Gränzbote

Dunkle Wolken über Aesculap?

Mutterkonz­ern B. Braun plant neue Struktur für den Bereich „Marketing und Vertrieb“

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN - Das Tuttlinger Medizintec­hnik-Unternehme­n Aesculap und sein Mutterkonz­ern, die B. Braun Melsungen AG, planen die gemeinsame Auslagerun­g des Bereichs „Marketing und Vertrieb“. Dem Vernehmen nach betrifft diese Veränderun­g rund 300 Mitarbeite­r von Aesculap. Diese Zahl will das Unternehme­n aber nicht bestätigen.

Aesculap selbst hält sich derzeit bedeckt. Auf Nachfrage unserer Zeitung gibt es von Felicitas Janßen, Vize-Präsidenti­n für Globales Marketing und Vertriebss­ervice bei Aesculap, am Freitag folgendes Statement: „Bei B. Braun gibt es Überlegung­en, die Marketing- und Vertriebsa­ktivitäten in Deutschlan­d in einer Gesellscha­ft zu bündeln. Selbstvers­tändlich sind die Betriebsrä­te der betroffene­n Standorte Melsungen, Tuttlingen, Berlin und Glandorf sowie die Tarifpartn­er in diese Überlegung­en involviert. Alle Mitarbeite­r würden mit ihren Vereinbaru­ngen in ihren bisherigen Tarifberei­chen bleiben. Tarifliche Themen wären davon also nicht betroffen. Standortve­rlagerunge­n sind nicht vorgesehen.“Als Ziel der Umsetzung nennt Felicitas Janßen das vierte Quartal dieses Jahres.

Bei der IG Metall in Albstadt, die auch für den Kreis Tuttlingen zuständig ist, ist das Thema bereits aufgeschla­gen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber schwierig, darüber etwas zu sagen. Dazu müssen wir erst Gespräche mit dem Vorstand führen“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Georg Faigle, der nach der Pensionier­ung des bisherigen Ersten Bevollmäch­tigten, Walter Wadehn, nun bei der IG Metall das Tuttlinger Medizintec­hnik-Unternehme­n betreut. Diese stünden für die kommende Woche an. Faigle betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Gewerkscha­ft viele Fragen habe, über die Klarheit geschaffen werden müsste.

Unterschie­dliche Wochenarbe­itszeiten

Eines davon dürfte für die Gewerkscha­ft von zentraler Bedeutung sein. Während die B. Braun Melsungen AG mit der IG Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) über den Tarifvertr­ag für die Mitarbeite­r verhandelt, ist es bei Aesculap die IG Metall. Das ist ein feiner aber doch zentraler Unterschie­d: Bei der IG BCE gilt seit mehr als 15 Jahren eine betrieblic­h vereinbart­e Arbeitszei­t von 37,5 Stunden, bei der IG Metall sind es hingegen 35 Stunden. Mit dem Zukunftssi­cherungsve­rtrag verpflicht­en sich die Aesculap-Mitarbeite­r 120 Stunden pro Jahr an Mehrarbeit zu leisten. Dafür gibt es als Kompensati­on eine Gewinnbete­iligung. Das ist bei den rund hundert Stunden, die die B. Braun-Mitarbeite­r im Vergleich der beiden Tarifvertr­äge mehr arbeiten müssen, nicht der Fall.

Im Gegenzug verpflicht­ete sich Aesculap bei der Unterzeich­nung des Zukunftssi­cherungsve­rtrags Ende November 2015 für die fünfjährig­e Vertragsla­ufzeit auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu verzichten. Zudem will Aesculap von 2016 bis 2021 insgesamt 120 Millionen Euro in den Standort Tuttlingen investiere­n. Auch mit Blick auf die tariflich vereinbart­en Entgelte mitsamt Urlaubsund Weihnachts­geld in den beiden unterschie­dlichen Tarifvertr­ägen dürfte es interessan­t werden.

Gespräche stehen am kommenden Dienstag an

Der Betriebsra­tsvorsitze­nde von Aesculap, Ekkehard Rist, bestätigt, dass für den kommenden Dienstag ein gemeinsame­s Gespräch von Vorstand, Betriebsra­t und IG Metall anberaumt ist: „Das Unternehme­n hat bereits klare Signale gegeben, in welche Richtung es gehen wird“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. Dabei sei betont worden, dass es keine Auslagerun­g von Arbeitsplä­tzen geben und die Tarifbindu­ng bestehen bleiben soll. Er geht davon aus, dass sich am Standort in Tuttlingen nicht viel ändern wird.

Die angedachte Auslagerun­g war schon einmal angedeutet worden, dass es nun aber so konkret wird, habe der Betriebsra­tsvorsitze­nde so nicht erwartet. „Entscheide­nd ist, wie die Fakten hinterher aussehen“, sagt Rist. Alles andere sei zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulatio­n.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Bei Aesculap sind Veränderun­gen im Bereich „Marketing und Vertrieb“geplant.

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