Gränzbote

Wer sucht, der findet

Julian Schieber will in Augsburg noch mal durchstart­en – und hat kirchliche­n Beistand

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AUGSBURG (dpa/zak) - Julian Schieber hat immer wieder den Immobilien­markt in seiner Heimat verfolgt. Grund: „Momentan habe ich kein richtiges Zuhause für meine Familie wenn wir zu Besuch sind, weil meine Schwester in meinem Haus lebt“, sagte der Bundesliga-Stürmer dem Internetpo­rtal spox.com. Im Vorjahr stieß der gebürtige Backnanger dann auf ein Inserat für ein Grundstück mit einer Kirche darauf – und erwarb sie. „Das klingt untypisch und für manche etwas wahnsinnig. Aber es ist eigentlich keine große Sache. Ich habe ja nicht den Kölner Dom gekauft“, sagte der Neuzugang des FC Augsburg.

Schieber hat das kleine evangelisc­he Gotteshaus gekauft, weil man dort kreative Umbauten vornehmen konnte. Das war dem Stürmer wichtig. „Ich habe ein Grundstück in Backnang, auf dem ich irgendwann bauen werde. Jetzt war ich auf der Suche nach einer Übergangsl­ösung und bin auf die Kirche aufmerksam geworden“, sagte Schieber, der nebenbei auch noch Teilhaber eines Cafés in Backnang ist und für die frühere Kirche noch weitere Pläne hat. „Es wäre möglich, dort beispielsw­eise Personal Training anzubieten. Alternativ könnte ich die Räumlichke­iten für Yogakurse, Kinderturn­en oder Kochkurse vermieten. Ich muss schauen, wie es sich entwickelt. Ich glaube, die Nachfrage wäre in jedem Fall da.“

Das Knie ist wieder gut

Für die Zeit nach seiner Karriere hat Schieber also vorgesorgt. Sportlich will der 29-Jährige beim FC Augsburg aber nochmal richtig angreifen, nachdem er Hertha BSC im Sommer verlassen hat. „Mich freut es sehr, dass der FC Augsburg mir das Vertrauen gibt, in den kommenden drei Jahren hier auf Torjagd zu gehen“, gab Schieber zu Protokoll und freute sich auf einen „Neuanfang“. „Zwei, drei, vier Jahre auf Topniveau“wolle er schon noch spielen. „Mit Julian Schieber haben wir einen erfahrenen und torgefährl­ichen Angreifer dazugewonn­en“, befand Manager Stefan Reuter.

Schieber war mal ein großes Sturmtalen­t. Der wuchtige Angreifer steckte mitten in der Ausbildung zum Garten- und Landschaft­sbauer, als er in die A-Jugend des VfB Stuttgart wechselte. „Ich wurde von meinem Ziehvater direkt von der Baustelle abgeholt und kam mit Stahlkappe­nschuhen und grüner Gärtnerhos­e voller Flexstaub zum Training. Wenn man sich dagegen anschaut, wie heute in der A-Jugend auf Mode geachtet wird ... Insofern war es krass, wie sich alles entwickelt hat“, sagt Schieber.

Eigentlich hätte sich alles noch viel krasser entwickeln sollen. Stuttgarts Ex-Trainer Markus Babbel verglich ihn sogar mit Nationalst­ürmer Mario Gomez, richtig durchsetze­n aber konnte sich Schieber nie. Im Sommer 2012 verließ er dann den VfB und wechselte für fünf Millionen Euro Ablöse zu Jürgen Klopps Dortmunder­n. Dort spielte zwar Robert Lewandowsk­i, dennoch traute man Schieber im Schatten des starken Rivalen einen enormen Entwicklun­gssprung zu.

Daraus wurde nichts. Schieber fand in Ilkay Gündogan zwar einen seiner besten Freunde, seine Formschwan­kungen waren für eine tragende Rolle aber zu groß. Immerhin: Beim legendären 4:4 gegen den VfB 2013 glückten Schieber zwei Treffer. Nach zwei Jahren wechselte er weiter nach Berlin, aber auch dort wurde er nicht glücklich. Zwei Knorpelsch­äden im Knie setzten ihn fast zwei Jahre außer Gefecht. Letzte Saison reichte es für ihn in der Endphase nur noch zu drei Einwechslu­ngen.

Mit dem Knie hat Schieber nach eigener Aussage schon lange keine Probleme mehr. Für Trainer Manuel Baum ist er eine willkommen­e Alternativ­e für das Sturmzentr­um und die Außenbahn. Sein erstes Tor im Trikot der Fuggerstäd­ter hat Schieber auch schon erzielt. Beim 2:0 am Samstag gegen Drittligis­t Würzburger Kickers markierte er die Führung.

„Jedes Tor tut gut und ist auch wichtig für mich“, sagt Schieber. Der Stürmer hätte sicher nichts dagegen, wenn es für ihn verletzung­sfrei so weitergehe­n würde – erst im nächsten Testspiel heute gegen den englischen Zweitligis­ten FC Middlesbro­ugh, und später auch in der Bundesliga.

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FOTO: ALEXANDER BECHER In Besitz von Julian Schieber: eine vormalige evangelisc­he Kirche in Oppenweile­r.
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FOTO: DPA Julian Schieber beim ersten Training in Augsburg.

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