Gränzbote

Virtuosen der Stimmbände­r

Acoustic Instinct, Hörbänd und Ringmaster­s fasziniere­n Publikum bei der A Cappella Nacht auf dem Honberg

- Von Cornelia Addicks

TUTTLINGEN - „Ausverkauf­t!“hieß es auch für die A Cappella-Nacht auf dem Honberg, standen ja drei erstklassi­ge Formatione­n auf dem Programm: Auftakt und Moderation des Abends lag in den Händen des Freiburger Duos „Acoustic Instict“.

Paul Brenning, blond, 31, urspünglic­h der klassische­n Musik verhaftet, und Julian Knörzer, 33, studierter Schulmusik­er, Jazzsänger und Lehrbeauft­ragter im Fach „Human Beatboxing“. Die beiden haben nicht nur ganze Schlagzeug-Sets in den Kehlköpfen, sondern sind auch ausgesproc­hen gute Pantomime. Schnell fanden die beiden einen heißen Draht zum Festzelt-Publikum, das bereitwill­ig alles machte, was das Duo wollte. „Yeah, yeah, yeah“jubelten die Damen, die Herren - in Unterzahl - antwortete­n mit sonorem „La-la-la-la-la“.

An die tausend Hände folgten willig den Befehlen von der Bühne. Paul und Julian holten Flipper ins Zelt, ließen einen Helikopter dröhnen und ließen - auf besonderen Wunsch einer Zuhörerin - eine Klospülung rauschen und gurgeln. Rasenmäher, Katerschnu­rren und Hungergrum­meln gehörten auch zu den Alltagsger­äuschen, die oral produziert wurden. Julian gefiel als Fensterput­zer und auch die Radio-Show wurde mit lautem Beifall belohnt: Eine Medley-Sendersuch­e der ganz besonderen Art.

Hannoveran­er sind ja eigentlich nicht berühmt für ihren Humor, doch die „Hörbänd“ist eine rühmliche Ausnahme. Joshua und Silas Bredemeier, Tenor und Bariton, Friedemann Petter, ebenfalls Tenor und der Senior und Basssänger der „Bänd“, Ohlsen. Kein Vorname. Seit knapp einem Jahr zählt eine Leipzigeri­n zu dem munteren Quintett: Alice Wohllust. Nach einer wohltönend­en Nabelschau „deshalb bleibt es beim Gesaaaang“bot die Hörbänd eine jazzige Version des Kinderlied­s von der tanzenden Wanze. Bei den hin- und her übersetzte­n Titeln ließen sie den „lila Regen“prasseln (Purple Rain) und das Hinterteil wackeln (Wiggle, Wiggle). Auch die Tragödie eines überschwem­mten Badezimmer­s klang bei der Hörbänd noch genussvoll. Anspruchsv­olles Wortgeplän­kel, verquirlte Kurzbiogra­phien und ein „Medley für Sven“führten in die Pause.

Aus Stockholm kamen die vier „Ringmaster­s“nach Tuttlingen. Seit zwölf Jahren singen sie zusammen und heimsen jede Menge Preise ein. Auf die Fachrichtu­ng „Barbershop singing“kamen Jakob, Rasmus, Emanuel und Martin über eine Episode der „Simpsons“: Diese ur-amerikanis­che Form des vierstimmi­gen Singens hat immer einen „Leader“, einen Tenor, der für die Verzierung­en zuständig ist, einen stimmsiche­ren Bariton und einen kräftigen Bass. Die vier Schweden erfüllen dies alles, unterhalte­n ihre Fans aber auch mit Songs aus Film und Musical. Das ging von „Tonight“über den „Java jive“, zu „Notre Dame“, „How sweet“und „Blackbird“. In ihrer Mutterspra­che präsentier­ten sie „Kung Liljekonva­lje“. Der Applaus war überwältig­end.

Zum Abschluss trafen sich die drei Formatione­n auf der Bühne, um gemeinsam zu flehen „Stand by me!“Klar doch, machen wir!

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FOTOS: ZOE GERARDS Ganz ohne Instrument­e, nur mit ihren Stimmorgan­en unterhielt­en Acoustic Instinct (links) und Hörbänd (rechts) auf der A Cappella Nacht auf dem Honberg. Den krönenden Abschluss lieferten die Ringmaster­s.
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