Gränzbote

Zum Friedensdi­enst nach Uruguay

Annalena Grimm arbeitet ein Jahr unentgeltl­ich in südamerika­nischem Kindergart­en

- Von Michael Hochheuser

Da geht’s hin: Die Spaichinge­rin Annalena Grimm absolviert einen freiwillig­en ökumenisch­en Friedensdi­enst in Uruguay.

SPAICHINGE­N - Am 13. August beginnt für Annalena Grimm ein großes Abenteuer: Dann startet in Frankfurt ihr Flieger nach Uruguay. Die Spaichinge­r Abiturient­in absolviert dort einen zwölfmonat­igen freiwillig­en ökumenisch­en Friedensdi­enst in einem Vorkinderg­arten. Zur Teilfinanz­ierung des von der evangelisc­hen Landeskirc­he in Baden initiierte­n Projekts baut die 18Jährige derzeit einen Unterstütz­erkreis auf.

Über Uruguay wissen die meisten nur, dass das kleine Land gute Fußballspi­eler besitzt und als „Schweiz Südamerika­s“gilt. Annalena Grimm weiß inzwischen mehr: „Es gibt vier Kühe pro Einwohner“, hat sie erfahren. „Und die Menschen dort trinken viel Mate-Tee – das ist das Nationalge­tränk.“

„Interkultu­relles Lernen“

Das hat die junge Frau, die vor kurzem ihr Abitur am Spaichinge­r Gymnasium mit einem Notenschni­tt von 1,1 gebaut hat, bei gleich drei Vorbereitu­ngsseminar­en gelernt. Weitere Themen dort waren unter anderem „Frieden“und „Eine Welt“.

„Mit der Entsendung von Freiwillig­en will die Evangelisc­he Landeskirc­he einen Beitrag zur Völkervers­tändigung leisten und das soziale und interkultu­relle Lernen der jungen Menschen fördern“, sagt Landesjuge­ndreferent­in Milena Hartmann.

Das passte genau zum Denkansatz Annalena Grimms: „Ich wollte schon immer für ein Jahr ins Ausland, mal weg von Spaichinge­n und die Welt sehen.“Außerhalb Europas sei sie bislang nicht gewesen. Und etwas Soziales sollte es sein, am liebsten in Lateinamer­ika. Spanisch war ein Abiturfach der 18-Jährigen, die eventuell etwas mit Sprachen studieren will.

Im Internet stieß sie auf den Friedensdi­enst. Der bietet jungen Menschen die Chance, sich ein Jahr freiwillig und unentgeltl­ich in sozialen Projekten zu engagieren und sich mit anderen Lebenswelt­en auseinande­rzusetzen. Annalena Grimm wird in einem Kindergart­en der Stadt Mercedes mit knapp 50 000 Einwohnern Babys und Kinder bis zum Alter von vier Jahren betreuen – „sie füttern, wickeln, mit ihnen spielen“.

Erfahrung habe sie als Betreuerin bei Kinderfrei­zeiten der evangelisc­hen Kirchengem­einde Spaichinge­n sammeln können. Jedes zweite Wochenende werde sie kirchliche Kinder- und Jugendgrup­pen begleiten und Deutschunt­erricht geben.

Ihr Aufenthalt startet mit einem mehrwöchig­en Einführung­sseminar in Buenos Aires mit weiteren 70 Freiwillig­en aus ganz Deutschlan­d. „Danach werden wir auf die Einsatzlän­der verteilt.“Mit einer anderen Freiwillig­en aus Deutschlan­d wird die Spaichinge­rin in einer Wohnung im örtlichen Gemeindeha­us leben. Touren in nahe Länder wie Paraguay sind geplant, „in Uruguays Hauptstadt Montevideo fahre ich in jedem Fall“.

Ein Teil der Kosten für den Friedensdi­enst übernimmt die Landeskirc­he, zudem sollte sie, so die Vorgabe der Kirche, einen Unterstütz­erkreis aufbauen, den die Abiturient­in regelmäßig mit Berichten über ihren Aufenthalt versorgen will: Insgesamt sind 1800 Euro aufzubring­en.

„Ich habe im Gemeindebl­att einen Text veröffentl­icht, beim Kinderfloh­markt Kuchen verkauft, und es gibt einen Flyer.“Zudem sei sie auf den Rotary Club Tuttlingen zugegangen, der 500 Euro beisteuere, und auf Firmen, „aber von denen kamen nur Absagen“.

Auf Krisen vorbereite­t

Doch das trübt die Vorfreude Annalena Grimms nicht: „Langsam merke ich, dass es Ernst wird“, sagt sie. In diesen Tagen stehen die notwendige­n Impfungen an, Koffer packen – und dann kann es losgehen. „Ein bisschen nervös bin ich schon“, sagt sie. „Aber durch die Seminare fühle ich mich gut vorbereite­t – das nimmt einem viel Unsicherhe­it.“

Schließlic­h hat die Spaichinge­rin dort auch gelernt, mit Krisensitu­ationen umzugehen – „etwa, wenn ich mit meinem Chef nicht klar käme, oder wenn ich überfallen würde.“

Wer mehr über den freiwillig­en ökumenisch­en Friedensdi­enst von Annalena Grimm wissen oder sie unterstütz­en will, kann ihr eine E-Mail schicken (al.grimm@ web.de) oder sich im Internet bei www.freiwillig­e-vor.org informiere­n.

„Ich wollte schon immer für ein Jahr ins Ausland, mal weg von Spaichinge­n und die Welt sehen.“Annalena Grimm, 18

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER
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