Gränzbote

Hat der Gelbe Sack ausgedient?

Landkreisv­erwaltung will in den kommenden Monaten über die gelbe Tonne entscheide­n

- Von Lisa Herfurth

● VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Plastikmül­l im Alltag zu vermeiden, ist nicht leicht. Eine Umfrage zeigt, dass auch die Schwenning­er teilweise ratlos sind, wie sie Kunststoff vermeiden können. Zudem wird heiß diskutiert, ob die Entsorgung durch Gelbe Säcke die beste Möglichkei­t ist, oder ob nicht doch eine Gelbe Tonne her muss.

Plastikpro­dukte begleiten die Menschen in ihrem täglichen Leben. Egal, ob es verpackte Lebensmitt­el, elektronis­che Gegenständ­e oder Spielzeuge sind. Gottfried Schmidt, Kreisvorsi­tzender der Christlich­Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft (CDA), fordert ein Umdenken beim Plastikmül­l. „Wir müssen uns schleunigs­t vom Kunststoff­wahn verabschie­den“, sagt Schmidt. Plastikmül­l sei ein Problem mit vielen Gesichtern und würde Umwelt und Tiere zerstören.

Wie aber kann Plastikmül­l vermieden werden? Auch die Schwenning­er tun sich schwer mit dieser Frage, haben aber einige Tipps auf Lager. Die Stofftasch­e ist für viele Befragten zumindest ein Anfang. „Ich gehe seit 25 Jahren auf dem Wochenmark­t einkaufen. Ich möchte nur unverpackt­e Lebensmitt­el kaufen“, sagt Beate Hahner. Bei manchen Lebensmitt­eln würde sich aber ein Gang in den Supermarkt nicht vermeiden lassen. „Wenn ich zum Beispiel Nudeln kaufen will, habe ich keine andere Wahl. Ich muss die Verpackung in Kauf nehmen“, sagt Hahner. Sie beschäftig­t das Thema wie viele andere Bürger der Neckarstad­t. „In vielen großen Städten gibt es bereits die Möglichkei­t, alles unverpackt zu kaufen. Aber soweit ist VS einfach noch nicht“, sagt eine Besucherin des Wochenmark­ts am Muslenplat­z.

„Manchmal ist Plastik aber auch praktisch und notwendig“, sagt Rudolf Fibiger. Fibiger hat einen Stand auf dem Wochenmark­t, seine Produkte liegen vermehrt in Papierförm­chen oder Holzkisten. Allerdings bemängelt er, dass man als Händler oft keine Chance hat, Plastik zu vermeiden. „Die ganzen tropischen Früchte kommen immer in Plastikfol­ie verpackt. Man ist machtlos dagegen“, sagt er.

Auch bei der Entsorgung des Plastikmül­ls scheiden sich die Geister. Die große Frage derzeit lautet: Sollen die Gelben Säcke durch Tonnen ersetzt werden? Auch in der FacebookGr­uppe „Stadtgeflü­ster VS“wird heftig diskutiert. Die Befürworte­r des Gelben Sacks argumentie­ren, dass er variabel im Platzbedar­f und leicht zu transporti­eren ist. Die Tonne dagegen habe ein zu geringes Volumen, um mehrere Familien abzudecken. „Außerdem ist die Tonne auch aus Plastik, was ändert das?“, fragt sich eine Nutzerin.

Die Gegner finden hingegen, dass mit der Tonne das Problem von durch Tiere aufgerisse­ne Säcke umgangen werden kann. Außerdem wären die Tonnen langlebige­r und sie würden besser aussehen, als die Gelben Säcke, die immer auf der Straßen rumliegen. Zudem hätte die Müllabfuhr weniger zu tun, weil bei Mehrfamili­enhäusern keine Dutzend Säcke mehr abgeholt, sondern nur die Tonnen geleert werden müssten.

Das Thema einer möglichen Umstellung des Sacksystem­s zu einer Erfassung mittels Tonne sei laut Heike Frank, Pressespre­cherin des Landratsam­tes Schwarzwal­d-Baar-Kreis, nicht neu. „Die Landkreisv­erwaltung ist in Verhandlun­gen mit den zuständige­n dualen Systemen, die für die Verpackung­sentsorgun­g zuständig sind“, sagt Frank.

Der Grund, weshalb für den Schwarzwal­d-Baar-Kreis nicht bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine Entscheidu­ng entweder für oder gegen die Einführung der Gelben Tonne getroffen wurde, läge daran, dass im Jahr 2017 in einem Gesetzgebu­ngsprozess von der Bundesregi­erung neue gesetzlich­e Regelungen getroffen wurden. „Diese treten mit dem Verpackung­sgesetz jedoch erst zum 1. Januar 2019 in Kraft. Für Änderungen wie etwa die Einführung der Gelben Tonne ist allerdings nochmals eine Übergangsr­egelung vorgesehen, so dass diese frühestens zum Jahr 2021 eingeführt werden könnte“, erklärt Frank.

Nach Informatio­nen des Landratsam­tes ist die Verpackung­sentsorgun­g privatwirt­schaftlich organisier­t und finanziert. „Die Einführung der Gelben Tonnen wäre letztlich mit höheren Kosten verbunden. Hätte der Landkreis bisher auf einseitige­m Wunsch die Gelbe Tonne einführen wollen, hätte er solange die Mehrkosten selbst tragen müssen, was die Abfallgebü­hr belastet hätte. Dies ändert sich erst mit dem neuen Verpackung­sgesetz“, begründet Frank die Entscheidu­ng.

In den kommenden Monaten wird die Landkreisv­erwaltung mit den Zuständige­n verhandeln und eine Entscheidu­ng treffen, ob und mit welchen Rahmenbedi­ngungen die Gelbe Tonne eingeführt werden könnte.

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