Willst du mit mir gehen?

Berlin hat offenbar ein Geruchsproblem. Am Samstag musste das sehr populäre Frauen-Gehen verschoben werden, weil es aus einem Gully nach Gas stank. Ein besorgter Beobachter hatte das No-Go gewittert – und mit der nächsten Synapse natürlich sofort das naheliegende Unheil, nämlich einen Anschlag mit ABC-Waffen, womöglich sogar eine Stinkbombe. Also wurde die Feuerwehr alarmiert, die prompt ganz Berlin im Schnelldurchlauf abschnupperte, danach aber zügig entwarnte.

Kommunen haben es wie wir alle nicht einfach. Berlin etwa hat wie alle Städte auf der Welt derzeit ein kleines Kanalisationsproblem. Es stinkt zum Himmel, denn die Hitze beschleunigt die Faulungsprozesse. „Wir haben Leute, die im Moment fast ausschließlich damit beschäftigt sind, Kanalgeruch zu vertreiben“, sagte Astrid HackeneschRump von den Berliner Wasserbetrieben gerade in einem weltweit für Aufsehen sorgenden Artikel („Darum riecht es an fast jeder Ecke Berlins nach faulen Eiern“) von Tag24.de. Weil Berlin jedoch von Venedig weiß, dass die Liebe eines Touristen oder Leichtathleten zu einer Stadt vor allem durch die Nase geht – man muss jemanden riechen können –, tut die Hauptstadt alles, um die Missstände zu beseitigen. Sie greift nicht zu Domestos oder Abflussfrei, wie es Kehrwoche-erprobte Schwaben machen würden, sondern zu einer Art Parfum. Kleine KanalDeos respektive Duftsteine, die in den Schacht gehängt werden, sollen den Gestank überdecken.

Sollte all das langfristig nichts bringen, empfehlen wir Berlin-Begehern künftig, einem Rat des bayerischen Liedermachers und Humoristen Fredl Fesl zu folgen: „Zwei Knaben saßen auf einer Bank, der eine roch, der andre stank. Da sprach der Roch zum Stank: Ich geh jetzt auf ne andre Bank.“

Übrigens hatte das Gas aus dem Gully und die Verzögerung eine romantische Folge: Erstmals in der EM-Geschichte durften sich Frauen und Männer gemeinsam auf den 20 Kilometer langen Weg machen. Viele Athleten sollen während des Wettkampfs euphorisiert den alten Schlager von Daliah Lavi gesungen haben, eine Frage, die uns Menschen offenbar beschäftigt: Willst du mit mir gehen?