Gränzbote

Enormer Handlungsb­edarf

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

So richtig viel ist in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n nicht geschehen. Zu Beginn dieses Jahrhunder­ts hatte die CDU-Politikeri­n Rita Süssmuth Ideen für ein Einwanderu­ngsgesetz vorgelegt. 2005 trat dann ein Zuwanderun­gsgesetz in Kraft, das sehr vorsichtig formuliert war, um definitiv niemanden aufzuschre­cken. Nüchtern betrachtet waren die Denkansätz­e der Süssmuth-Arbeitsgru­ppe guter Lehrstoff für Seminare an deutschen Hochschule­n, aber ein echtes Umdenken der Politik in Einwanderu­ngsfragen kam nicht zustande. Dass der staatliche Handlungsb­edarf in den vergangene­n Jahren jedoch enorm gewachsen ist, dürfte jedem klar sein, gleich ob Optimist oder Pessimist in Zuwanderun­gsfragen.

Das Eckpunktep­apier zur Einwanderu­ng vom baden-württember­gischen Sozialmini­ster Manfred Lucha könnte eine Basis für einen konstrukti­ven Dialog sein. Es ist unaufgereg­t und ein Vorschlag zu mehr Besonnenhe­it. Es fordert von Migranten, die bereits in der Bundesrepu­blik leben, einen klaren Integratio­nswillen und bietet ihnen im Gegenzug dafür tatsächlic­h die Chance, langfristi­g im Lande Fuß zu fassen. Luchas Positionen, die im Übrigen denen des NRW-Integratio­nsminister­s Joachim Stamp (FDP) ähneln, werden von zahlreiche­n Mitstreite­rn unterstütz­t. Es sind die Kirchen, der Mittelstan­d und die Handwerksk­ammern, deren Vertreter nicht gerade für radikales oder irrational­es Denken bekannt sind.

Hier im Südwesten machen sich Unternehme­r wie die Vaude-Chefin Antje von Dewitz oder der Brauereibe­sitzer Gottfried Härle für ein Bleiberech­t für integriert­e Flüchtling­e stark. Sie haben eine Unternehme­rinitiativ­e gegründet, der auch der schillernd­e Trigema-Patriarch Wolfgang Grupp und der Energiekon­zern EnBW angehören. Diese Aktionsgru­ppe verfügt über gute Drähte zu Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU). Es gibt also genügend Signale, dass parteiüber­greifend und für bundesdeut­sche Verhältnis­se zügig eine neue Rechtsgrun­dlage für Einwanderu­ng und Integratio­n erarbeitet werden kann.

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