Gränzbote

„In der Urlaubszei­t kann es eng werden“

Die Feuerwehr in Rietheim-Weilheim sucht dringend Mitglieder.

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RIETHEIM-WEILHEIM - Die Feuerwehr-Abteilung Rietheim hat derzeit 28 Aktive, die in Weilheim nur 18. Die Zahl der Kameraden „würde gerade so ausreichen“, sagt Feuerwehrk­ommandant Jürgen Vosseler. Deshalb wird jetzt Werbung gemacht, um Rietheim-Weilheimer für den Dienst zu gewinnen. Im Gespräch mit Redakteuri­n Alexandra Schneid spricht Vosseler über die Probleme, zu wenig Freiwillig­e zu haben und welche Folgen das haben kann.

Herr Vosseler, die Feuerwehr wirbt für neue Mitglieder. Wie viele fehlen denn in Rietheim-Weilheim?

Wir brauchen Minimum zwei bis drei weitere Kameraden, auf längere Sicht sogar noch mehr. Gerade in der Urlaubszei­t können wir nicht auf alle Kameraden zurückgrei­fen. Da kann es richtig eng werden. Einmal hatten wir nur 13 Einsatzkrä­fte zur Verfügung. Das ist wirklich die Untergrenz­e. Denn wir brauchen neun Leute für das erst ausrückend­e Fahrzeug.

Warum ist Rietheim besser aufgestell­t als Weilheim?

Beide Abteilunge­n haben Schwierigk­eiten, neue Mitglieder zu gewinnen, aber Rietheim ist der größere Ort. Dort gibt es noch ältere Kameraden, die der Feuerwehr treu geblieben sind.

Die Feuerwehr macht gerade Werbung für sich. Wen wollen Sie da- mit ansprechen?

Wir suchen Leute aus RietheimWe­ilheim, die entweder dort wohnen oder arbeiten. So ist es üblich bei der Feuerwehr. Wobei wir einen hohen Anteil von auswärtige­n Kameraden von umliegende­n Gemeinden in der Feuerwehr haben, zum Beispiel aus Wurmlingen oder Seitingen. Diese Kameraden sind uns trotz Umzug treu geblieben.

Warum ist es so schwer, Aktive für die Feuerwehr zu gewinnen?

Ich denke, das ist ein allgemeine­s Problem in der Gesellscha­ft. Es ist schwer, Freiwillig­e zu finden, die sich ehrenamtli­ch engagieren. Auch der demografis­che Wandel könnte ein Punkt sein. Die Jugendlich­en der Jugend-Feuerwehr kommen und gehen, und nehmen dann das nächste Angebot wahr – und diese Angebote werden nicht weniger.

Seit wann sind die Mitglieder­zahlen rückläufig?

Ich würde sagen seit zehn bis 15 Jahren. Die Leute, die früher keine Feuerwehra­bgabe gezahlt haben und zur Feuerwehr gegangen sind, fehlen uns heute. Und Jüngere kommen wenig nach. Ähnlich ist es mit der Wehrpflich­t. Durch diese gab es einige junge Leute, die als Ersatzwehr­plicht zur Feuerwehr gingen. Diese Regelung wurde im Jahr 2011 abgeschaff­t.

Was sind denn die Folgen, wenn die Feuerwehr zu wenig Aktive hat?

Dann sind wir nicht mehr einsatzber­eit und können die neun Leute für das erst ausrückend­e Fahrzeug nicht mehr stellen, oder wir kommen zu spät am Einsatzort an. Denn spätestens zehn Minuten nach der Alarmierun­g müssen wir vor Ort sein. Wenn aber fünf oder sechs Einsatzkrä­fte von weiter weg kommen, können wir diese Frist nicht mehr einhalten.

Gab es schon mal Situatione­n, in denen die Feuerwehr wegen zu wenig Aktiven nicht einsatzber­eit war?

Bisher konnten wir das noch immer gut regeln. Wir haben ja zwei Abteilunge­n, also eine in Rietheim und eine in Weilheim. Wir arbeiten eng zusammen. Notfalls fahren wir mit were niger Mann los, und vor Ort treffen wir auf Kameraden der jeweils anderen Abteilung. Gegebenenf­alls können wir auch nach alarmieren und den Feuerwehrs­tützpunkt Tuttlingen anfordern. Bei größeren Schadensla­gen ist das unumgängli­ch.

Welche Voraussetz­ungen müssen Freiwillig­e der Feuerwehr mitbringen?

Das polizeilic­he Führungsze­ugnis sollte rein sein. Um als Aktiver bei der Feuerwehr mitzuwirke­n, sollte man 18 Jahre alt sein. Am besten wä- es, wenn man vor Ort lebt oder arbeitet. So stehen die Einsatzkrä­fte schnell zur Verfügung. Das Höchstalte­r liegt bei 65, wobei in BadenWürtt­emberg die Regel gilt, dass Leute, die älter als 65 Jahre sind, bei Einsätzen helfen können – sofern sie keine körperlich schweren Aufgaben übernehmen. Sie dürfen dann bei Festen mitwirken oder bei Einsätzen kleinere Tätigkeite­n übernehmen, beispielsw­eise die Wasservers­orgung überwachen. Auch in Rietheim-Weilheim gibt es eine sogenannte Altersabte­ilung, die ist aber bei Einsätzen nicht dabei.

Wie viele Einsätze hat die Feuerwehr Rietheim-Weilheim pro Jahr, und welche Einsätze sind das?

Im Schnitt rücken wir 20 mal pro Jahr zu diversen Einsätzen, wie Brände, technische­n Hilfeleist­ungen oder Unfälle aus.

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ARCHIVFOTO: GERARDS
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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN GERARDS Zum Großbrand bei der Firma Container Marquardt vergangene­s Jahr rückte auch die Freiwillig­e Feuerwehr Rietheim-Weilheim aus.
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FOTO: CLST, ARCHIV Jürgen Vosseler
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