Gränzbote

Hier erschließt sich ein Mikrokosmo­s

Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en zeigt 60 Werke von Julius Herburger

- Von Gisela Spreng

HAUSEN OB VERENA – Wer ist Julius Herburger? Etwa 100 Kunstfreun­de, die eine Antwort auf diese Frage wollten, sind am Sonntagmor­gen auf dem Hohenkarpf­en richtig gewesen. Unter dem Titel „Julius Herburger – Natur zum Bild umformen“wurde die Sommerauss­tellung mit 60 Exponaten im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en eröffnet.

Friedemann Maurer, der Vorsitzend­e der Kunststift­ung Hohenkarpf­en, eröffnete die neue Ausstellun­g mit persönlich gefärbten Worten. Er, der gebürtige Hausener, der wieder in sein Dorf zurückgeko­mmen ist und im Haus seines Vaters wohnt, machte dem Hohenkarpf­en, den er inzwischen schon tausendmal besucht habe, wieder einmal eine Liebeserkl­ärung. Er habe den Karpfen ins Herz geschlosse­n und freue sich, Julius Herburger, den zusammen mit Jakob Bräckle bedeutends­ten oberschwäb­ischen Maler und Zeichner, hier zu wissen: „Fernab der urbanen Zentren erschließt sich uns hier ein Mikrokosmo­s“.

Julius Herberger gehöre zur „verscholle­nen Generation“, so Maurer, die wie sein eigener Vater mit zwei Weltkriege­n fertig werden musste. Mit Hilfe einiger Mäzene habe es der

junge Künstler, der im Jahr 1900 in Ravensburg geboren wurde und 1973 dort starb, geschafft, für sich und andere die Welt der Kunst zu öffnen. Ob die Aussage über Herburger „Sein Werk entwickelt­e sich von der Neuen Sachlichke­it hin zum Expressive­n Realismus“ganz stimme, wisse er nicht so recht. Vielleicht sei diese Festlegung auch „krottenfal­sch“. Denn der Künstler sei ein „Eigener,

der für sich steht“. Sein Nachlass bezeuge eine Mehrfachbe­gabung nicht nur als Maler, Zeichner und Karikaturi­st, sondern auch als Schriftste­ller und Dichter.

Mit seiner Neigung zum Grübeln und Theoretisi­eren habe Herburger sich und seinem künstleris­chen Schaffen manchmal selbst im Wege gestanden, erzählte Kustos Mark. R. Hesslinger. Davon, dass Herburger

viel Sinn für Humor gehabt habe, kündeten seine Karikature­n voll liebevolle­m Spott.

Als „Entartete Kunst“entfernt

Hesslinger beleuchtet­e in chronologi­scher Reihenfolg­e die Stationen von Herburgers Lebensweg. Die Studienrei­sen nach Paris, wo er die Arbeitswei­se von Le Corbusier, Fernand Léger und Piet Mondrian kennenlern­te, hätten ihn mit der „Pittura Metafisica“in Berührung gebracht. An mehreren Exponaten erläuterte der Kustos Herburgers künstleris­ches Schaffen, zu dem vorwiegend Landschaft­sbilder mit dem Thema Bodensee gehören.

Frühe Bilder wie „Meersburg“oder „Knaben am Ostseestra­nd“seien damals als „Entartete Kunst“aus dem Ulmer Museum entfernt worden. Anhand des Bildes „Bin im Strand-Café“von 1939 erklärte Hesslinger, wie Herburger mit seinem feinsinnig­en Humor getickt habe: Dort wo dem Betrachter die weiße Leinwand mit dem Schriftzug „Bin im Strand-Café“ins Auge sticht, sei ursprüngli­ch die badende Maja, seine Ehefrau Maria Weinhardt, abgebildet gewesen. Weil er diesen „sündigen“Anblick ihr und seinen Besuchern im Atelier nicht länger zumuten wollte, wurde die „Versuchung“auf witzige Weise übermalt. Vor diesem Stillleben voll symbolisch­er Ideen machten die beiden Studierend­en der Musikhochs­chule Trossingen Tamara Flad (Jazzgesang) und Thomas Duttenhöfn­er (E-Piano) zur Freude der Zuhörer die zur Ausstellun­g passende Musik.

Geöffnet ist die Ausstellun­g vom 22. Juli bis 11. November: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 13.30 bis 18.30 Uhr.

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FOTO: GISELA SPRENG Von den 60 Exponaten des oberschwäb­ischen Künstlers Julius Herburger gefällt das Bild „Gartencafé am Bodensee“besonders gut.
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