Bei SHW brennt eine Abluftreinigungsanlage
Rauchwolke weithin sichtbar – Produktion unterbrochen – Feuerwehr und Polizei nicht vor Ort
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TUTTLINGEN - Ursache für die gelbbraune Rauchwolke, die am Dienstagnachmittag über dem Betriebsgelände der SHW im Ludwigstal in Tuttlingen aufgestiegen ist, ist laut Unternehmen der Brand in der Abluftreinigungsanlage des Schmelzofens gewesen. SHW-Unternehmenssprecher Michael Schickling sagt: „Nach unserem Kenntnisstand hat für Anwohner zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefahr bestanden.“
An dem Kupolofen, so heißt der Ofen, in dem dem der Schrott, den SHW als Ausgangsstoff für Bremsscheiben verwendet, eingeschmolzen wird, herrscht Dreischicht-Betrieb rund um die Uhr. Damit war am Dienstag erst einmal Schluss: „Als Folge des Brandes wurde der Ofen kontrolliert heruntergefahren“, so Schickling.
Mitarbeiter hätten gegen 15.15 Uhr den Brand in der Abluftreinigungsanlage entdeckt und zeitnah gelöscht. Die Anlage habe daraufhin nicht mehr funktioniert, weshalb die Produktion angehalten worden sei. Das Herunterfahren des Ofens sei im Übrigen der Auslöser für die weithin sichtbare Rauchwolke gewesen, erklärt Schickling. Nach Reparaturarbeiten – Dichtungen und Filter der Anlage mussten ausgetauscht werden – sei im Laufe des Mittwochs die Produktion wieder aufgenommen worden.
„Die Schadenshöhe ist gering“, erklärt der Unternehmenssprecher. Wegen der Rauchwolke hätten sich „wenige Anrufer“an SHW gewandt mit der Frage nach der Ursache. Denen sei der Sachverhalt dargelegt worden.
Informationen gewünscht
„Ich habe keinerlei Informationen der örtlichen Behörden vernehmen können, ob Fenster und Türen geschlossen sein sollten. Eine Entwarnung, Fehlanzeige“, beschwert sich Albin Tanzberger, der in Tuttlingen wohnt. Dabei sei der Rauch mehrere Stunden lang dem Verlauf der Donau Richtung Tuttlingen gezogen. Auch im sozialen Netzwerk ist die Rauchwolke kommentiert worden.
Laut Klaus Vorwalder, Kommandant der Tuttlinger Feuerwehr, ist die Wehr von einem Vertreter der Firma SHW informiert worden, dass es dort brenne. Ein Ausrücken sei aber nicht erforderlich, habe es vonseiten des Unternehmens geheißen. Man habe die Lage selbst im Griff.
Die Polizei war nicht eingebunden, wie Polizeisprecher Michael Aschenbrenner auf Nachfrage unserer Zeitung sagte. Das sei bei solch einem Vorfall aber auch nicht unbedingt notwendig, ergänzte er.
Die Polizei selbst habe keine Möglichkeit, Schadstoffe, die bei einem Brand entstehen könnten, zu messen. Aschenbrenner verweist auf die Feuerwehr. Laut Klaus Vorwalder habe jede Feuerwehr eine Grundausstattung zur Messtechnik von Schadstoffen, mehr aber auch nicht.
Einer, der in Tuttlingen permanent seine eigenen Feinstaubwerte erfasst, ist Jens Meier. Er wohnt in der Nordstadt. Sein selbstgebauter Messsensor sendet die Daten live ins Internet (wir berichteten). In seinen Messdaten ist am Dienstagnachmittag ein deutlicher Ausschlag in den Messkurven erkennbar gewesen. Die Werte von Feinstaub (Partikelgröße P 10) stiegen kurzfristig auf bis zu 100 Mikrogramm pro Quadratmeter. Diese lagen damit – zumindest auf der Terrasse von Jens Meier – doppelt so hoch wie der europäische Grenzwert von 50 Mikrogramm erlaubt. Ob es einen Zusammenhang zwischen den erhöhten Werten und dem SHW-Vorfall gibt, lässt sich allein aus den Daten nicht ablesen. Genauso wenig, ob von den Werten eine erhöhte Gefahr ausgeht. Denn: In der vergangenen Silvesternacht waren die Werte um ein Zehnfaches höher, als am Dienstagnachmittag.
Beschwerden über Geruch
Wie berichtet, sind beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg immer wieder Anwohnerbeschwerden über eine Geruchsbelästigung durch die Schmelzöfen des Automobilherstellers SHW eingegangen, wie RP-Pressesprecher Markus Adler bestätigte. Die zuständigen Behörden haben aber auch zurückgemeldet, dass die gesetzlich erforderlichen Werte der Anlage im Normalbetrieb in Ordnung seien.