Staatssekretärin besucht Rosenhof
Schäferei Lohmüller stellt Betrieb vor und berichtet über Probleme
●
DENKINGEN - Auf Einladung der Gemeinde hat Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz die Schäferei Lohmüller auf dem Rosenhof besucht. Die geringe Wertschätzung der Landschaftspflege und weitere Probleme der Schäfer kamen bei einem offenen Gespräch auf den Tisch.
In seiner kurzen Begrüßung umriss Bürgermeister Rudolf Wuhrer die Entstehungsgeschichte der Schäferei Lohmüller, die als ehemalige Wanderschäferei auf der Gemarkung Denkingen sesshaft wurde und nun bereits in der dritten Generation geführt wird. Mit insgesamt 1000 Mutterschafen und ihrer Nachzucht ist der Betrieb eine der wenigen hauptberuflichen Schäfereien in BadenWürttemberg. Insgesamt werden hier 280 Hektar Land bewirtschaftet, davon 100 Hektar für die Winterfuttergewinnung.
Nach einer Betriebsbesichtigung wurden bei einem zünftigen Vesper spezielle Themen der Schafhaltung mit der Staatssekretärin erörtert: Für die schwere Arbeit als „nur Schäfer“gehöre laut Lothar Lohmüller sehr viel Idealismus dazu. Er fühle sich oft benachteiligt im Gegensatz zum Bauern aus der Landwirtschaft. Die Wertschätzung von Landschaftspflege durch die Schafe sei tabu. Ob seine zwei Enkel den Weg der Schäferei einschlagen, liege noch in den Sternen. Laut Lohmüller sei es durch die vielen Vorschriften schwierig, an eine sichere Zukunft zu glauben. Und auch die nahende Wolfsgeschichte macht dem Schäfer zu schaffen. „Bisher musste ich meine Schafe schützen, damit sie nicht ausbrechen, jetzt muss ich sie vor der Außenwelt, sprich vor dem Wolf, schützen, und das wird teuer.“Lohmüller hoffe hier auf massive Unterstützung.
Die Staatssekretärin, die ebenfalls in einer Landwirtschaft groß wurde, sei sich bewusst, dass Baden-Württemberg Wolfserwartungsland ist. Eine genaue Beobachtung sei hier unerlässlich. Niemand der Anwesenden war sich jedoch im Klaren, welche Vorgehensweise man einschlagen muss, wenn „er“da ist. Friedlinde Gurr-Hirsch versprach, dass an verantwortlicher Stelle ein Wolfsleitfaden erstellt werden muss, auch in Bezug auf die Öffentlichkeit, der dann über den Gemeindetag verteilt werden kann.
Auch die Bewirtschaftung von Naturschutzflächen stellt mittlerweile ein großes Problem dar. Seit neuestem seien sogar Forderungen ausgesprochen worden, die Schafe nachts aus der Koppel zu entfernen, so Lohmüller. Wohin dann, stellt sich die Frage. Los geht es da schon bei den hiesigen FFH-Flächen, die zur Erhaltung der einheimischen Natur unter Arten- und Habitatschutz stehen. Den größten Teil dieser Flächen besitzt Baden-Württemberg, brachte Alfons Gimber, Vorsitzender des Landesschafzuchtverbandes BadenWürttemberg, ein. Die Staatssekretärin sagte, dass hier keine Überdüngung durch die Schafe bestehe, wie zum Beispiel beim Ausbringen von Gülle. Durch die Koppelhaltung sei es nachvollziehbar, wenn über Jahre auf Teilmengen mehr gedüngt werde. Auch die neue Agrarreform wurde angesprochen, insbesondere in Bezug der Prämien für die Offenhaltung der Landschaft.
„Ich habe einen ganzen Packen, den ich mitnehme“, sagte GurrHirsch am Ende des Besuchs und bedankte sich auch beim Leiter des Landwirtschaftsamtes Tuttlingen, Winfried Schwarz, und den anwesenden Bürgermeistern aus der Umgebung für das offene Gespräch.