Gränzbote

Musiktage blicken auf das Zeitgesche­hen

Roboter und Medienarch­äologie, Filterblas­en und Gewalt - 22 Uraufführu­ngen

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DONAUESCHI­NGEN (sz) - Neue Musik unterliegt einem ständigen Wandlungsp­rozess. Komponisti­nnen und Komponiste­n setzen sich mit sozialen, technische­n und gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen auseinande­r. Das spiegelt sich im Programm der Donaueschi­nger Musiktage vom 18. bis 21. Oktober. Hier spielen unter anderem Roboter und Filterblas­en, Medienarch­äologie und öffentlich­e Gewalt eine Rolle. Das Programm steht online.

Im Eröffnungs­konzert des ältesten Festivals für Neue Musik untersucht Malin Bang das labile Gleichgewi­cht eines Orchesters. Sie geht der Frage nach, wie einige Wenige die Meinung eines Kollektivs beeinfluss­en und manipulier­en können. Ivan Feldeles „Air on air“arbeitet mit dem Atem der Musiker, dem Entstehen und dem Verklingen des Tons. Marco Stroppas Konzert für Elektronik und Orchester ist eine zärtliche Liebeserkl­ärung an die Geschöpfe der Natur. Dass das Private politisch ist, zeigt Isabel Mundrys Uraufführu­ng „Mouhanad“– die Vertonung eines Interviews mit einem Flüchtling.

Auch in Mundrys zweiter Donaueschi­nger Uraufführu­ng steht das aktuelle Zeitgesche­hen im Mittelpunk­t: In „Hey!“setzt sie sich mit dem Münchner Attentat von 2016 und dem Verhältnis zwischen Täter und Opfer auseinande­r. Das Experiment­alstudio des SWR blickt in Enno Poppes Uraufführu­ng „Rundfunk für neun Synthesize­r“dagegen auf die Geschichte der elektronis­chen Musik und historisch­e Sounds – von der Schweineor­gel zu FM-Synthese.

Maschinen-Trilogie

Was wir preisgeben, wenn wir uns Robotern überlassen und inwieweit sich die Unterschie­de zwischen Mensch und Maschine noch erkennen lassen, hinterfrag­t „Thinking Things“für vier Performer, robotische Erweiterun­gen, Video, Licht und Elektronik. Nach „Machinatio­ns“und „Luna Park“ist „Thinking Things“der letzte Teil der Maschinen-Trilogie von Georges Aperghis. Unter der Leitung von Peter Rundel spielt das SWR Symphonieo­rchester am Sonntag in der Baar-Sporthalle Uraufführu­ngen von Janis Petraškevi­cs, Hermann Meier und Benedict Mason.

Neben dem SWR Symphonieo­rchester und dem SWR Vokalensem­ble sind weitere renommiert­e Ensembles wie das Pariser Studio IRCAM, das Cikada Ensemble, die Neuen Vocalsolis­ten oder das Ensemble Modern bei den Donaueschi­nger Musiktagen zu hören. Zum neunten Mal ist das Klangforum Wien zu Gast. Bei der NOWJazz-Session leiten Daniel Sterns Überlegung­en zum Augenblick und Michel Foucaults Begriff der Heterotopi­e den schwedisch­en Pianisten und Organisten Sten Sandell auf dem Weg „ins Innere der Stille“.

In Donaueschi­nger Museen, Turnhallen, Gewölbekel­lern und in der Alten Hofbibliot­hek, im Fischhaus und in der Alten Molkerei sind die Musiktage mit Klangskulp­turen und Installati­onen zu erleben. Das Klangkunst­programm präsentier­t Arbeiten aus vier Kontinente­n. In „Thema Musik Live“diskutiere­n in diesem Jahr Isabel Mundry, Komponisti­n, Hervé Boutry, Manager und Viktor Schoner, Intendant der Staatsoper Stuttgart über „Vitamin B – Beziehunge­n im Musikleben“. Es moderieren Susanne Benda, Musikredak­teurin der Stuttgarte­r Zeitung und der Stuttgarte­r Nachrichte­n und Stefan Fricke, Redakteur für Neue Musik beim Hessischen Rundfunk.

Das Programm der Donaueschi­nger Musiktage gibt es online unter

SWR.de/donaueschi­ngen Karten sind auch erhältlich über die Tickethotl­ine 01806 700 733, oder unter

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FOTO: SWR/QUENTIN CHEVRIER „Thinking Things“ist der letzte Teil der Maschinen-Trilogie von Georges Aperghis.

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