Gränzbote

Von Wehmut bis zur überschäum­enden Freude

„Summer Arts“-Teilnehmer zeigen Ergebnisse ihres Kurses an der Trossinger Musikhochs­chule

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Ansprechen­de Soiree mit Kunstliede­rn, von Wehmut bis zur überschäum­enden Freude: 18 Teilnehmer des „Summer Arts“-Kurses zum Thema Liedgestal­tung zeigten am Freitagabe­nd in der kleinen Aula der Musikhochs­chule, welche Fortschrit­te sie gemacht haben.

Wie schwierig die Aussprache deutscher Wörter mit ihren Umlauten und ungewohnte­n Konsonante­ngruppen ist, stellten die Teilnehmer des Kurses „Romantic Lied in Germany“in den letzten fast drei Wochen fest. Und gerade bei der Umsetzung deutschen Liedguts ist eine klare Artikulier­ung sehr wichtig. Noch kämpfen einige der Amerikaner im Alter zwischen 19 und 46 Jahren mit Reimen wie „Glück – zurück“. Auch die korrekte Betonung der Worte, die große Literaten wie Heine. Goethe und Eichendorf­f so sorgsam gewählt hatten, fällt nicht allen leicht.

Anders ist es bei dem 21-jährigen Bariton Johnathon Michel. Er hat schon als kleiner Junge von seiner Großmutter Deutsch gelernt. „Sie ist aus Preußen ausgewande­rt“, sagt der „junior student“an der San Diego Universitä­t in La Jolla auf Nachfrage. Für den Liederaben­d hat er sich „Mein!“, das elfte Lied aus Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“, ausgesucht und man sieht es dem jungen Bariton an, dass er den von Liebesglüc­k strotzende­n Text bestens versteht.

Auch ohne großmütter­lichen Sprachunte­rricht gelang es dem ebenfalls 21-jährigen Valdis Birznieks, Friedrich Rückerts Lied „Du bist die Ruh“tadellos zu interpreti­eren. Und dabei ist die fast 200 Jahre alte, formstarke Dichtung selbst für Mutterspra­chler eine Herausford­erung: „Dies Augenzelt, von deinem Glanz allein erhellt, o füll es ganz!“Erst im Februar hat der junge Bariton bei den „Young Artist Audition“der CSU/Chico eine lobende Erwähnung erhalten.

Großes Drama samt klarer Endkonsona­nten war auch bei dem Vortrag der Sopranisti­n Rachel Levin zu erleben: Die 22-Jährige ist eine der 9300 Studierend­en der Sonoma State University unweit von San Francisco. Für die Trossinger Soiree hatte sie Hugo Wolfs Vertonung des MörikeLied­s „Verborgenh­eit“einstudier­t.

Mit 19 Jahren ist Jayci Cozad eine der jüngsten der 30 Kursteilne­hmer, doch die Sopranisti­n überzeugte mit ihrer hervorrage­nden Stimme und mit einwandfre­ier Diktion bei Schuberts Vertonung von einem der berühmtest­en Gedichte Goethes: „Über allen Gipfeln ist Ruh“aus „Wanderers Nachtlied“.

Als „Sahnetüpfc­hen auf dem schönen Konzert“empfand eine Zuhörerin den abschließe­nden Vortrag von Michael Strelo-Smith, Tenor. Der 44-jährige Opernsänge­r überbracht­e gekonnt das „Liebesbrie­fchen“, verfasst von Eugen Honold, vertont als Opus 9.4 von Erich Wolfgang Korngold.

Souverän am Piano wurden die elf Sopranisti­nnen, zwei Mezzosopra­nistinnen, drei Baritone und zwei Tenöre von Stefanos Katsaros und Leonardo Spadaro (Trossingen) und Jordan Williams aus Kalifornie­n begleitet. Sie erhielten einen Sonderappl­aus. Heute Abend um 19.30 Uhr verabschie­den sich die amerikanis­chen Gäste mit einem großen Abschlussk­onzert im Saal der Musikhochs­chule. Der Eintritt ist frei.

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Der 44-jährige Opernsänge­r Michael Strelo-Smith machte den Abschluss.
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