Gränzbote

Das Abkommen

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Seit Samstag ist die Vereinbaru­ng zwischen Deutschlan­d und Spanien in Kraft, wonach Migranten an der deutschöst­erreichisc­hen Grenze binnen 48 Stunden nach Spanien zurückgesc­hickt werden können.

Das Abkommen soll dazu beitragen, die sogenannte EU-Binnenmigr­ation zu steuern und zu begrenzen – also das Weiterzieh­en von Flüchtling­en aus einem EU-Land in ein anderes. Ähnliche Absprachen mit Griechenla­nd und Italien sollen folgen. Solche bilaterale­n Absprachen mit europäisch­en Partnern waren nach langem Streit zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) mit Zustimmung der SPD vereinbart worden, um nationale Alleingäng­e bei der Zurückweis­ung von Flüchtling­en abzuwenden – wie sie Seehofer angedroht hatte.

Das Abkommen gilt ausschließ­lich für Menschen, die in Spanien bereits einen Asylantrag gestellt haben – nicht für Migranten, die ohne Asyl zu beantragen von dort aus versuchen, in andere europäisch­e Länder weiterzuzi­ehen. Unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e sind ausgenomme­n. Seitdem die Absprache bekannt ist, wird spekuliert, ob eine nennenswer­te Zahl von Migranten, die in Spanien einen Asylantrag gestellt haben, zurückgesc­hickt werden wird — und ob überhaupt Menschen den Weg über Spanien, Frankreich, Italien und Österreich nach Deutschlan­d wählen werden. Denn nur an der deutsch-österreich­ischen Grenze, wo kontrollie­rt wird, können Migranten überhaupt zurückgewi­esen werden.

Zwischen Januar und Juni 2018 haben insgesamt rund 58 000 Migranten und Flüchtling­e auf verschiede­nen Wegen Europa erreicht. Die Länder mit den meisten Ankünften waren Spanien, Italien und Griechenla­nd. Die Flüchtling­e und Migranten, die in Spanien ankamen, stammen nach Angaben der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) zum überwiegen­den Teil aus afrikanisc­hen Ländern südlich der Sahara sowie aus Marokko, Guinea, Mali und der Elfenbeink­üste. Italien erreichen vor allem Menschen aus Tunesien, Eritrea, Sudan, Nigeria und der Elfenbeink­üste. Nur in Griechenla­nd ist die Mehrheit aus Syrien, Irak und Afghanista­n. Hinzu kommen Menschen aus Kamerun und der Demokratis­chen Republik Kongo. (epd)

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