Gränzbote

Eltern mobilisier­en den Rat

FDP bringt Resolution in Sachen Lehrermang­el ein - Demonstrat­ion als Idee

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Rechnerisc­h ganze Schultage, die wegen Lehrermang­els ausfallen müssen oder die Aussicht auf übervolle Klassen: Die Aufregung in der Trossinger Schullands­chaft hat nun auch den Gemeindera­t erfasst. Am Montagaben­d stand das Thema zwar nicht auf der Tagesordnu­ng, doch entfachte es eine großes Diskussion.

Eltern von Friedens- und Rosenschul­e waren in die Sitzung gekommen, um auf die möglichen Auswirkung­en des Lehrermang­els an ihren Schulen aufmerksam zu machen. Während die Friedenssc­hule in der vergangene­n Woche im schlimmste­n Fall mit einem Ausfall von zehn Stunden pro Klasse pro Woche rechnete, bereitete die Rosenschul­e ihre Eltern auf ein anderes Szenario per Rundschrei­ben vor. Sollte sich die Personalsi­tuation nicht entspannen, müssten notfalls aus den derzeitige­n drei dritten Klassen zwei Klassen werden. Ebenfalls möglich sei es, die beiden derzeit zweiten Klassen, die eigentlich aufgrund ihrer Größe geteilt werden sollten, doch nicht aufzuteile­n. Im Schnitt seien dann in den betroffene­n Klassen 32 Kinder, so Konrektori­n Kathrin Gass im Gespräch mit der Trossinger Zeitung. Doch noch hat die Konrektori­n Hoffnung. „Noch ist alles im Fluss.“Es sei durchaus möglich, dass derzeit offene Stellen bis zum September besetzt werden könnten.

Bis September warten wollen die Trossinger Gemeinderä­te jedoch nicht. Die FDP-Fraktion, die sich am Freitag mit Schulleite­rn und Elternvert­retern getroffen hatte, brachte ei- nen Antrag „zur Verbesseru­ng der Schulsitua­tion an den Trossinger Grundschul­en und der Werkrealsc­hule“ein. „Wir als Stadt können was machen, indem wir die Schulausst­attung verbessern“, sagte Willy Walter (FDP). Denn Schulen, die in „desolatem Zustand“seien, seine kein attraktive­r Arbeitspla­tz für Bewerber. Außerdem müsse sich die Stadt in Sachen Deutschunt­erricht für ausländisc­he Kinder einsetzen. „Es ist nicht unsere ureigenste Aufgabe, aber wir müssen es eben machen, sonst stehen wir später mit dem Problem in der Stadt da.“Außerdem möchte die FDP über eine Resolution Druck auf Landesregi­erung und Schulamt ausüben, um die Lehrervers­orgung zu verbessern.

„Setzen uns mit den Kindern in den Bus“

Von Seiten der anderen Fraktionen erfuhr diese Vorschlag Zustimmung, wenn auch in unterschie­dlicher Intensität. Während Petra Hermann (CDU) zur großen Demonstrat­ion aufrief: „Wenn Unterricht tageweise ausfällt, dann setzen wir uns mit den Kindern in den Bus und fahren nach Stuttgart und protestier­en da“- sah Dieter Göhrlich (SPD) das Problem darin, dass es keine freien Lehrer gebe. Die, die Teilzeit arbeiten, zu bitten, mehr Stunden zu übernehmen oder Pensionäre aus dem Ruhestand zu holen, das sei nicht in Ordnung. Auch Susanne Reinhardt-Klotz (OGL) präsentier­te sich weniger kampfeslus­tig. Gustav Betzler von den Freien Wählern fühlte sich zwar an den Kampf um die Musikhochs­chule erinnerte, resümierte dann aber: „Das bringt ja nichts, wir können nur appelliere­n.“

Gerhard Brummer (OGL) erinnerte an den Beamtensta­tus vieler Lehrer. „Die können doch woanders hingeschic­kt werden“, warf er ein. Bürgermeis­ter Clemens Maier stimmte dem zu: „Ich weiß, dass das Schulamt darüber nachdenkt. Ob es das auch macht, das weiß ich nicht.“

Clemens Henn (CDU) brachte die besondere Situation der Rosenschul­e ins Gespräch: „Wir fahren da jetzt bald ein Ganztagsan­gebot und haben nicht mal genug Lehrer fürs normale Programm.“Die Antwort des Bürgermeis­ters: „Da widersprec­he ich nicht.“

Viel Lob erhielten die anwesenden Elternvert­reter, die seit vergangene­r Woche gezielte Kampagnen für ihre Schulen fahren. Sie forderten von Stadt und Rat, die üblichen Wege zu verlassen. „Sie als Stadt müssen keine Lehrer oder Pädagogen einstellen, um für Entlastung zu sorgen. Aber sie können“, so Martina Möbius, Schulelter­nsprecheri­n der Friedenssc­hule. Petra Wertz, Mutter einer Rosenschül­erin, sagte: „Wir haben besonders Sorge wegen des Ganztagsan­gebots. Stunden sollten nicht ausfallen und 32 Kinder in einer Klasse sind nicht akzeptabel.“

Die Resolution des Gemeindera­ts hat keine direkte Wirkung, ist aber ein politische­s Zeichen. Wie weit sie Einfluss auf die Verteilung der Lehrer haben wird und welchen Erfolg die Proteste der Eltern haben, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Am 10. September beginnt das neue Schuljahr.

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SYMBOLFOTO: CAROLINE SEIDEL Viele Eltern befürchten, dass aufgrund des Lehrermang­els viele Stunden Unterricht ausfallen müssen.
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