Lassen sich Wunder noch erleben?
Ist das Wunder noch des Glaubens liebstes Kind, wie es Goethe dem Faust in den Mund legt? Oder ist das Wunder nicht vielmehr schon seit Längerem zu einer großen Verlegenheit für den Glauben wie für die Theologie geworden?
Nicht wenige Geschichten der Bibel sind so erzählt, dass sie einem naturwissenschaftlich gebildeten Geist widerstreben. Und so kann man fragen, ob heute nicht gilt: Je weniger Wunder, desto besser, während es sich in früheren Zeiten anders herum verhielt, als galt: Je wunderbarer, desto überzeugender ist die Geschichte.
Doch es sind Zweifel an dieser Einschätzung erlaubt. Wenn etwas Außerordentliches geschieht, wenn wir staunen über eine gelingende Entwicklung, wenn eintritt, was wir erhofft und erwartet haben, dann ist „wunderbar“noch ein gebräuchliches Wort unserer Sprache. Davon geht der Film „Wunder“aus, der von der gelingenden Integration eines Fünftklässlers erzählt, der mit einem deformierten Gesicht geboren wurde – durch all die Schwierigkeiten hindurch, die wir uns in einer solchen Situation vorstellen können.
Wunderbar sind schon solche Lernprozesse, in denen noch kleine Menschen zur Anerkennung des anderen kommen – das gilt für die größeren nicht weniger. Wunderbar ist die Erneuerung der Beziehungen durch Selbst-Einsicht und -Umkehr. Dieser Film wird am Samstagabend in der Versöhnungskirche gezeigt – herzliche Einladung.
Pfarrer Hans Martin Dober, evangelische Friedenskirchengemeinde