Etwas Zeit gekauft
Die Kritik von allen Seiten ist groß. Doch eigentlich ist das Rentenpaket der großen Koalition ein gelungener Kompromiss.
Die Diskussionen über eine generationengerechte Altersvorsorge, über Rentenniveau und Lebensarbeitszeit wird dadurch allerdings höchstens verschoben. Mit gedeckeltem Beitragssatz und stabilem Rentenniveau erkaufen sich Union und SPD lediglich etwas mehr Zeit für die anstehende große Reform. Für die Betroffenen, die jungen Beitragszahler und die rentennahen Geburtsjahrgänge, bedeutet der Kompromiss eine gewisse Sicherheit bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts.
Diese Zeitspanne ist mit Blick auf das Mehrgenerationenwerk Alterssicherung ein Klacks. Die Jungen haben einen Anspruch auf Verlässlichkeit des Systems über Jahrzehnte hinweg. Die Älteren müssen ihr Alterseinkommen kalkulieren können. Wie beides möglich sein soll, bleibt offen.
Doch bis die Rentenkommission Anfang 2020 ihre Vorschläge für die langfristige Altervorsorge präsentiert, sollte die Politik mit der Debatte nicht warten. In Ruhe kann das Expertengremium nach den Vorstößen der SPD in den letzten Tagen ohnehin nicht mehr arbeiten. Und die dann anstehenden Entscheidungen betreffen alle Menschen im Lande und sollten entsprechend ernsthaft und breit diskutiert werden. Das Ergebnis muss allen Generationen gerecht werden, nicht nur der älteren, die bei allen künftigen Wahlen die Mehrheit der Wähler stellt.