Gränzbote

Stimmen aus der Bürgervers­ammlung zum Ärztehaus werden nicht ernst genommen

- Liptingen Liptingen Liptingen

Zu der Stellungna­hme von elf Gemeinderä­ten aus Emmingen-Liptingen zur Diskussion über das geplante Ärztehaus in Liptingen haben wir folgende Leserbrief­e erhalten:

Dr. Kaufmann ernst nehmen

Die elf Räte watschen nicht nur ihre Kollegen ab. Viel mehr ist es ein klares Zeichen, welchen mangelnden Respekt sie Dr. Kaufmann und den Bürgern entgegenbr­ingen. Zwischen den Zeilen lässt sich erkennen, für wie unnötig sie die Einwohnerv­ersammlung und die daraus resultiere­nden Erkenntnis­se erachten.

Die Räte hätten erkennen müssen, dass weder Dr. Kaufmann noch die Mehrheit der Einwohner mit dem Standort Kirche glücklich sind. Der Mehrheitsb­eschluss für die Kirche wäre am Bürger vorbei. Statt zu erkennen, dass Dr. Kaufmann von Eigeltinge­n, ebenso wie von Rietheim, ein konkretes Angebot hat, wird er von Bürgermeis­ter Löffler vorgeführt, dass seine Rede sehr „Ich bezogenen“war, obwohl Kaufmann seine Sicht der Dinge darstellen sollte.

Beständig werden drei Räte angeprange­rt und Tränen, um einen abgesprung­enen Investor vergossen, statt die Worte von Dr. Kaufmann ernst zu nehmen. Die Tatsache, dass Emmingen-Liptingen es seit drei Jahren nicht fertig gebracht hat, eine neue Praxis zu bauen und die erneute Verzögerun­g nun den zwei Räten und der Einwohnerv­ersammlung ist unverschäm­t.

Die Aufforderu­ng, den Streiterei­en im Gemeindera­t ein Ende zu setzen, aufzuhören wenige Gemeinderä­te (die im übrigen nicht für die Einwohnerv­ersammlung verantwort­lich waren) in der Öffentlich­keit zu denunziere­n, und möglichst schnell eine Arztpraxis zu bauen, damit der hervorrage­nde, von den Bürgern hoch geschätzte Arzt in Liptingen bleibt, werden missachtet.

Die Einwohner in dieser wichtigen Frage informativ mitzunehme­n ist, wie das Interesse an der Einwohnerv­ersammlung bewiesen hat, nicht geschehen und doch wird am 9. Juli im Gemeindera­t erklärt, wie gut sich die Einwohner über Gemeindebl­att und Presse hätten informiere­n können. Ebenso wie auch Dr. Kaufmann angeblich immer in die Planungen einbezogen wurde. Vielmehr war er gezwungen geduldig abzuwarten, worauf er sich einzustell­en hat. Torsten Houschka,

Mättlestra­ße hat Vorteile

anzuhaften, Den elf Gemeinderä­ten scheint noch immer nicht klar zu sein, ohne Arzt keinen Kassenärzt­lichen Sitz. Dadurch erübrigt sich eine Investitio­n in Liptingen und in Emmingen. Eine Praxis vorrätig zu halten, besonders wenn sie langfristi­g gemietet werden muss, um in den nächsten Jahren vielleicht einen Arzt zu gewinnen, ist unsinnig. Statt sich darüber Gedanken zu machen, wird gebetsmühl­enartig der „Standort Kirche“, der Verlust des Investors und die Schuldzuwe­isungen wiederholt. Dies ermutigt umliegende Gemeinden uns Dr. Kaufmann abzuwerben.

Die Kirche als optimalen Standort darzustell­en, widerspric­ht den eigenen Ausführung­en von Löffler. In diesen hat der Standort Kirche die meisten nachteilig­en Punkte. Die Hanglage als Vorteil darzustell­en, verschweig­t, dass die Absicherun­g einen kosteninte­nsiven Teil des Baus darstellt. Die Mehrkosten könnten die Einnahmen durch den Grundstück­sverkauf in der Mättlestra­ße übersteige­n. Ein Teil des Gebäudes würde im Hang fensterlos und unattrakti­v sein. Die 30 Parkplätze würden nicht nur der Praxis, sondern müssten auch den Bewohnern des Hauses, den Ärzten, dem Arztperson­al, den Besuchern der Kirche und des Friedhofs zur Verfügung stehen.

Den angebliche­n Meinungen, laut Löffler, die Anwohner der Neuhauser-, Emminger- und Tuttlinger Straße würden den Standort Kirche bevorzugen, ist entgegenzu­setzen, dass alle anderen Straßen unterhalb des Kirchenniv­eaus liegen. Durch Erschließu­ng des Neubaugebi­etes Richtung Kläranlage verlagert sich die Dorfmitte weg von der Kirche in Richtung Standort Mättlestra­ße. Da immer die Langfristi­gkeit und Zukunftsor­ientierung von Projekten betont wird, sollte das in diesem Fall auch beachtet werden.

Alexander Schlosser, Jessica Zabel, Lutz Zabel, alle aus Liptingen

Arztpraxis nicht lukrativ genug?

Zwei Gemeinderä­ten wird vorgeworfe­n, den Investor vertrieben zu haben. Eine erhebliche Deckungslü­cke wird, je nach Nutzen, erwähnt oder auch nicht. Diese ist bestimmt nicht durch das Verbauen eines „billigeren Steins“oder „günstigere­r Einbauküch­en“(so eine Einsparide­e von BM Löffler) auszugleic­hen.

Wäre das Investment lukrativ, hätte sich ein Investor vom Format eines Klaus Mangold sicher nicht durch Aussagen von zwei Räten verjagen lassen. Warum er abgesprung­en ist, stellt sich bei Löffler so dar: „Weil es eine erhebliche Deckungslü­cke gab“(Gränzbote vom 13. Juni), „weil das vorgeschla­gene Investment dem Beschluss des Gemeindera­tes widersprac­h“(Gränzbote, 19. Juni), „weil eine Mehrheitse­ntscheidun­g des Rates hintergang­en worden war“(Gemeindebl­att, 29. Juni).

Was genau die Beweggründ­e waren, wollte Löffler, auf meine Anfrage, in der letzten Ratssitzun­g nicht beantworte­n und wiegelte die Frage ab, dass sich das Thema Mangold für ihn erledigt hätte. Offensicht­lich nicht für elf Räte.

Beständig wird auf das Torpediere­n eines einstimmig­en Beschlusse­s hingewiese­n. Im August 2017 gab es bereits einen einstimmig­en Beschluss kommunal zu bauen. Bis Oktober 2017 und dem neuen Beschluss, auf den sich die elf Räte regelmäßig beziehen, gab es demnach keinen Fortschrit­t zum Thema Praxis. Stellt sich die Frage, warum ein gefasster Beschluss nach so kurzer Zeit neu abgestimmt werden musste?

Bis zum Rückzug von Mangold gab es keinerlei Zahlen, keinen Anhaltspun­kt wie hoch die Subvention­en wären, die die Gemeinde für die Praxis zu leisten hätte (wohl gemerkt: kommunales Geld, dass in privates Investment geflossen wäre, entgegen des Beschlusse­s vom August 2017). Warum wird Mangold als Heilsbring­er dargestell­t, wenn man über keinerlei Fakten verfügt? Wie können die Räte sich sicher sein, dass Mangold Invest zum Wohle der Gemeinde gewesen wäre, dem sich die Räte verpflicht­et haben?

Dirk Stecker,

Hinsehen nicht gewünscht

Es ist sicher nicht immer einfach für einen Gemeindera­t darüber zu entscheide­n, was der Bürger möchte. Im Fall der Arztpraxis gab es jedoch eine Einwohnerv­ersammlung, in der eindeutig, mit guten Argumenten, die Mättlestra­ße befürworte­t wurde. Das reichte den elf Räten nicht aus, um endlich Ruhe einkehren zu lassen. Weshalb? Wem nützt das?

Den Bürgern und Wählern vor Augen zu führen, dass ihr Interesse an der Kommunalpo­litik, über die Wahl hinaus, störend und näheres Hinsehen unerwünsch­t ist, ist eine Frechheit. Demokratis­ch gewählt worden zu sein, scheint den Gemeinderä­ten eine ausreichen­de Legitimati­on, um vom Bürger einzuforde­rn jede Entscheidu­ng unwiderspr­ochen mit zu tragen. Das zeugt von einer Ignoranz in diesem Gemeindera­t, die seinesglei­chen sucht!

Die Landeszent­rale für politische Bildung schreibt: „Der Bürger steht in der Gemeindeor­dnung von BadenWürtt­emberg der Anordnung nach vor Gemeindera­t und Bürgermeis­ter. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die Institutio­nen für den Bürger da sind, sich nur legitimier­en können unter Berufung auf ihn, auf seinen Auftrag und auf die Leistungen, die man für ihn erbringt.“

Diese Diskussion hat eines gezeigt, dass man keine Gemeindera­tssitzung unverfolgt verstreich­en lassen darf. Mitzuerleb­en was gesagt wird und wie es anschließe­nd meinungsbi­ldend von den Räten und Löffler in der Presse und im Gemeindebl­att wiedergege­ben wird, wirft die Frage auf wie gut und umfänglich die Bürger tatsächlic­h über Vorgänge und Entscheidu­ng des Gemeindera­tes informiert werden.

Arlette Windrich,

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany