Gränzbote

Niko Bobersky stirbt mit 66 Jahren

Musiker, Orchester- und Chorleiter und bekanntes Tuttlinger Original

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TUTTLINGEN (sz/abra) - Niko Bobersky ist so still gegangen, wie er es sich immer gewünscht hatte. Der Musiker hat in Tuttlingen und Umgebung Höhen und Tiefen erlebt – und zahlreiche Schüler, Musiker und Chormitgli­eder geprägt und geleitet. Am 23. Juni ist er plötzlich an Herzversag­en gestorben und am Freitag wurde seine Urne im Friedwald Meßkirch beigesetzt.

Geboren wurde Niko Bobersky in Kronstadt in Rumänien am 3. März 1952, dem 37. Geburtstag seiner Mutter, als zweiter Sohn der Familie. Er selbst hat den 6.12. - den Nikolausta­g - als seinen Tag auserkoren, um seiner Mutter ihren Tag nicht weg zu nehmen. Er wuchs dreisprach­ig auf (Ungarisch, Rumänisch, Deutsch) und begann schon im Kindergart­en mit seiner musikalisc­hen Laufbahn, und während seiner Schulzeit durfte er seine erste Liebe erleben: die Violine. Im örtlichen Theater war er schon früh und oft als musikalisc­her Begleiter dabei.

Im Sommer 1970 verließ er die vierköpfig­e Familie, floh nach Deutschlan­d und wurde im Winter 1971 eingebürge­rt. Er wohnte bei einer Tante und begann das Studium am Städtische­n Konservato­rium der Musik in Nürnberg.

Die Musik führte ihn weiter nach München und dann zum Stuttgarte­r Kammerorch­ester unter Karl Münchinger, wo er seine Weltgewand­theit und Siebenspra­chigkeit erreichte. Danach wurde er Musiklehre­r, Dirigent oder auch Teil diverser Musikorche­ster, -chöre und -kapellen in Tuttlingen und Umgebung, etwa in Neuhausen. Hier verbrachte er den größten Teil seines musikalisc­hen Lebens und feierte besonders große Erfolge mit dem Jugendstre­ichorchest­er und dem Kammerorch­ester in den 80er-Jahren. An all diesen musikalisc­hen Stationen schätzte man seine humorvolle und zuverlässi­ge Profession­alität.

Zuletzt spielte er bei festlichen Anlässen in verschiede­nen Gemeinden, etwa beim Patroziniu­m in der St. Gallus-Kirche in Tuttlingen.

Stark und zunehmend plagte ihn die Erfahrung der Ceaucescu-Diktatur mit dem brutalen Geheimdien­st Securitate, was ihm das Leben in seinen letzten 20 Jahren oft sehr schwer machte. Wenn ihn seine Flucht und Vergangenh­eit einmal nicht eingeholt hatten, genoss er seine freie Zeit an der Donau, an der er früher täglich seine eigene Hündin und später befreundet­e Hunde ausgeführt hat. Freunde erinnern sich gerne an den hilfsberei­ten, stadtbekan­nten Mann, der verschiede­ne Kleinjobs und Ehrenämter inne hatte. Hier war ihm kein Mensch und keine Aufgabe zu schwierig, kein Weihnachts­marktaufba­u oder Christbaum­verkauf zu kalt. Seine Rente besserte er als Taxifahrer auf und blieb weiterhin ein Tuttlinger Original.

Jetzt findet er seine letzte Ruhe im Friedwald Meßkirch, denn er liebte die Gegend um Neuhausen und wünschte sich Zeit seines Lebens, dass er, wenn die Stunde des Todes kommt, in den Wald gehen darf und einfach verschwind­et.

Es ist schon fast ironisch, dass seine zweite Liebe, der Fußball, in diesem Jahr auch schnell von der Bildfläche verschwand, die dritte Liebe, das Auto, einen Skandal nach dem anderen produziert und seine Beisetzung in kleinster Runde zu Wald-, Stimm- und Violinklän­gen zufällig auf Freitag den 13. fiel. Diese Umstände entspreche­n wohl genau seinem Humor.

Er hinterläss­t seine weitere große Liebe: seine Tochter und seine Enkeltocht­er.

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FOTO: SB Niko Bobersky ist gestorben.

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