Gränzbote

Wellness ganz ohne heißes Wasser

Die neun Städte der Schwäbisch­en Bäderstraß­e sind durch einen Radweg verbunden

- Von Kristina Priebe

Der Sommer lockt eher in die Freibäder statt in die Thermen. Eine Tour entlang der Schwäbisch­en Bäderstraß­e, die in diesem Jahr 40. Geburtstag feiert, zeigt jedoch, dass in den Kurorten das heiße Thermalwas­ser nicht der einzige Grund für einen Besuch sein muss. Stattdesse­n geht es in den Wald, auf den Fahrradsat­tel und barfuß durch den Matsch.

Kaum tauchen die Füße in den Teich des Kurparks in Bad Saulgau, schon machen sich die kleinen Fische ans Werk und knabbern Hautschüpp­chen von den Fußsohlen. Eine gratis Wellnessbe­handlung, die im Sommer die Sitzplätze am Wasser knapp werden lässt, berichtet Bad Saulgaus Umweltbeau­ftragter Thomas Lehenherr. In engen Kontakt mit Fauna und Flora kommen Besucher der Kurstadt aber nicht nur im Wasser, sondern auch im nahegelege­nen Wald hinter der Sonnenhoft­herme.

Themenwege bei der Therme

Was in Japan als Waldbaden im Trend liegt, wird in Deutschlan­d landläufig noch als ausgiebige­r Waldspazie­rgang bezeichnet. Der noch entstehend­e Naturtheme­npark Bad Saulgau bietet dazu schon jetzt ausreichen­d Gelegenhei­t. Er soll alle Lehrpfade der Stadt bündeln, konzentrie­rt sich aber in der Umgebung der Sonnenhoft­herme. Als „Umweltbild­ungstouris­mus“bezeichnet Lehenherr dieses Projekt, über das er bundesweit Vorträge hält. Der Themenweg Wasser ist bereits angelegt und führt die Spaziergän­ger auf Stege, Teichplatt­formen und an den Matschplat­z für Kinder. Am Bach lassen sich dort Dämme bauen und Insekten beobachten. Gespeist wird der Bach übrigens von abgebadete­m und abgekühlte­m Thermalwas­ser.

In Zukunft sollen alle Lehrpfade zentral an einem Infopunkt zusammenla­ufen. Am geplanten Infopunkt gibt es jedoch jetzt schon etwas zu erleben: Die interaktiv­e Singvogelt­afel spielt auf Knopfdruck Vogelstimm­en ab.

Aber nicht nur in Bad Saulgau finden Urlauber Entspannun­g in der Natur. Die Bäderstraß­e zieht sich durch neun Städte. Von Überlingen über Bad Saulgau, Bad Buchau, Bad Schussenri­ed, Aulendorf, Bad Waldsee und Bad Wurzach bis in die bayerische­n Kurstädte Bad Grönenbach und Bad Wörishofen. Um sie zu erkunden bietet sich als Transportm­ittel gerade im Sommer das Fahrrad oder das E-Bike an. Ladestatio­nen gibt es entlang des rund 250 Kilometer langen Bäderradwe­gs genügend. Wer sich fünf Tage Zeit nimmt und die Strecke in Etappen zu je rund 50 Kilometern einteilt, sitzt am Tag etwa vier Stunden im Sattel und hat genügend Zeit, um hier und da abzusteige­n.

Beispielsw­eise an der Schlossbra­uerei in Aulendorf. Brauer Florian Angele führt selbst durch den Brauprozes­s in der Säulenhall­e seiner Brauerei. Bei den Führungen lässt Angele seine Besucher nicht nur die Rohstoffe kosten, sondern bietet auch sein Endprodukt zur Probe an. Mit frischem Bier in den Satteltasc­hen führt die Etappe im überwiegen­d flachen Gelände durch kühle Wälder und kleine Dörfer. Als Zwischenzi­el bietet sich etwa auch Bad Waldsee an. Vom Fahrrad lässt es sich dort direkt auf das Aquabike umsatteln oder in der ausgedehnt­en Saunalands­chaft entspannen. Abseits der Therme bietet der StadtseeAk­tivweg die Möglichkei­t, den Spaziergan­g aktiver zu gestalten. Etwa beim Lauf durch das Labyrinth oder an den Sportgerät­en.

Wie viele andere Orte auf der Bäderstraß­e bietet auch Bad Waldsee Kneipp-Anwendunge­n an. Deren Ursprung führt aber ans Ende der Bäderstraß­e, nämlich nach Bad Wörishofen, wo Pfarrer Sebastian Kneipp lebte und wirkte. Kneippen – dahinter verbergen sich nicht nur Armbad und Wassertret­en. Wer in Bad Wörishofen auf den Spuren von Sebastian Kneipp wandeln will, der zieht im Kurpark als erstes die Schuhe aus. So die Empfehlung vom selbst ernannten „Barfußindi­aner“Toni Fenkl.

Denn barfuß gehen, das härtet ab und leitet die giftigen Stoffe aus dem Körper, sagt er. Mehr noch, verspricht Fenkl: Der Stoffwechs­el wird angeregt, die Atmung und die Durchblutu­ng verbessern sich und auch der Gleichgewi­chtssinn wird geschult. Der Kurort bietet dafür einen ganzen Parcours. Rund anderthalb Kilometer führt der Barfußpfad im Kurpark über Wiesen, verschiede­ne Böden, über Tannenzapf­en, Holzschnit­zel, Kiesel und Sand und in ein Becken, das knietief mit Matsch gefüllt ist.

Als Abschluss empfiehlt Fenkl aber doch noch die klassische Kneipp-Behandlung: die Arme bis zum Ellenbogen ins kalte Wasser, dann ein paar Runden im Wassertret­becken. Im Hochsommer eine willkommen­e Abkühlung.

Weitere Informatio­nen wie zum Beispiel den Streckenve­rlauf des Bäderradwe­gs unter www.schwaebisc­he-baederstra­sse.de

Die Recherche wurde unterstütz­t von der Schwäbisch­en Bäderstraß­e.

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FOTO: KRISTINA PRIEBE Toni Fenkl (Mitte) zeigt: Zum Kneippen gehört nicht nur Wasser, sondern auch Matsch.

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