System ist mehrfach abgesichert
„Die SZ öffnet Türen“zur Aldinger Nahwärmezentrale am Schulzentrum
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ALDINGEN - Nahwärme im Hochsommer: Tropische Temperaturen herrschen in der Aldinger Nahwärmezentrale am Schulzentrum am Mittwochnachmittag. Trotz 37 Grad im Inneren sind immerhin acht Interessierte zur Aktion „Die SZ öffnet Türen“gekommen. Sie wollen wissen, wie die Technik und die flächendeckende Vorgehensweise der Gemeinde in der Nahwärmeversorgung funktioniert, die damit in der Region eine Vorreiterrolle innehat.
Hauptamtsleiterin Iris Stieler und Wassermeister Zeljko Lujic, der auch für die Nahwärme zuständig ist, begrüßen die Teilnehmer. Lujic führt sie zunächst zum Blockheizkraftwerk. Mit einem Kollegen ist er für Öl- und Zündkerzenwechsel und kleine Wartungen zuständig, erläutert er. „Die größere Wartung ist alle 2000 Stunden.“Stieler erklärt, dass das gemeindliche Blockheizkraftwerk zu 100 Prozent mit Biomethan betrieben werde – ein auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas. „Wir haben es gut im Griff, dass wir immer Wärme liefern können“, betont Lujic.
Dafür sorgt, berichtet Stieler, dass die beiden Blockheizkraftwerke der Firma Sauter in den Wintermonaten als zusätzlicher Versorger hinzukommen. Durch deren Pufferspeicher sei die Speicherkapazität seit 2016 verdoppelt worden.
Nächste Station ist die Holzschnitzelanlage. „An einem Tag brauchen wir zehn Kubik Holzschnitzel“, berichtet Lujic. „Das Material sollte 30 Prozent Restfeuchtigkeit haben – aber im Moment ist es furztrocken.“Die Anlage mit 500 Kilowatt laufe nur im Winter zusätzlich. Stieler: „Sobald die Leistung der drei Blockheizkraftwerke nicht mehr ausreicht, schaltet sich automatisch der dritte Wärmeerzeuger in Form eines Holzhackschnitzelkessels hinzu.“Nach so viel Nahwärme sind alle Interessierten froh, dass die Gemeinde Aldingen erst mal kühle Getränke kredenzt. Lujic und Stieler erläutern derweil weiter Hintergründe. „Alles ist zwei, drei Mal abgesichert“, sagt Lujic. Zuletzt sei dieses Jahr „für Spitzenzeiten im Winter an einzelnen Tagen“ein weiterer Spitzenlastkessel angeschafft worden. „Auch für den Fall einer Störung oder bei Wartungsarbeiten – alle vier Anlagen sind voneinander unabhängig, um eine maximale Versorgungssicherheit zu erreichen“, betont die Hauptamtsleiterin. „Bei Nahwärme hast du 100 Prozent regenerative Energie“, weist der Wassermeister auf den Umweltaspekt hin – und auf die günstigen Kosten. „Im Moment kostet die Kilowattstunde fünf Cent – das ist wahnsinnig günstig im Vergleich.“
Inzwischen 226 Anschlüsse
Die Anlage in ihrer jetzigen Ausprägung könnte „noch rund 100 weitere Abnehmer vertragen“, sagt Lujic. Das würde passen: Laut Stieler gibt es beim 2012 gestarteten und räumlich immer weiter ausgedehnten Aldinger Nahwärmenetz inzwischen 226 Anschlüsse, davon seien 110 Abnehmer, bei den weiteren 116 sei bisher nur der Anschluss geschaffen. Hinzu kämen 16 angeschlossene Gemeindegebäude. Die Kosten für einen Hausanschluss beziffert sie auf durchschnittlich 3700 Euro netto; bei einem Anschluss mit Abnahme seien es durchschnittlich 7200 Euro netto.
Lujic zeigt den Teilnehmern von „Die SZ öffnet Türen“eine Übergabestation: „Die kommt ins Haus mit Wärmetauschern für Heizung und Brauchwasser.“Sie sei, etwa im Vergleich zu Heizöltanks, Platz sparend. Weiter geht es zum Brennraum. Von dem führen Abgasrohre nach oben – „mit Schalldämpfern, weil es ziemlich laut war“. Lujic erklärt, dass diese große Anlage „zum Putzen komplett auseinander genommen werden muss – das dauert anderthalb Tage“.
Ein Aldinger will wissen, was der Kaminfeger machen müsse. „Er misst am Abgasrohr und putzt den Schornstein“, antwortet der Experte. „Der holt da zwei, drei große Kübel Asche raus – das gibt schon einen Haufen, wenn die Anlage im Winter 24 Stunden durchläuft.“Letzte Station der informativen Führung ist der Holzschnitzelbunker. Lujic erläutert, das dieser etwa zehn Meter hoch sei. „Und er fasst 270 Kubikmeter.“
Video bei www.schwaebische.de/aldingen-nahwaerme