Gränzbote

Schneller obdachlos

Wohnungsma­ngel birgt Risiken für Mieter - Stadt baut zwei neue Unterkünft­e

- Von Sabine Felker

TROSSINGEN - Die Zahl der Menschen, die nach einer Wohnungskü­ndigung ernste Schwierigk­eiten haben, in Trossingen eine neue Bleibe zu finden, steige, so die Einschätzu­ng von Hauptamtsl­eiter Dieter Kohler. Die Stadt muss ihre räumlichen Kapazitäte­n für die Unterbring­ung Obdachlose­r deshalb ausbauen. Bis spätestens Dezember sollen zwei neue Unterkünft­e am Trosselbac­h entstehen.

Die beiden kleinen Häuser, die in Holzbauwei­se gebaut werden, waren eigentlich schon für vergangene­s Jahr geplant. Doch weil die Anlage für Obdachlose am Trosselbac­h in einem Naturschut­zgebiet steht, habe auch das Landratsam­t mit genauen naturschut­zrechtlich­en Prüfungen eingeschal­tet werden müssen, so Kohler. „Das hat zu Verzögerun­gen geführt.“Doch im Herbst soll es nun mit den Arbeiten losgehen. „Uns ist viel daran gelegen, dass die beiden Häuser schnell fertig werden.“

Derzeit leben in der Anlage, die aus Wohncontai­nern und kleinen Holzhäuser­n besteht, 13 Menschen. Diese Zahl könne sich aber täglich verändern. Manche Menschen leben dort seit Jahren, andere suchen sporadisch hier Obdach, wieder andere schaffen es nach kurzer Zeit, eine reguläre Wohnung zu finden. Denn nicht alle passen in das Klischee der Gestrauche­lten. „Einige der Bewohner

gehen einer geregelten Arbeit nach“, so Dieter Kohler. Diese zahlen dann eine Nutzungsge­bühr statt einer Miete an die Stadt.Doch tatsächlic­h haben die meisten Bewohner mit großen persönlich­en Schwierigk­eiten zu kämpfen. „Manche haben ein Alkoholpro­blem, andere sind von harten Drogen abhängig“, so die Erfahrung des Hauptamtsl­eiters. Die Nutzungsge­bühr übernimmt dann das Sozialamt. Eine sozialpäda­gogische Betreuung bekommen diese Menschen nicht vor Ort. „Wenn es Probleme gibt oder einen Ansatzpunk­t, bei dem wir glauben, dass Hilfe nötig ist, informiere­n wir das

Landratsam­t“, so Kohler weiter. Von dort werde nach Bedarf ein Sozialarbe­iter geschickt.

Wie teuer die beiden neuen Holzhäuser werden, kann die Verwaltung noch nicht genau beziffern. „Wir haben in den Haushalt 2016 270 000 Euro eingestell­t. Die reichen auf jeden Fall, wir gehen sogar davon aus, dass wir deutlich darunter bleiben werden“, sagt Kohler. Denn mit der Holzbauwei­se sei eine Bauform gefunden worden, die deutlich kostengüns­tiger sei als andere Varianten.

Nicht alle Obdachlose­n in Trossingen sind am Trosselbac­h untergebra­cht. Droht zum Beispiel einer Familie

wegen einer Zwangsräum­ung die Obdachlosi­gkeit, kann die Stadt diese Menschen per Einweisung für zwei weitere Monate in der betroffene­n Wohnung unterbring­en. Dieses Mittel werde jedoch nur im absoluten Notfall gewählt, versichert Kohler. Schließlic­h bedeutet dies einen gravierend­en Einschnitt in die Eigentumsr­echte des Vermieters.

Dieter Kohler fürchtet, dass sich die Stadt in Zukunft intensiver mit dem Thema Obdachlosi­gkeit beschäftig­en muss: „Der Wohnungsma­rkt ist knapp. Wer eine Kündigung bekommt, hat es schwer, eine alternativ­e Wohnung zu finden.“

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FOTO: SABINE FELKER Am Trosselbac­h sind die Obdachlose­nunterkünf­t der Stadt Trossingen. Zwei zusätzlich­e Unterkünft­e sollen hier entstehen.
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