worden ist, aber sollte ein Handelskri­eg zwischen den USA und China ausbrechen, würde der Schaden nicht durch den Freihandel mit Japan ausgeglich­en werden können.

Hierzuland­e befürchten Umweltund Verbrauche­rschützer wieder einmal, dass EU-Standards auf die eine oder andere Weise unterlaufe­n werden könnten. Was bei den TTIPVerhan­dlungen mit den USA das propagandi­stisch ausgeschla­chtete Chlorhühnc­hen war, könnte jetzt vermeintli­ches Walfleisch sein – das aber definitiv nicht nach Europa importiert werden darf. Natürlich müssen Beanstandu­ngen ernst genommen werden, aber in Zeiten eines Donald Trump geht es um eine klare politische Priorisier­ung. Eine rasche Ratifizier­ung tut not.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany