Gränzbote

Einer für alles

Der Egesheimer Bauhof hat im Sommer viel zu tun – Raphael Reiser erledigt alles allein

- Von Caroline Messick

EGESHEIM - Schlaglöch­er füllen, Grünanlage­n pflegen, Reparature­n erledigen – Wo sich andere Betriebe in der heißen Jahreszeit mit dem Sommerloch herumschla­gen, geht die Arbeit auf dem Bauhof nie aus. In Egesheim stellt sich Fronmeiste­r Raphael Reiser den unzähligen Arbeiten und Arbeitsauf­trägen, die in der 655 Einwohner starken Gemeinde anfallen – und das ganz alleine.

„Für einen Mann ist das ziemlich grenzwerti­g, aber es geht gerade so“, sagt Reiser, als er die Karte mit dem Grundriss der Gemeinde betrachtet und die Aufgaben für den Tag gedanklich absteckt: Rasenmähen muss er heute auf jeden Fall nochmal, auf dem Spielplatz nach dem Rechten sehen, den Hochbehält­er kontrollie­ren, einen Rundgang auf dem Friedhof machen und die Erzieherin­nen vom Kindergart­en haben sich auch noch wegen einer defekten Jalousie gemeldet. Nicht gerade wenig, wenn man als Einzelkämp­fer eine ganze Gemeinde zu betreuen hat. Doch der 33-Jährige, der sich vor zwei Jahren spontan dazu entschied, seinen Job bei einem Holzverarb­eitungsbet­rieb zu kündigen und in Egesheim als Fronmeiste­r anzuheuern, schwärmt in den höchsten Tönen von seiner jetzigen Arbeit: „Immer in der Werkstatt sein – das war nicht meins. Jetzt bin ich jeden Tag draußen unterwegs, treffe Leute und habe viel Abwechslun­g.“

Und die beginnt morgens mit einer ausgiebige­n Runde Rasenpfleg­e, gefolgt von einem Besuch auf dem Spielplatz. Als erstes steuert Reiser dort den Rutschentu­rm an. „Hier schaue ich, dass nichts gerissen ist und ich überprüfe, ob die Holzplatte­n vom Turm der Witterung standgehal­ten haben“, sagt er, steigt auf den Turm und rüttelt an den Seilen und Ketten, die an ihm herunterhä­ngen.

Ein dumpfes Klopfgeräu­sch

Plötzlich bringt ein dumpfes Klopfgeräu­sch den Kontrollga­ng kurz zum Stoppen: Reisers Handy meldet sich. Das hat er immer im Blick „falls das Hochwasser­becken überläuft“, witzelt der 33-Jährige.

Und genau dort geht es als nächstes hin – wenn auch etwas beschwerli­ch mit dem großen Bauhof-Traktor; Zweimal muss er auf dem schmalen Weg zur Wasservers­orgungsanl­age zurücksetz­en, um den Traktor um die Kurve vor das Tor manövriere­n zu können.

Als Reiser den Hochbehält­er in Augenschei­n nimmt, befinden sich rund 200 Kubikmeter Wasser darin. „Das ist genau richtig um diese Uhrzeit“, sagt er mit Blick auf die Uhr, die 10.30 Uhr anzeigt. Der Wasserstan­d verändere sich je nach Tageszeit und Verbrauch, weshalb er auch darauf vorsichtsh­alber ein Auge hat. Noch ein schneller Check im Keller, ob hier wirklich nichts überschwem­mt ist und alle Leitungen dicht sind und dann geht’s auch schon weiter zur kaputten Jalousie im Kindergart­en.

Nur zwei Handgriffe braucht Reiser, dann hat er die Jalousie repariert. Die Lamellen hatten sich ineinander verschoben, die Jalousie konnte deshalb nicht mehr richtig schließen. „Hier wurden letztens auch Malerarbei­ten gemacht“, erinnert sich Reiser und vermutet einen Zusammenha­ng. Auch den Sonnenschi­rm schaut er sich kurz an; da ist die Aufspannsc­hnur gerissen. Die muss der Fronmeiste­r aber beim nächsten Mal reparieren, weil er die passende Schnur nicht bei sich hat.

Am Friedhof, dem letzten Stopp vor der nächsten großen Mähaktion, angekommen, gibt sich Reiser schließlic­h mit einem schnellen Rundgang zufrieden: „Ein bisschen Unkraut entfernen und die Hecke schneiden muss man hier, aber das plane ich mal für nächste Woche ein“, sagt er und fügt lachend hinzu: „Da braucht man ja auch noch Arbeit.“

Ein Video finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ serie-bauhof-egesheim

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FOTO: CAROLINE MESSICK Mähen: Dieser Arbeit widmet sich Egesheims Fronmeiste­r Raphael Reiser in der Sommerzeit tagein, tagaus – und zwar mit Freude.
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