Gränzbote

Ex-Radprofi Ullrich in Entzugskli­nik

Magdalena Neuer kritisiert den Druck, der auf Spitzenspo­rtlern lastet

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FRANKFURT(AFP/dpa/SID) - Der frühere Radprofi Jan Ullrich hat sich nach einem Aufenthalt in der Psychiatri­e in eine Entzugskli­nik in der Nähe von Frankfurt am Main begeben. Das berichtete die „Bild am Sonntag“unter Berufung auf einen Vertrauten des 44-Jährigen. Nach dem Vorfall in einem Frankfurte­r Luxus-Hotel vom Freitag wird gegen Ex-Radprofi Jan Ullrich weiter ermittelt. Dies gelte sowohl für den Verdacht des versuchten Totschlags als auch der gefährlich­en Körperverl­etzung, bestätigte die Frankfurte­r Polizei am Sonntag.

Ullrich soll in dem Frankfurte­r Hotel eine Escort-Dame angegriffe­n und verletzt haben. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft soll der frühere Radprofi die 31-Jährige derart gewürgt haben, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Bei seiner Festnahme am frühen Freitagmor­gen soll Ullrich mutmaßlich unter Alkohol- und Drogeneinf­luss gestanden haben. Am Freitagabe­nd wurde er vorläufig in eine psychiatri­sche Fachklinik eingewiese­n. Die Ermittler sprachen von einer „Eilentsche­idung“: Ullrichs seelischer und körperlich­er Zustand sei zu dem Zeitpunkt eine Gefahr für ihn selbst und für andere gewesen.

Diese psychiatri­sche Fachklinik hat Ullrich laut „Bild am Sonntag“am Samstag wieder verlassen. „Ich kann bestätigen, dass Jan Ullrich in eine Entzugskli­nik gefahren ist und mit der Therapie begonnen hat“, sagte ein Saarbrücke­r Geschäftsm­ann der „BamS“. Der Mann begleitete den früheren Radprofi demnach am Samstag in die Klinik.

Der ehemalige Biathlon-Star Magdalena Neuner zeigte Verständni­s für Ullrichs Situation. „Ich weiß, welchem Druck Spitzenspo­rtler ausgesetzt sind. Ich kann nachvollzi­ehen, dass man daran zerbrechen kann“, sagte die zweimalige Olympiasie­gerin der „Frankfurte­r Allgemeine Sonntagsze­itung“. „Es tut mir für den Menschen Jan Ullrich unheimlich leid. Es ist fürchterli­ch.“

Der frühere Fußball-Nationalsp­ieler Stefan Effenberg sagte über Ullrichs Situation in der „Bild am Sonntag“: „Das ist tragisch.“Er wünsche Ullrich Kraft und „vor allem die richtigen Leute an seiner Seite“, sagte Effenberg. „In seinem Umfeld muss einer richtig aufräumen. Hoffentlic­h gelingt das.“

Ex-Hockey-Nationalsp­ieler und Ullrich-Freund Stefan Blöcher (58) berichtete in der „Bild am Sonntag“von dramatisch­en Episoden, die sich in Ullrichs Finca auf Mallorca abgespielt hätten. So habe der ehemalige Radsportle­r mit Waffen auf seine Fernseher geschossen, wenn er sich von jemandem verfolgt gefühlt habe.

Ulrich hatte 1997 als bislang einziger deutscher Radrennfah­rer die Tour de France gewonnen, 2000 wurde er in Sydney Olympiasie­ger. Später sah er sich mit Dopingvorw­ürfen konfrontie­rt und wurde 2006 von der Tour de France ausgeschlo­ssen. 2007 beendete er seine Karriere.

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