Gränzbote

UN erklären Mittelmeer zur tödlichste­n Route für Migranten

Seit Jahresbegi­nn mehr als 1500 Flüchtling­e ertrunken – Bundesregi­erung besorgt über Zahlen in Spanien

- Von Ralph Schulze und unseren Agenturen

● GENF/MADRID - „Es ist die tödlichste Seereise, die ein Flüchtling antreten kann. Und es ist an der Zeit, Alarm zu schlagen“: Mit diesen aufrütteln­den Worten hat das UNFlüchtli­ngshilfswe­rk auf eine wachsende Zahl von Toten im Mittelmeer aufmerksam gemacht. Demnach sind seit Jahresbegi­nn 1511 Flüchtling­e und Migranten im Mittelmeer ertrunken, davon allein 850 im Juni und Juli.

Die Zahlen seien deshalb so alarmieren­d, weil es mehr Todesfälle gebe, aber zugleich immer weniger Menschen in Europa ankämen, teilte das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR mit. Mehr als 62 300 Menschen haben laut offizielle­r Statistik in diesem Jahr das Mittelmeer überquert. Das sei etwa die Hälfte im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. 2017 waren nach UNHCR-Angaben 3139 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen, oder sie gelten als vermisst. Die UN-Organisati­on rief zu einer regionalen und gemeinscha­ftlichen Anstrengun­g auf, um Leben im Mittelmeer zu retten. In mehreren deutschen Städten wie Frankfurt und Köln demonstrie­rten Menschen am Samstag für eine humanere Flüchtling­spolitik und die Rettung von Migranten im Mittelmeer. In Anlehnung an die orangefarb­enen Rettungswe­sten hatten die Organisato­ren, die Initiative Seebrücke, den „Day Orange“ausgerufen.

Größte Gruppe aus Syrien

Nach Spanien kommen immer mehr Flüchtling­e und Migranten, nach Italien immer weniger: Wie das UNHCR weiter mitteilte, ist Spanien mit bislang 23 500 Ankömmling­en in diesem Jahr zum Hauptziel von Migranten geworden. Danach folgt Italien mit 18 500. Offenbar eine Folge der EU-Zusammenar­beit mit Libyen und des harten Kurses der italienisc­hen Regierung. Mit einem Anteil von 13,5 Prozent stellten Flüchtling­e aus Syrien die größte Gruppe.

Die Bundesregi­erung stellt sich darauf ein, dass viele der nach Spanien kommenden Migranten nach Deutschlan­d weiterzieh­en wollen. „Wir befürchten, dass sich viele Migranten auf den Weg nach Frankreich, den Beneluxlän­dern und Deutschlan­d machen könnten“, sagte der Staatssekr­etär im Bundesinne­nministeri­um, Helmut Teichmann, der „Bild am Sonntag“. „Sollten wir dies feststelle­n, werden wir die Schleierfa­hndung und Kontrollen an der deutsch-schweizeri­schen und der deutsch-französisc­hen Grenze verstärken.“

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FOTO: DPA Gerettete Flüchtling­e im Hafen von Algeciras in Spanien.

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