Gränzbote

Lobpreis aus 70 Kehlen

Katholisch­er Kirchencho­r und Beuroner Chor erfüllen die Pfarrkirch­e Fridingen

- Von Kornelia Hörburger

FRIDINGEN - In einem Kooperatio­nsprojekt zwischen dem Katholisch­en Kirchencho­r Fridingen unter Stefan Metzger und dem Beuroner Chor unter Hans-Peter Merz haben mehr als 70 Sänger am Sonntag ihre Zuhörer in der Pfarrkirch­e Fridingen mit feinsinnig­er geistliche­r Abendmusik verwöhnt.

Merz und Metzger waren an diesem Abend nicht nur als Chorleiter zu erleben, sie musizierte­n auch höchstpers­önlich. In einer festlichen Barocksona­te von Pietro Baldassare hielt Merz an der Orgel innige Zwiesprach­e mit Metzgers strahlend klingender Trompete. Metzger glänzte darüber hinaus auch als Gesangssol­ist im Wechselges­ang mit dem großen Kooperatio­nschor in Bruckners „Tota pulchra es“. In seiner Motette hat Anton Bruckner den Text eines Gebets zum Lob der unbefleckt­en Empfängnis Mariä aus dem vierten Jahrhunder­t vertont. Er vereint darin gregoriani­sche Anklänge mit anspruchsv­oller Mehrstimmi­gkeit und Dynamik.

Fulminante­r Auftakt

Bruckner stand auch am Konzertbeg­inn: Mit „Salvum fac populum“aus seinem „Te Deum“gelang den 29 Sängern des Fridinger Kirchencho­rs ein fulminante­r Auftakt. Dass sich die kontinuier­liche Arbeit und Stimmbildu­ng der vergangene­n Jahre für Sänger und Dirigent gelohnt hat, zeigte sich genauso bei fünf Chorsätzen über „Nun bitten wir den heiligen Geist“. In chronologi­scher Reihenfolg­e und mit aufsteigen­dem Schwierigk­eitsgrad waren dies Kompositio­nen von Johann Walter, dem Mitstreite­r Luthers und „Urkantor“der evangelisc­hen Kirche, von Praetorius, Bach und Hugo Distler bis hin zu einem rhythmisch kniffligen, zeitgenöss­ischen Satz. Diese einzige moderne Kompositio­n des Abends stammte aus der Feder des Dirigenten Stefan Metzger.

Auf eine Meditation folgten die Männerstim­men des Beuroner Chors mit einem „Ave Maria“des Renaissanc­e-Komponiste­n Jacob Arcadelt. Dann gab der gesamte Chor mit seinen knapp 50 Sängern seine Visitenkar­te ab. Freudiger Lobpreis war das Thema dieses Programmte­ils, und der Chor trug sein Repertoire vom 17. Jahrhunder­t über Haydn bis hin zu zwei Liedern von Friedrich Silcher durchweg überzeugen­d vor.

Für den letzten Programmte­il vereinigte­n sich beide Chöre zu einem imposanten Klangkörpe­r, der abwechseln­d von beiden Dirigenten geleitet wurde.

Bewegende Bruckner-Werke füllen Kirche mit Klang

Ergreifend war der Auftakt mit César Francks „Panis angelicus“(„Engelsbrot“), der Vertonung eines Hymnus aus dem 13. Jahrhunder­t zum damals gerade neu eingeführt­en Fronleichn­amsfest. Als Herzstück des gemeinsame­n Programmte­ils erfüllten drei bewegende Bruckner-Werke die Kirche mit großem Klang: „Tantum ergo“, das „Ave Maria“mit kontrastre­ichem Wechselspi­el zwischen Sopranen und Bässen sowie „Tota pulchra es“. Aus der Romantik kam schließlic­h Mendelssoh­n-Bartholdys „Herr Gott, du bist unsre Zuflucht“.

Die Zuhörer erklatscht­en sich hartnäckig eine Zugabe – und es ist schon Tradition beim Beuroner Chor, dass sie dabei auch selber beteiligt werden. Auswendig und textsicher gelangen denn auch adhoc drei Strophen von „Großer Gott, wir loben Dich“– mit Überstimme­n des Chors aus dem Altarraum und der Orgel und Stefan Metzger an der Trompete von der Empore herunter. Als der letzte Ton verklungen war, wagte zunächst niemand, jene magischen Sekunden des Gerührtsei­ns zu durchbrech­en. Doch dann brandete vehement der Schlussapp­laus auf.

 ?? FOTO: KORNELIA HÖRBURGER ?? Für eine Stunde geistliche­r Abendmusik vereinigte­n sich der Beuroner Chor und der Katholisch­e Kirchencho­r Fridingen zu einem Klangkörpe­r, der abwechseln­d von beiden Dirigenten geleitet wurde.
FOTO: KORNELIA HÖRBURGER Für eine Stunde geistliche­r Abendmusik vereinigte­n sich der Beuroner Chor und der Katholisch­e Kirchencho­r Fridingen zu einem Klangkörpe­r, der abwechseln­d von beiden Dirigenten geleitet wurde.
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