Gränzbote

„Schwarzer Adler“wird ein Barber-Shop

Die Tuttlinger Traditions-Gaststätte bekommt eine neue Bestimmung.

- Von Valerie Gerards

● TUTTLINGEN - Männer werden oft stiefmütte­rlich behandelt, zumindest was den Frisörbere­ich anbelangt. Damit soll bald Schluss sein: Patrizia Maczek wird am 3. November dieses Jahres einen ganz besonderen Frisörsalo­n für Herren in Tuttlingen eröffnen. Das Konzept: Höchste Qualität und alles, was Männern Spaß macht.

Was das vermeintli­ch harte Geschlecht in Bezug auf Haare und Umgang will, das weiß Patricia Maczek ganz genau. „Ich beschäftig­e mich seit zwei Jahren mit Männern und habe alle halbe Stunde einen anderen vor mir sitzen“, erklärt die Frisörin, die übrigens eine von nur drei weiblichen Herrenfris­örinnen in der Szene ist. Sie ist vor fünf Jahren aus Köln und Stuttgart in den heimischen Salon in Mühlheim zurückgeke­hrt und hat vor zweieinhal­b Jahren eine Traineraus­bildung im Herrenbere­ich drangehäng­t – bei zwei Barbieren aus Dänemark, die zu den 20 Besten weltweit zählen.

Sie war lange auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie in Tuttlingen, da sie mit ihren Ansprüchen recht kompromiss­los war: Sie wollte keine Frisörhall­e haben und auch keine Massenabfe­rtigung. Sie suchte ein Haus mit Persönlich­keit, das Gebäude musste im Gesamten etwas hermachen, nicht nur das Innere. „Ich war auf der Suche nach einem guten Flair, einem ,Place to be’: zum Bier trinken und Billard spielen“, erzählt Maczek. Mit dem „Schwarzen Adler“in der Unteren Vorstadt in Tuttlingen hat sie das offenkundi­g gefunden. Sie selbst wohnt über ihrem Geschäft, das am 3. Oktober eröffnen soll.

Wirte hatten nicht mehr viel Glück

Der „Schwarze Adler“hat eine lange Tradition als Gaststätte. Nur: In den vergangene­n Jahren wechselten die Wirte häufig, so blieb das Vertrauen in die dortige Gastronomi­e bei den Tuttlinger­n überschaub­ar. Auch das italienisc­he Restaurant, das bis vor wenigen Monaten im „Schwarzen Adler“beheimatet war, hat nicht lange durchgehal­ten.

Die 28-Jährige wird zu Beginn alleine arbeiten, weil noch niemand mit einer entspreche­nden Qualifikat­ion da sei. Unterstütz­en werden sie

zwei Thekenkräf­te und immer wieder Gastbarbie­re aus dem Ausland – auch das gehört zum Konzept, dass Mann sich in Tuttlingen in die Hände von internatio­nalen Barbieren begeben kann. Es soll einen großen Accessoire-Bereich geben mit Dingen, die Männern gefallen, mit Dart, Billard, Whiskey, Bier und Gin. Hinzu

kommen Events wie Grillsemin­are, Gin- und Whiskey-Tastings: „Das wird ein Männerspie­lplatz!“

Im kleinen Damensalon mit eigenem Eingang – Frauen haben im Herrenbere­ich keinen Zutritt – werden zwei Frisöre arbeiten, eine von ihnen ist Anna Gabriella Sposetti, ihre Mutter; Patrizia Maczek kommt aus einer Frisörfami­lie, wie sie über sich selbst sagt. Ihr Bruder hat einen Salon in der Schweiz.

Getrost darf man Patrizia Maczek eine Star-Barbarella nennen, auch wenn sie selbst sich einfach nur als Herrenfris­örin bezeichnet: Denn in der Festivalsa­ison ist sie mit ihrem zu einem Barber-Salon umgebauten See-Container auf Festivals unterwegs und sorgt bei Bandmitgli­edern vor ihren Auftritten für coole Frisuren. Die Haare von Kings of Lion, Radiohead, Depeche Mode und Iggy Pop sind bereits durch ihre Finger geglitten. Außerdem ist sie als Fachtraine­rin in Deutschlan­d, Dänemark, Schweden und Norwegen unterwegs.

Die Zeit ist reif für einen solchen Laden in Tuttlingen

Ob Tuttlingen für sie nicht eine Nummer zu klein ist? Da kommt ein entschiede­nes Nein von Patrizia Maczek. Sie verdiene schließlic­h ihr täglich Brot mit ihrer ganz normalen Kundschaft und findet die Donaustadt toll. „Jetzt ist in Tuttlingen der beste Zeitpunkt. Tuttlingen hat Bock auf ein bisschen Großstadt.“

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FOTO: VALERIE GERARDS
 ?? FOTOS: VALERIE GERARDS ?? Patrizia Maczek verwandelt den „Schwarzen Adler“aus einem Wirtshaus in einen Barber-Shop. Durch ihre Hände sind schon Musikgröße­n wie die Musiker von Depeche Mode oder Radiohead gegangen.
FOTOS: VALERIE GERARDS Patrizia Maczek verwandelt den „Schwarzen Adler“aus einem Wirtshaus in einen Barber-Shop. Durch ihre Hände sind schon Musikgröße­n wie die Musiker von Depeche Mode oder Radiohead gegangen.
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Der „Schwarze Adler“hat in den vergangene­n Jahren den Gastronome­n nicht wirklich Glück gebracht. Jetzt bekommt er eine Umwidmung.

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