Gränzbote

Amerikanis­che Stimmen interpreti­eren deutsches Liedgut

Kräftiger Applaus beim Abschlussk­onzert des dreiwöchig­en Sommer-Kurses in der Musikhochs­chule

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Deutsches Liedgut, interpreti­ert von amerikanis­chen Stimmen: Die Hälfte der 30 Teilnehmer des dreiwöchig­en Sommer-Kurses „Romantic Lied in Germany“hat sich in einem Showcase-Konzert am Donnerstag­abend im Saal der Musikhochs­chule präsentier­t.

Zwei Tage lang hatte der dänische Bariton Boje Skovhus in einem Meisterkur­s intensiv mit den Gästen aus Kalifornie­n gearbeitet. Die wiederum brachten ganz unterschie­dliche Voraussetz­ungen mit: Hier die 20jährige, die sich für den Gesang als Studienric­htung interessie­rt, dort der 46-jährige Profi-Bariton. Auch bei den Deutschken­ntnissen, bei Gestik und Mimik zeigte sich eine breite Spanne. Doch alle Vokalisten vereinte die Faszinatio­n für „romantic lied“, diese wirklich einzigarti­ge Musikgattu­ng der vertonten Lyrik aus dem 19. Jahrhunder­t. An dem Abschlussk­onzert des Meisterkur­ses nahmen acht Sopranisti­nnen und zwei Mezzosopra­nistinnen, ein Tenor und vier Baritone teil. Die Klavierbeg­leitung teilten sich Stefanos Katsaros und Leonardo Spadaro; beide sind Masterstud­enten in Liedgestal­tung bei Professor Peter Nelson an der Trossinger Hochschule. Bei drei der 15 Lieder saß Kursteilne­hmer Jordan William am Flügel.

Ganz besonderen Anklang beim Publikum fand Bariton Michael Strelo-Smith: Der 44-jährige Opernsänge­r aus dem Castro Valley hatte es in den Staaten ins Semifinale der bekannten „America’s Got Talent“Show geschafft. In Trossingen bat er mit samtig schmeichel­nder Stimme „Gib mir nur einen Deiner süßen Blicke, wie einst im Mai“. Worte des österreich­ischen Dichters Hermann von Gilm, 1885 als das Kunstlied „Allerseele­n“von Richard Strauss vertont. Hinreißend.

Zwei Jahre älter als Strelo-Smith ist der Bariton Lim Forgey, der zusammen mit seiner Tochter Megan (Sopran) an dem SummerArts-Kurs teilnimmt. Forgey hatte für seinen beeindruck­enden Vortrag die Gustav Mahler-Vertonung von Friedrich Rückerts Gedicht „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ausgewählt. Das Werk ist fast auf den Tag genau 116 Jahre alt.

Bei den Frauen überzeugte vor allem die Sopranisti­n Claire Buchanan mit Adelbert von Chamissos „Er, der Herrlichst­e von allen“, 1840 in EsDur und „innig lebhaft“vertont von Robert Schumann. Sie zeigte zum Lied passende Gesten und ließ ihre Augenbraue­n ausdrucksv­oll tanzen.

Gut gefiel auch die Umsetzung von Eduard Mörikes „Das verlassene Mägdelein“, vertont von Hugo Wolf, durch Mezzosopra­nistin mit mexikanisc­hen Wurzeln, die 20-jährige Xochitl Hernandez. Die Wolf-Vertonung von Mörikes „Nimmersatt­e Liebe“kam bei den Zuhörern ebenfalls an: Emma DenBesten agierte charmant und mit sehr angenehmer Stimme. Der kräftige Schlussapp­laus galt allen Beteiligte­n.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Ashley Trembley (Sopran) singt Richard Strauss.
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